Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zur Arbeit der Jugendämter:
Bielefeld (ots)
Die Eltern der kleinen Lea-Sophie werden heute in Schwerin erfahren, wie lange sie für den Tod ihrer Tochter büßen müssen. Das Mädchen, fünf Jahre alt, war im November verhungert - weil Mutter und Vater nicht zugeben wollten, dass sie mit dem Kind überfordert sind. Welche tieferen Ursachen er auch immer hatte - der Fall ist symptomatisch für das Spannungsfeld, in dem Jugendämter handeln müssen. Nein, sie werden meistens nicht als Partner in Sachen Erziehung gesehen. Holen sie gegen den Willen der Eltern ein Kind aus der Familie, stehen sie als herzlos am Pranger. Kommen sie zu spät, wird ihnen die Verantwortung zugewiesen - schlimmstenfalls am Tod. Manchmal zu recht, wie bei Kevin (2) in Bremen, dessen Leben unter Amtsaufsicht in einer Kühltruhe endete. Die aktuell vorliegenden Zahlen aber zeigen vor allem eines: Dass die Jugendämter in Zigtausenden Fällen gute Arbeit leisten. Dass der Regelfall einvernehmliches Handeln ist. Und dass 7000 Kinder und Jugendliche auf eigenen Wunsch Schutz bei den Jugendbehörden suchten, spricht für sich. Dass die Zahl der Zwangsmaßnahmen gestiegen ist, muss als Reaktion auf Extremfälle, für die Kevin und Lea-Sophie stehen, gewertet werden. Dies mag im Einzelfall hart sein. Aber niemals härter als das, was mit diesen Kindern geschehen ist.
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