Kölner Medienpreis 2004 geht dreimal an den WDR
Köln (ots)
WDR 3-Feature Wem gehört die Stadt Über den Verlust des öffentlichen Raumes sowie WDR-Filme Ohne Gang bist Du nichts! Überlebenskampf am Stadtraum und Der Madendoktor
Köln, 5. Oktober 2004. Die Autorin Beate Hinrichs erhält für ihr WDR 3-Radiofeature Wem gehört die Stadt Über den Verlust des öffentlichen Raumes den mit 5.000 Euro dotierten Kölner Medienpreis 2004 in der Kategorie Hörfunk. Für die WDR- Reportage Ohne Gang bist Du nichts! Überlebenskampf am Stadtrand aus der Reihe die story erhalten die Autoren Katharina Wolff und Peter Schran den ebenfalls mit 5.000 Euro dotierten Kölner Medienpreis in der Kategorie TV. Außerdem erhalten Sandra Hacker (Autorin und Regie) und Kameramann Axel Kindermann für ihren Film Der Madendoktor, der in der WDR-Reihe Menschen hautnah gesendet wurde, den mit 2.500 Euro dotierten Sonderpreis für die Kameraführung.
Die Preisträgerinnen und Preisträger im Einzelnen:
Die Antworten, die WDR 3-Autorin Beate Hinrichs bei ihren Recherchen im Kölner Hauptbahnhof für ihr Radiofeature Wem gehört die Stadt Über den Verlust des öffentlichen Raumes in hippen Shopping-Malls, auf öffentlichen Plätzen und in den sozialen Brennpunkten auf der falschen Rheinseite fand, sind bedenklich und nicht nur für Köln gültig: Im Zeitalter des Neoliberalismus droht der öffentliche Raum zu verschwinden. Die Kommune bietet Investoren die Stadt als Ware an und richtet sie nach deren Interessen zu. Die City ist dabei dem gehobenen Konsum vorbehalten. Das Hausrecht in den Einkaufspassagen übernehmen private Wachdienste. Wer nicht zahlungsfähig ist, ist unerwünscht. Armut wird an den Stadtrand verbannt. Stück für Stück entwickelt sich so eine Kultur und eine Architektur der Ausgrenzung, gegen die sich allerdings auch Widerstand regt.
In der Begründung der Jury heißt es: Beate Hinrichs gelingt es auf brillante Weise, den städtischen Konflikt erlebbar zu machen mit variablen sprachlichen und tontechnischen Stil-Ebenen, anschaulich, atmosphärisch und mit einer Fülle von Originaltönen. Ihr Beitrag verbildlicht Kölner Großstadt-Konflikte, schafft Kino im Kopf.
WDR 3-Redakteur Thomas Nachtigall erhofft sich von der Würdi-gung der Sendung auch ein politisches Signal: Eine Debatte um die schleichende Enteignung der Bürger ist überfällig. Das unter der Regie von Petra Feldhoff entstandene Feature, eine Koproduk-tion mit dem Deutschlandfunk und dem Saarländischen Rundfunk, wurde erstmals am 15. September 2003 auf WDR 3 gesendet.
Für ihren Beitrag Ohne Gang bist Du nichts! Überlebenskampf am Stadtrand aus der WDR-Reihe die story haben Peter Schran und Katharina Wolff mehrere Monate den Alltag von Kindern und Jugendlichen, die am Kölner Stadtrand leben, begleitet. Immer öfter gehen Jugendgangs verschiedener Stadtteile und Wohnbezirke aufeinander los, versetzen friedliche Anwohner in Angst und Schrecken. Gelegentlich wird sogar scharf geschossen. Von der Politik fühlen sie sich ignoriert und vernachlässigt. Ihre Vorbilder sind z.B. Gangsta-Rap-Bands wie 2 Pac. Für die Jugendlichen gehört Gewalt zur täglichen Erfahrung (WDR Fernsehen, 21. Januar 2004,Redaktion Klaus Antes). Der persönliche Mut der Autoren, das Aufgreifen eines Themas, das sonst anscheinend niemanden aufregt, ein Köln-Bezug, wie er einer nicht sein kann, die dokumentierte Zukunftslosigkeit der auftretenden Jugendlichen das alles ließ einmütig für diesen Film als Preisträger stimmen, heißt es in der Jurybegründung.
Der WDR-Film Der Madendoktor porträtiert einen jungen Kriminalbiologen aus Köln, der zu den wenigen Experten auf diesem Fachgebiet gehört und international Polizei und Justiz bei Ermittlungen hilft. Sein Spezialgebiet sind Insekten, die Leichen besiedeln. Autorin Sandra Hacker und Kameramann Axel Kindermann porträtieren den ruhelosen Wissenschaftler bei seiner Arbeit. Er entpuppt sich dabei als ein unterhaltsamer moderner Detektiv mit Gruselfaktor (Redaktion Enno Hungerland, WDR Fernsehen, 13. Februar 2002). In der Jury-Begründung heißt es: Der Madendoktor ist der gelungene Versuch, einen außergewöhnlichen Menschen auch mit entsprechend außergewöhnlichen Mitteln zu porträtieren. Wie kein anderer der eingereichten Beiträge zeichnet sich der Film dadurch aus, dass sich seine Macher mit ihrer Bildsprache konsequent und innovativ auf ihr Thema einlassen, so die Jury weiter. Der Kölner Medienpreis, der in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen wird, ehrt Medienschaffende für besondere Leistungen in den Kategorien Print, Hörfunk, TV und Regionale Wirtschaft. Ein Sonderpreis wird in der Kategorie Kameraführung vergeben. Die Preisverleihung findet heute Abend im Rahmen einer feierlichen Gala im Kölner Theater am Tanzbrunnen statt.
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