Pisa-Forscher streiten über Gesamtschule
Hamburg (ots)
Führende Wissenschaftler der Schulstudie Pisa (Programme for International Student Assessment) sind uneins über die Notwendigkeit einer Reform der Schulstruktur in Deutschland. Bei einem Streitgespräch in der ZEIT kritisiert der OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher, der die internationale Studie koordiniert, das gegliederte deutsche Schulsystem: "Es lädt dazu ein, Schüler abzuschieben, anstatt sie zu fördern." Lehrer und Schüler müssten besser unterstützt und motiviert werden. Das sei durch eine Optimierung im Rahmen des gegliederten Systems nicht zu erreichen. Es trotzdem zu versuchen, erinnere ihn an Leute, die sagen, "okay, die bisherigen Versuche des Kommunismus sind zwar gescheitert, aber vielleicht finden wir noch ein Erfolgsmodell."
Ihm widerspricht der Kieler Erziehungswissenschaftler Manfred Prenzel, der den deutschen Teil der Pisa-Studie verantwortet: "Eine Debatte über die Gesamtschule drängt vielmehr die Themen in den Hintergrund, über die nach Pisa gesprochen werden muss: den Unterricht, die Lehrerbildung, die Leseförderung." Mit einer Veränderung der Schulstruktur sei nichts gewonnen. Auch die USA und Italien, die bei Pisa nicht gut abschnitten, hätten Gesamtschulen. Ein besserer Unterricht müsse im bestehenden Schulsystem gelernt werden. Auch eine bessere Lehrerbildung sei keine Systemfrage. "Mir fehlen einfach die Belege dafür", sagt Prenzel, "dass nur ein anderes Schulsystem Besserung und mehr Gerechtigkeit bringt."
Das komplette Gespräch der ZEIT NR. 8 vom 17.02.2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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