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IT-Gipfel: Leuchtturmpolitik reicht nicht mehr

Stuttgart/Radolfzell (ots)

Beim 4. IT-Gipfel zeigen Politik und
Wirtschaft klimapolitisches Problembewusstsein und begnügen sich 
dennoch weitgehend mit der Errichtung von Leuchttürmen - Jetzt 
konkrete Maßnahmen für "Green IT" und "Green durch IT" in der Fläche 
ergreifen - Mehr Transparenz für Verbraucher und  Initiative für 
intelligente Stromzähler überfällig
Ob die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (ITK)
das Klimaproblem in Zuklunft insgesamt ent- oder aber verschärfen, 
ist auch nach dem 4. IT-Gipfel nicht entschieden. Die gute Botschaft 
der heute von Bundeskanzlerin Angela Merkel und BITKOM-Präsident 
August-Wilhelm Scheer vorgestellten "Stuttgarter Erklärung" ist, dass
erkennbar klimapolitisches Problembewusstsein eingezogen ist in die 
Debatte. Doch neben der Beschwörung von Energieeffizienz und 
Klimaschutz soll ITK in einer digital vernetzten Welt auch die alten 
Industrien und die Wirtschaft insgesamt zu immer neuen, natürlich 
"nachhaltigen" Wachstumsschüben treiben.
"Die Bundesregierung hat die Bedeutung digitaler Technologien für 
den Klimaschutz erfreulicherweise inzwischen erkannt", resümierte 
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V., 
doch sei mit den anvisierten Maßnahmen "noch nicht entschieden, ob 
die Errungenschaften der modernen Kommunikation einmal als Auslöser 
für den Durchbruch im Klimaschutz gefeiert werden oder ganz im 
Gegenteil als Teil des Problems in die Geschichte eingehen." Baake 
verwies darauf, dass immer mehr Strom in einen immer größeren 
elektronischen Gerätepark flösse. Bereits heute ist die Informations-
und Telekommunikationstechnologie für mehr als 10 Prozent des 
Stromverbrauchs in Deutschland verantwortlich, ein Wert der einer 
Fraunhofer-Studie zufolge bis 2020 noch um 20 Prozent steigen soll. 
Zwar seien die in der "Stuttgarter Erklärung" in den Mittelpunkt 
gerückten Leuchtturmprojekte wichtig. Sie dürften jedoch nicht mit 
realen Erfolgen im Klimaschutz verwechselt werden. Stattdessen bleibe
die Umsetzung in die Fläche häufig weit hinter der Entwicklung 
zurück.
Dies werde zum Beispiel am vor Jahresfrist vorgestellten 
Aktionsplan "Green IT Pionier Deutschland" deutlich, erläuterte 
Steffen Holzmann, der Projektleiter ecoIT bei der DUH. "Der Ende 2008
in Darmstadt verabschiedete Aktionsplan hat bisher wenig praktische 
Folgen gehabt." So lag dem Bundestag bereits ein Antrag vor, im 
Rahmen der Novellierung der Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung
auf EU-Ebene auch ITK-Produkte wie Rechner, Monitore und 
Peripheriegeräte mit einem Label, wie von den Großgeräten ("weiße 
Ware") bekannt, zu versehen. Dieser sei mit den Stimmen der großen 
Koalition im Frühjahr jedoch abgelehnt worden. Auch die 
EU-Ökodesign-Richtlinie stelle bisher nur Mindestanforderungen an die
Energieeffizienz der Geräte. "Diese Regelung fördert nicht die Besten
und die Optimierung sondern bereinigt den Markt nur von den 
Schlechtesten" erläutert Holzmann und fordert von der 
Bundesregierung, das Versprechen des Aktionsplans 2008 ernst zu 
nehmen und tatsächlich "Transparenz baldmöglichst zum Verbraucher zu 
bringen".
Auch das Versprechen, Green IT in den Verwaltungen des Bundes 
beschleunigt einzusetzen, warte weiter auf seine Realisierung. Es 
fehle nach wie vor an klaren und verbindlichen Beschaffungsvorgaben 
des Bundes. Die fehlende Kennzeichnung mache sich auch hier 
bemerkbar, denn erst eine objektive Unterscheidung in mehr und 
weniger effiziente Geräte würde eine entsprechende Entscheidung 
ermöglichen. Eine Klassifizierung aller Geräte anhand Ihres 
Energieverbrauchs könne die umweltfreundliche Beschaffung stark 
vereinfachen, sagte Holzmann.
Handlungsbedarf sieht die Deutsche Umwelthilfe auch beim Thema 
E-Energy, also bei der Nutzung moderner IKT in einem künftigen 
Energiesystem. Zwar werde die Bedeutung des Themas für die 
erneuerbaren Energien und den Klimaschutz in der Stuttgarter 
Erklärung gewürdigt, die Schlussfolgerungen schienen jedoch 
halbherzig. So sollten neue digitale Stromzähler einerseits schon ab 
dem 1. Januar 2010 genutzt werden. Für diese seien jedoch außer dem 
digitalen Display noch keinerlei Mindeststandards formuliert. "Wenn 
das Ziel intelligenter Netze ernst gemeint ist, dann ist es jetzt an 
der Zeit, auf diese Umstellung hinzuarbeiten und die Integration der 
Zähler in ein "smart Grid" bereits vorzusehen".
Ein begrüßenswerter Schritt Richtung praktische Umsetzung von 
Green IT sei dagegen die vom Bundesumweltministerium finanzierte 
Beratung für kleine und mittelständische Unternehmen durch die 
Bitkom. Ihr Schwerpunkt liegt derzeit jedoch zunächst einmal darauf, 
den KMU Fördermöglichkeiten aufzuzeigen und im Behördendschungel Wege
zu weisen. Dies sei auch dringend nötig, denn die Bitkom selbst weise
immer wieder darauf hin, dass die Unternehmen Fördermöglichkeiten 
noch in viel zu geringem Umfang in Anspruch nähmen.
Über ecoIT
ecoIT ist ein Projekt der Deutschen Umwelthilfe e.V., dessen erstes 
Ziel es ist, das Thema Green IT aus einer sehr technischen Diskussion
heraus zu Verbrauchern und in die politische Öffentlichkeit zu 
tragen. Wir wollen transparent informieren und für die Möglichkeiten 
begeistern, die ressourcen- und energieeffiziente Technologien 
bieten.
Hintergrund: der ITK-Sektor ist zum einen bereits zu einem 
klimarelevanten Energieverbraucher geworden, der mit ungewöhnlich 
hohen Raten wächst. Zum anderen gibt es bereits heute Lösungen, die 
den Energieverbrauch in diesem Bereich deutlich reduzieren können. 
Darüber hinaus handelt es sich um einen sehr dynamischen Sektor, in 
dem Verbesserungen sehr rasch ihre Wirkung entfalten können.
Weitere Informationen: www.projekt-ecoit.de und www.duh.de

Pressekontakt:

Dr. Gerd Rosenkranz
Leiter Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt
4, 10178 Berlin Tel.: 030 2400687-21, Mobil: 0171 5660577,
rosenkranz@duh.de

Steffen Holzmann Projektleiter ecoIT, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-52,
Mobil: 0170 4120449, holzmann@duh.de

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