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Polizei Dortmund

POL-DO: Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag - Rede des Polizeipräsidenten

Dortmund (ots)

Lfd. Nr.: 1231

Am heutigen Tag (14. November) nahm der Polizeipräsident Gregor Lange an der Gedenkveranstaltung am Ehrenmal auf dem Hauptfriedhof teil. Die vollständige Rede:

"Sehr geehrter Herr Bürgermeister Schilff, sehr geehrter Herr Oberstleutnant Goks, sehr geehrter Herr Dr. Mühlhofer,

heute blicken wir, mitten in einer weltumspannenden Pandemie und mitten in einer weltweiten Bedrohung der Menschheit durch den menschengemachten Klimawandel, auf ein düsteres Kapitel des 20. Jahrhunderts. Über hundert Jahre nach dem 1. Weltkrieg und 76 Jahre nach dem einzigartigen Zivilisationsbruch durch den Terror Nazi-Deutschlands blicken wir auch heute noch fassungslos in einen Abgrund unermesslichen Leids, in einen Abgrund von weltweit 65 Millionen Kriegstoten als Bilanz der NS-Diktatur. In einen Abgrund von Entgrenzung und Entmenschlichung, in einen Abgrund des Verfalls von Moral und Anstand.

Wenn wir heute der Kriegstoten gedenken, drängen sich neben der klaren Forderung - "Nie wieder!" - Fragen auf: Wie konnte das Land der Dichter, Denker und Erfinder, das Land von Goethe und Schiller, Bach und Beethoven so tief sinken?

Wer ist dafür verantwortlich, dass Demokratie, Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde mit Füßen getreten und letztlich ermordet wurden? Sicher, das verbrecherische Regime der Nazi-Diktatur hat Namen, hat Verantwortliche für den Aufbau einer Terror- und Schreckensherrschaft.

Aber wie war es möglich, dass ein solches Regime an die Macht kommen konnte? Und wie war es möglich, dass dieses Regime Millionen von jüdischen Kindern, Frauen und Männern, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen und andere gesellschaftliche Gruppen vor den Augen der deutschen Bevölkerung verschleppen, deportieren und auslöschen konnte?

Dazu gibt es leider nur unbequeme Antworten. Zuerst: Die Nationalsozialisten sind keineswegs durch einen Militärputsch oder durch eine gewalttätige Revolution an die Macht gekommen. Sie wurden gewählt. Zuerst von wenigen. Dann wurden es immer mehr. 2,6 Prozent bekamen sie noch bei den Reichstagswahlen 1928, 1930 wählten sie 18,3 Prozent, 1932 waren bereits 37,4 Prozent der Wähler bereit, den Nazis Macht zu geben. Diesen Zuspruch nutzten sie für Drohgebärden und Straßenterror, für die Schwächung des demokratischen Systems und kamen so letztlich an die Macht.

Es waren in den Jahren danach Nachbarn und Bekannte oder der Inhaber des Lädchens um die Ecke, die wegen ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben oder wegen anderer Merkmale drangsaliert, verschleppt und umgebracht wurden. Es gab prominente Schauspieler, die sich wegen ihrer Karriere sogar von ihren jüdischen Ehepartnern trennten. Viele haben zugeschaut. Und die staatlichen Institutionen wie Justiz und Polizei? Sie haben Demokratie und Rechtsstaat nicht verteidigt. Im Gegenteil. Sie waren bereitwillige Handlanger des verbrecherischen Unrechts-Regimes.

Und heute? Warum erhält eine rechtspopulistische bzw. rechtsextremistische Partei bei Wahlen wieder Zuspruch? In vielen Bundesländern zweistellig. Was sagen wir als Nachbarn, Freunde oder Arbeitskolleginnen und -kollegen dazu, wenn gegen Minderheiten gehetzt wird, Antisemitismus oder Rassismus verbreitet werden oder Menschen auf Kundgebungen und Demonstrationen neben Neonazis und Rechtsextremisten stehen und antisemitischen Verschwörungstheorien von Corona-Leugnern nicht entgegentreten? Demokratie, Rechtsstaat und Wohlstand sind kein Selbstläufer. Sie müssen von jeder Generation, von engagierten Demokratinnen und Demokraten aufs Neue verteidigt und erhalten werden.

Und Polizei und Justiz? Alle Menschen, egal ob jüdischen, muslimischen oder christlichen Glaubens, ob Atheisten oder gläubig, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder sexueller Orientierung, müssen darauf vertrauen können, dass der Staat Demokratie und Rechtsstaat durchsetzt. Und Rechtsextremisten und Verfassungsfeinde in ihre Schranken weist. Diesen Anspruch formulieren wir auch für uns als Polizei in Dortmund!

Deshalb schließe ich heute mit einem Appell:

Nie wieder Wegsehen bei Antisemitismus!

Nie wieder Wegsehen bei Fremdenfeindlichkeit und Rassismus!

Nie wieder Abwertung anderer Kulturen zulassen!

Keine Chance für menschenverachtenden Rechtsextremismus, nationalsozialistisches Gedankengut und Verschwörungsideologien!

Schutz von Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit und Vielfalt!

Schutz von Demokratie und Rechtsstaat!

Einstehen für unsere Verfassung!

Wer ist gemeint? Ganz einfach. W i r!"

Journalisten wenden sich mit Rückfragen bitte an:

Polizei Dortmund
Pressestelle
Nina Kupferschmidt
Telefon: 0231-132 1026
Fax: 0231-132 9733
E-Mail: pressestelle.dortmund@polizei.nrw.de
https://dortmund.polizei.nrw/

Original-Content von: Polizei Dortmund, übermittelt durch news aktuell

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