Verbund kompostierbare Produkte e.V.
Masse und Klasse vereinen: 40% Bioabfall im Restmüll und Mikroplastik im Kompost rufen zum Handeln auf
Berlin (ots)
Im Gespräch mit Peter Brunk, dem Vorsitzenden des Verbundes kompostierbare Produkte e.V. in Berlin, diskutieren wir Ursachen für verunreinigte Abfallströme und mögliche Lösungen für saubere Trennung von Rest- und Biomüll.
Diesen Sommer hat das Umweltbundesamt (UBA) gemeldet, dass auch acht Jahre nach Aktualisierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes noch immer knapp 40% des Restmülls aus Bioabfällen besteht. Und dies obwohl der Präsident des UBA, Dirk Messner festhält: "Bioabfall ist für die Restmülltonne viel zu kostbar, denn er lässt sich vollständig recyceln und liefert den Grundstoff für Kompost und Biogas."
Frage: Können Sie uns einen Hinweis geben, warum es offensichtlich so schwerfällt, Bioabfälle getrennt zu sammeln?
Peter Brunk: Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Neben der noch immer nicht flächendeckenden Verbreitung von Biotonnen, zeigen Studien klar, dass die Hygiene und der Komfort bei der Sammlung zentrale Rollen spielen. Insbesondere in Gegenden mit einem hohen Anteil von Mehrfamilienhäusern, wollen die Bürger einen hygienischen, feuchtigkeitsresistenten Bioabfall-Beutel. Wissenschaftliche Arbeiten bestätigen, dass eine hygienische Handhabung des Biomülls die Sammelquote erheblich erhöht.
Frage: Wenn die Bereitschaft beim Bürger doch da ist, was hindert Kommunen und Entsorger daran, das Thema stärker zu forcieren?
Peter Brunk: Die Erfahrungen mit konventionellen Plastiktüten stehen einer schnelleren Durchsetzung im Wege: mangels hygienischer Alternativen nutzen viele Haushalte nach wie vor Tüten aus PE zur Sammlung ihrer Bioabfälle. Diese dann wieder aus dem Biomüll zu entfernen, ist - trotz erheblicher Anstrengung auf Seiten der Kompostierer - nur bedingt möglich und führt zu Mikroplastik im Kompost. Einen wirkungsvollen Weg aus diesem Dilemma sehen wir im Einsatz von zertifiziert kompostierbaren Bioabfall-Beuteln.
Frage: Was sagen Sie zu den Aussagen, dass die Beutel nur in kleine Stücke zerfallen und sich nicht kompostieren?
Peter Brunk: Wenn die Bioabfall-Beutel nach der europäischen Norm DIN EN 13432 zertifiziert sind, ist sichergestellt, dass diese kein Mikroplastik im Kompost hinterlassen. Diese Norm stellt sicher, dass - entgegen vieler Vorurteile -der 100-prozentige biologische Abbau zu Wasser, Kohlendioxid und mikrobieller Biomasse erfolgt. Der kompostierbare Bioabfall-Beutel verhält sich damit wie natürliche Cellulose oder Wachs.
Frage: Wie ist festzustellen, ob es sich um entsprechend zertifiziert abbaubare Beutel handelt?
Peter Brunk: Die zertifizierten Bioabfall-Beutel tragen alle den "Keimling" als Zeichen. Er signalisiert die vollständige Unbedenklichkeit: Neben der Abbaubarkeit wird dabei auch die chemische Zusammensetzung und die Ökotoxikologie geprüft, damit die Kompostqualität nicht beeinträchtigt wird. Wir wünschen uns, dass die vielen unterschiedlichen, empfohlenen Papiertüten und das oft gelobte Zeitungspapier nach denselben vom Gesetzgeber vorgegebenen Kriterien geprüft werden: Wer nichts zu verbergen hat, wird dem sicher zustimmen.
Frage: Was müsste aus Ihrer Sicht passieren, damit sich das Umweltministerium sowie vom UBA bemängelte Recycling-Quote für Bioabfälle nachhaltig verbessert?
Peter Brunk: Eine Verbesserung der Qualität der Abfallströme wird nur gemeinschaftlich durch aktive Teilnahme der Bürger, wissenschaftlich fundiertes Handeln und Kompromissbereitschaft erreicht werden. Wir wissen, dass zertifiziert kompostierbare Bioabfall-Beutel die Sammlung erleichtern, die Sammelquote erhöhen und zu einer Verringerung von Mikroplastik im Kompost beitragen.
Um Vorbehalten auf Seiten einiger Kommunen und Entsorger zu begegnen, gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter: mit dem "DINplus" Zertifikat haben wir die Entwicklung einer deutschen Zertifizierung mit einer halbierten Abbauzeit von 6 Wochen speziell für Bioabfallsammel-Beutel initiiert, die ab sofort letzte Vorurteile ausräumen sollte. Hiermit wurde ein wichtiger Schritt zu einer gemeinsamen Lösung getan.
Frage: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Brunk! Viel Erfolg in Ihren Bemühungen!
Pressekontakt:
Jakob Heinen
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