Zum Tod von Papst Franziskus: Eine Stimme, die fehlen wird
Der Tod des Papstes ist mehr als nur eine Zäsur. Mit Franziskus verlieren die Gläubigen einen Charismatiker.
Frankfurt (ots)
Der Tod eines Papstes ist immer eine Zäsur. Für die katholische Gläubigen ohnehin, aber im Fall von Jorge Maria Bergoglio nicht nur für sie. Das liegt zum einen an der Persönlichkeit des Verstorbenen: Papst Franziskus war ein Charismatiker und natürlicher Sympathieträger. Mit seiner Fröhlichkeit, seinen Extratouren, seinem Witz, seiner Bescheidenheit und seiner Demut hat er auch Menschen berührt - und damit für seine Botschaften empfänglich gemacht -, die mit Religion nicht viel anfangen können. (...)
Eine Zäsur ist sein Tod auch politisch. In einer Welt, die nicht erst seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten immer mehr aus den Fugen gerät, hat sich der Papst fast als einzige global gehörte Stimme gegen den Zeitgeist zur Wehr gesetzt: Gegen völkerrechtswidrige Kriege und schwerste Kriegsverbrechen, die in vielen Staatskanzleien nur noch achselzuckend zur Kenntnis genommen werden, gegen die Dämonisierung und Deportation von Migranten, die pauschal zu einer äußeren und inneren Bedrohung stilisiert werden, und gegen die Zerstörung der Schöpfung und damit gegen die globale Bedrohung durch den Klimawandel, dessen Bekämpfung inzwischen nicht mehr nur in Washington als hysterischer Tic einiger verblendeter Ideologen und "Klimakleber" verunglimpft wird.
Mit dem Tod von Jorge Maria Bergoglio verstummt eine Stimme, die der Welt fehlen wird - auch wenn die Worte des Papstes von den Mächtigen der Welt meist ignoriert worden ist. Es war die Stimme eines Mannes, der die Welt und das Leben von unten her betrachtet hat: Aus der Sicht der Wehrlosen, Verfolgten, Ausgebombten, Armen und Ausgebeuteten.
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