Neue Presse Hannover: Terrorhelfer - jahrelanges Behördenversagen Ein Kommentar von Dirk Racke
Hannover (ots)
Zehn Morde, Banküberfälle, Bombenanschläge - die Zwickauer Terrorzelle zog eine blutige Spur durch Deutschland. Seit dem Bekanntwerden der beispiellosen Serie ist klar: Ohne einen großen Unterstützer-Kreis hätte sie nicht 13 Jahre im Untergrund überstehen können. Die gestrige Festnahme zeigt erneut das jahrelange Versagen der Behörden. Carsten S. ist der inzwischen fünfte bekannte Terrorhelfer. Er war 1999 im rechtsextremistischen "Thüringer Heimatschutz" aktiv wie zuvor das Terrortrio, im Jahr 2000 war er Vizechef der jungen Nationaldemokraten. Doch die Verfassungsschützer vermerkten zwar drei Jahre später seinen Umzug nach NRW, doch dass er in engem Kontakt mit den Untergetauchten stand, sogar eine Pistole kaufte, das entging den Fahndern. Auch im Fall des in Lauenau festgenommen Ex-Hannoveraners Holger G. hatte der Verfassungsschutz versagt. G. war nur als Mitläufer eingestuft und wurde nach 2004 nicht mehr in der Szene bemerkt. Aber nach eigenem Geständnis half er seinen Freunden noch 2011 und hatte zehn Jahre zuvor sogar die von S. besorgte Pistole transportiert. Dass das Terrortrio ihn 2005 in Hannover besuchte - auch das fiel den Behörden nicht auf. Die beschlossene Neonazi-Datenbank soll alles verbessern, die Informationen aller Verfassungsschutzbehörden zusammenführen. Doch das, was bisher über das braune Netzwerk bekannt geworden ist, lässt an der Schlagkraft des neuen Werkzeugs zweifeln. Denn gespeichert werden nur gewaltbereite Rechtsextremisten oder deren Unterstützer. Dazu müssten die aber bekannt sein. Daran hat es bekanntlich gehapert.
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