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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Mauerfall:

Bielefeld (ots)

Ein Satz. Es war nur ein Satz. »Das tritt nach
meiner Kenntnis..., ähh, ist das sofort... unverzüglich.« Niemals 
zuvor und niemals danach hat jemand so hilflos und bedeutungsvoll 
zugleich gestammelt wie Günter Schabowski. Es ist der frühe Abend des
9. November 1989, als der SED-Funktionär Reisefreiheit für die 
DDR-Bürger verkündet. Diese Entscheidung, eher beiläufig mitgeteilt, 
sollte in Stunden die Welt verändern. Die Berliner Mauer fällt, 
Deutsche aus Ost und West schließen sich nach Jahrzehnten der 
Trennung wieder in die Arme. Ein Traum wird wahr.
Der 9. November 1989 ist ein Tag für die Geschichtsbücher. Er ist 
Höhepunkt und Finale einer einmaligen friedlichen Revolution. Am 9. 
November 1989 zahlt sich der Mut der Ostdeutschen aus, die gegen 
ihren Staat und das mit ihm verbundene Unrecht aufgestanden sind. Der
9. November 1989 wird aber auch deshalb zur Sternstunde der 
europäischen Geschichte, weil die Grenzbeamten die Nerven behalten 
und die Ost-Berliner auch ohne klaren Befehl in den Westen passieren 
lassen. Kein einziger Schuss fällt. Ein Wunder.
 20 Jahre danach wird die Erinnerung überlagert von der Frage: Wie 
ist es um die Einheit bestellt? Eine Frage, die berechtigt ist, aber 
zu kurz greift, wenn sie die gewonnenen Freiheitsrechte 
vernachlässigt und sich auf Wirtschaft und Wohlstand beschränkt.
Dabei steht es auch um Zweiteres nicht so schlecht. 1990 erreichte 
die Wertschöpfung des Ostens 30 Prozent des Westniveaus. Heute liegt 
die Quote bei 70 Prozent. 1,6 Billionen Euro sind in den Aufbau Ost 
geflossen. Eine gewaltige Summe, die ihre Wirkung nicht verfehlt hat.
 Wer anderes behauptet, unterschlägt, wie schlecht es zuletzt um die 
DDR stand: Der Staat lag am Boden, die Wirtschaft siechte dahin. Von 
diesem Ausgangspunkt kann sich die Bilanz nach 20 Jahren sehen 
lassen. Deutschland steht im internationalen Vergleich gut da, obwohl
andere Staaten eine solche historische Last nicht zu schultern 
hatten.
 Sorgen machen die Strukturunterschiede. Doch auch hier ist die Lage 
weniger dramatisch als angenommen. Ein Wohlstandsgefälle gibt es 
nicht nur zwischen West- und Ostdeutschland, sondern auch zwischen 
Süd- und Norddeutschland. Daran macht sich die Debatte um eine 
Abschaffung des Solidaritätszuschlags mindestens ebenso fest wie an 
der »Mauer in den Köpfen«.
Laut ARD-Deutschlandtrend sehen heute knapp 60 Prozent der Deutschen 
mehr Vor- als Nachteile in der Einheit. Während wir uns an 
deutsch-deutschen Befindlichkeiten reiben, schaut die Welt mit 
Hochachtung auf das, was am und seit dem 9. November 1989 in 
Deutschland passiert ist. Darüber gibt die Liste der Ehrengäste, die 
zu den Jubiläumsfeierlichkeiten erwartet werden, ebenso Auskunft wie 
die Aktionen in aller Welt. Von London bis Los Angeles, von Belgrad 
über Warschau, Madrid, Sofia, Den Haag, Rom und Paris - allerorten 
erinnert man sich mit Freude an den Fall der Berliner Mauer.
 Am 9. November 1989 war auch die Freude in Deutschland grenzenlos. 
20 Jahre später muss das nicht anders sein. Denken Sie am Montag 
dran!

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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