Europäische Living Wage Konferenz: Unternehmen der Bekleidungsindustrie wie H&M müssen die Gewerkschaften vor Ort einbeziehen
Berlin (ots)
Das INKOTA-netzwerk und die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign - CCC) fordern H&M und andere Unternehmen auf, bei der Umsetzung eines existenzsichernden Lohns (Living Wage) in der Textil- und Bekleidungsindustrie die VertreterInnen der Arbeiter in Ländern wie Bangladesch und Kambodscha zu beteiligen. Hintergrund sind Ankündigungen von H&M zur Einführung eines Living Wage in den Zulieferbetrieben bis 2018 in Bangladesch und Kambodscha. H&M hatte auf der Europäischen Living-Wage-Konferenz Anfang dieser Woche in Berlin eine entsprechende Road Map vorgestellt.
Grundsätzlich begrüßt die Kampagne für Saubere Kleidung die Ankündigung von H&M. "Eine wichtige Vorraussetzung ist aber eine klare Definition des Existenzlohns", sagt INKOTA-Referent Berndt Hinzmann. "Die Vorstellungen von H&M und etwa Gewerkschaften aus Bangladesch gehen da noch weit auseinander". Auf der Living-Wage-Konferenz forderte Amirul Haque Amin von der NGWF deshalb, dass H&M die Gewerkschaften in den Ländern gleichberechtigt einbeziehen sollte. Ein übereinstimmendes Votum der anwesenden großen Delegation aus Bangladesch auf der Konferenz war außerdem, dass H&M und andere Einkäufer, die einen Existenzlohn umsetzen wollen, bei Preisvorgabe und Orderpraxis noch deutliche Veränderungen vornehmen müssen.
Positiv bewerten INKOTA und die CCC das deutliche Bekenntnis zur Zahlung eines existenzsichernden Lohns, das aus der verabschiedeten Erklärung aller Konferenz-TeilnehmerInnen aus Politik, Wirtschaft, internationalen Organisationen, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft hervorgeht. Gemäß dieser gemeinsamen Absichtserklärung, die sich auf die UN-Leitlinien für "Wirtschaft und Menschenrechte" bezieht, sehen sich alle Akteure "zur Umsetzung eines Existenzlohns in der globalen Zulieferkette verpflichtet". Damit wird die "hohe Bedeutung und eine Übereinstimmung des Konzeptes eines Living Wage - Existenz sichernden Lohnes" hervorgehoben.
INKOTA-Referent Berndt Hinzmann dazu: "Es ist ein gutes Zeichen, dass die Politik die dringende Notwendigkeit der Erreichung eines 'Lohnes zum Leben' mit einem klaren Aktionsplan angehen will." Die Verbände und Unternehmen seien jetzt gefordert mit ebenso konkreten Schritten den Menschenrechten bei der Arbeit Nachdruck zu verleihen und somit den Existenzlohn zu verwirklichen. "Das sollte in der globalen Fertigung von Bekleidung grundsätzlich der Fall werden", so Hinzmann weiter. Die Living-Wage-Konferenz hatten das deutsche Entwicklungsministerium und das Außenministerium der Niederlande initiiert. Die CCC und deren Partner, die Asia Floor Wage und die National Garment Workers Gewerkschaft aus Bangladesch (NGWF) brachten ihre Positionen ein.
Ashim Roy von der Asia Floor Wage sagte auf der Konferenz: "Es ist positiv, dass der Living Wage wieder im Fokus der Diskussion steht, da das Thema von Unternehmensseite verdrängt wurde. Außerdem ist es ein Schritt voran, dass die Regierungen in den Niederlanden und in Deutschland das Augenmerk auf eine konkrete Umsetzung und einen Aktionsplan legen. Dennoch ist die Einführung eines Living Wage eine Herausforderung. Ein Living-Wage-Konzept muss klare Umsetzungsschritte festlegen. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass Marken und Handelshäuser einen zielführenden Dialog und Verhandlungen mit Gewerkschaften in den Produktionsländern und in den Betrieben aufnehmen."
Lohn zum Leben: www.saubere-kleidung.de/lohnzumleben www.inkota.de/aktuell/unternehmen-muessen-gewerkschaften-vor-ort-einb eziehen (Kurzlink: http://ots.de/U7GZV)
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