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WAZ: Elektronikmesse Cebit: Die Branche hat viele Baustellen - Leitartikel von Wilfried Beiersdorf

Essen (ots)

Das Neueste ist der Feind des Neuen. Für Käufer von
Konsumelektronik bedeutet das: Was sie nach der Internationalen 
Funkausstellung im August 2006 noch als Neuheit gekauft haben, sieht 
nach der Cebit, die am Donnerstag in Hannover beginnt, zum Teil schon
recht alt aus. Das schafft Frust. Zum Beispiel bei Käufern von 
Flachfernsehern, deren Innenleben bisher weder Fisch noch Fleisch 
ist. Es gibt digitale und analoge Komponenten, die nicht immer ein 
optimales Ergebnis bringen. Zudem fehlen noch hochaufgelöste 
Fernsehsendungen, so dass die Flachmänner gar nicht zeigen können, 
was in ihnen steckt. Für so teure Geräte ist das ein mageres 
Erfolgserlebnis.
Aber für viele Menschen sind diese Flachfernseher dennoch ein 
Gewinn. Sie haben auf diese Produkte offenbar regelrecht gewartet und
haben das Geld dafür gerne ausgegeben. Wie sonst lässt es sich 
erklären, dass in einer Zeit der allgemeinen Konsumzurückhaltung 
ausgerechnet Unterhaltungselektronik für unerwartet hohe 
Milliardenumsätze sorgt. Das ist um so erstaunlicher, als Industrie 
und Handel den potenziellen Käufern von Fernsehern und Computern 
viele Steine in den Weg rollen. Durch unverständliche Fachausdrücke, 
Abkürzungs-Kauderwelsch und ein längst nicht nur gut geschultes 
Verkaufspersonal werden viele Kunden abgeschreckt. Gar nicht 
auszudenken, welche Umsätze die Branche erzielen könnte, wenn sie 
ihre Kunden ernster nehmen würde.
Das macht gerade die Umweltdiskussion deutlich. Seit Jahr und Tag
fordern Fachleute Geräte, die sich auch ausschalten lassen. Das 
"Stand-by"-Problem sorgt dafür, dass zwei Atomkraftwerke eigentlich 
unnütz Strom produzieren. Und warum sind Computer und andere Geräte 
immer noch ohne Öko-Label mit Angabe des Energieverbrauchs auf dem 
Markt? Die Branche hat hier noch einige Baustellen. Dazu gehört auch,
dass die Software für die Computer oft unausgereift auf den Markt 
geworfen wird. Die Käufer können dann mit hohem Aufwand zusehen, wie 
sie ihren PC wieder in Gang bekommen. Jüngstes Beispiel ist das neue 
Windows-Programm von Microsoft. Auf der Cebit ein ganz wichtiges 
Thema. Doch die Präsentation im Glitzerlicht der Messe hat auch 
Schattenseiten: Mit vielen bisherigen Programmen und Geräten arbeitet
Vista gar nicht oder nur nach Lösung großer Probleme zusammen. Aber 
es gibt ja eine Lösung, wie ein Experte in diesen Tagen erklärte: Man
solle sich doch einfach einen neuen, für Vista geeigneten PC kaufen. 
Wundert sich da noch jemand, dass die Cebit nicht nur positiv gesehen
wird?

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Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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