Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 29. Mai 2005, 11.00 Uhr
BR-Forum
Prof. Arnulf Baring
München (ots)
Er nennt sich schlicht "einen Bürger, der sich einmischt": Prof. Dr. Arnulf Baring, Jurist, gefragter Politikwissenschaftler, Zeithistoriker und Publizist - "eine europäische Persönlichkeit mit Vorbildfunktion". Dafür erhielt er den Europäischen Kulturpreis.
Der Bundestagspräsident nannte ihn "unangepasst und kantig", aber mit diesen Voraussetzungen habe er die historisch-politische Streitkultur in Deutschland wesentlich mitgeprägt. Er ist jederzeit gut für Überraschungen und Denkanstöße. "DIE WELT" über Baring: "Ein Provokateur mit Charme".
Im Gespräch mit Hannelore Fischer lässt Baring seinen Werdegang Revue passieren: Jugend (unter dem prägenden Eindruck der Bombardierung Dresdens), Karrierebeginn im Auswärtigen Dienst, Redakteur beim WDR, Uni-Laufbahn als Politikwissenschaftler und Zeithistoriker, Engagement als Buchautor und Publizist. Kein Geheimnis ist seine eigene innenpolitische Richtungsänderung: Ein Freund der Brandtschen Ostpolitik, über 30 Jahre lang SPD-Mitglied, bis er wegen der Wahlkampfunterstützung Genschers von seiner Partei ausgeschlossen wurde. Baring heute: "Ich habe mich immer für die Mitte der Republik gehalten."
Von über 10 Titeln hieß sein erfolgreichstes Buch: "Machtwechsel. Die Ära Brandt-Scheel" und sein letztes: "Kanzler, Krisen, Koalitionen".
Mit markanten Pinselstrichen charakterisiert Baring die Kurzsichtigkeit vieler Bundesbürger, bewertet aber auch alle bisherigen Bundeskanzler, Gerhard Schröder u.a. so: "Ich glaube, er ist der erste, der die Rolle des Kanzlers spielt, ohne sie auszufüllen." Aktuell: Kann er sich Angela Merkel als Kanzlerin vorstellen? "Es ist immer schwer, sich jemanden vorzustellen, bevor er ein solches Amt hat, weil das Amt ja dann auch diese Menschen sehr verändert.....Ich halte für möglich, dass sie sehr viel ernsthafter als er die Reformpolitik angreifen würde. Sie hat mir einmal gesagt....., sie habe nicht den Untergang der DDR erlebt, um das gleiche noch einmal mit der Bundesrepublik zu erleben."
Baring glaubt, dass die Bundesrepublik nach wie vor nicht in den Herzen der Menschen verankert sei. Für die Zukunft unseres Landes sei ein stärkers emotionales Engagement notwendig.
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