Deutsche Umwelthilfe und BUND Niedersachsen legen Widerspruch gegen landseitiges LNG Terminal in Stade ein: Sicherheitsrisiken, unnötige fossile Abhängigkeit und Greenwashing
Berlin/Hannover (ots)
- DUH und BUND Niedersachsen fordern sofortigen Ausbaustopp von langlebiger fossiler Infrastruktur
- Umweltschutzorganisationen warnen vor erheblichen Sicherheitsrisiken für Mensch, Natur und Umwelt durch geplantes LNG-Terminal
- Verdacht auf Greenwashing: Kein verbindlicher Fahrplan zur Umrüstung auf grüne Gase vorhanden
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der BUND Niedersachsen haben Widerspruch gegen die Genehmigung des landseitigen LNG-Terminals in Stade eingereicht. Die Umweltschutzorganisationen äußern erhebliche Bedenken wegen gravierender Sicherheitsrisiken, fehlender Pläne zur Umrüstbarkeit auf Wasserstoff und Unvereinbarkeit mit den Klimazielen. Diesen Samstag soll der auch für das landseitige Terminal benötigte Hafenanleger von der Landesregierung feierlich eingeweiht werden.
DUH und BUND fordern Bund, Land und Genehmigungsbehörden auf, die massive und fundierte Kritik aus Wissenschaft und Umweltverbänden ernst zu nehmen, dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und der Bevölkerung die notwendige Priorität einzuräumen und das LNG-Terminalprojekt in Stade umgehend zu stoppen.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Bislang haben wir vor allem über schwimmende LNG Terminals als Übergangslösungen für eine vermeintliche Gasnotlage verhandelt. Mit der Errichtung von landseitigen Terminalanlagen für LNG beginnt nun eine neue Welle der fossilen Abhängigkeit, die sich in Dauer und Größe nochmal deutlich unterscheiden wird. Diese landseitigen LNG Terminals bedeuten langlebige fossile Infrastruktur. Diese jetzt zu genehmigen und in Betrieb zu nehmen, ist schlichtweg ignorant gegenüber den Herausforderungen, denen wir uns angesichts der sich immer weiter verschärfenden Klimakrise gegenübersehen. Die vagen Ankündigungen zu einer späteren Umrüstung des Terminals auf grüne Gase entpuppen sich dabei als Greenwashing-Taktik. Kein verbindlicher, transparenter Plan zur Umrüstung liegt vor, an dem wir diese Ankündigungen messen könnten. Es bleibt bei leeren Versprechen, während das Terminal als rein fossiles Projekt in Betrieb gehen soll."
Die angekündigten Pläne, das Terminal für die Anlandung grüner Gase umzurüsten, bleiben in der Genehmigung für das geplante Terminal vage und unverbindlich. Die DUH und der BUND betonen, dass bislang keine konkreten Maßnahmen oder transparenten Pläne vorliegen, die die Umwandlung des landseitigen Terminals in ein Wasserstoffterminal unterstützen.
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende BUND Niedersachsen: "Das geplante LNG-Terminal in Stade ist mit den Klimazielen nicht vereinbar. Gerade hat sich Niedersachsen im neuen Klimaschutzgesetz zur Treibhausgasneutralität bis 2040 verpflichtet. Der geplante Betrieb des landseitigen Terminals bis 2043 widerspricht den selbst gesteckten Zielen, schafft massive fossile Überkapazität und bindet Investitionen über Jahre. Gerade in Zeiten massiver Haushaltslöcher müssen die knappen Ressourcen besser in nachhaltige Alternativen und den raschen Ausbau Erneuerbarer Energien investiert werden. Auch zeigt die aktuelle Gas-Versorgungslage, dass der Bedarf für ein weiteres Terminal nicht besteht."
Die Verbände bemängeln außerdem erhebliche Sicherheitslücken beim Hochwasserschutz der LNG Anlagen sowie beim Explosionsfall. Die DUH und der BUND weisen darauf hin, dass die Häufung von Störfallbetrieben im Stader Industriegebiet bereits jetzt ein erhebliches Gefahrenpotential darstellt. Der Bau eines landseitigen LNG-Terminals, mit regelmäßigem Anlieferverkehr auf der ohnehin stark befahrenen, engen Fahrrinne der Elbe würde diese Gefahrenlage weiter verschärfen. Das geschützte Natura-2000-Gebiet Unterelbe, sowie Wohngebiete in unmittelbarer Umgebung würden damit einem massiven Sicherheitsrisiko ausgesetzt.
Hintergrund:
Derzeit wird ein schwimmendes Terminalschiff und ein festes, landseitiges Terminal zum Import von flüssigem Erdgas (LNG) am Standort Stade geplant. Der eingelegte Widerspruch bezieht sich auf die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für das landseitige LNG Terminal des Betreibers Hanseatic Energy Hub Gmbh in Stade, die am 1. November 2023 vom Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg erteilt wurde. Das Terminal soll 2026 in Betrieb gehen und etwa 12 Milliarden Kubikmeter fossiles Gas im Jahr importieren. Für das Terminal sind umfassende Hafenumbauten notwendig, unter anderem ein neuer Schiffsanleger und die Erweiterung des Südhafens in Stade-Bützfleth. Zuständig für den neuen Anleger ist hier Niedersachsen Ports, Betreiber der landeseigenen niedersächsischen Häfen. Am Samstag, den 16. Dezember 2023, wird der Anleger von der niedersächsischen Landespolitik feierlich eröffnet.
Pressekontakt:
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende BUND Niedersachsen
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Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer DUH
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
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