neues deutschland: Zunehmende Gewaltbereitschaft der Rechten: Wer lügt hier?
Berlin (ots)
Von dem seit Monaten skandierten Vorwurf »Lügenpresse« bis zu den ersten Schlägen waren es nur ein paar Tausend Demo-Schritte. Es ist damit nun die Grenze überschritten, die den letzten Pegida-Nachläufer schlagartig zur Besinnung bringen sollte. Alle angeblichen höheren Gründe erübrigen sich hier. Dabei gilt es nicht, die Blessuren einer Zunft zu heilen. Die weiß sich zu wehren. Der einzelne Wutbürger wird als Mutlosbürger enden, wenn er ins Stammeln kommt. Zu befürchten ist allerdings, dass vielen Mitläufern eine hässliche Genugtuung den nächsten Marsch versüßt. Die Schläger sind vielleicht nicht unter ihnen selbst zu suchen. Doch diese dürfen sich in ihren Reihen gut aufgehoben fühlen. Eine unheimliche Gemeinde formiert sich hier, und man kann nur hoffen, dass sie nicht der Vorläufer einer größeren Gefahr ist. Die Hilflosigkeit von Menschen, die als Bürger bezeichnet, aber nicht als solche behandelt werden, wird als Grund für allgemeinen Unmut gern verhöhnt. Die Presse hat hieran ihren Anteil. Jetzt ist jedoch ihre Stunde gekommen. Denn die Wut, der Hass von Pegida- und AfD-Demonstranten gilt gar nicht in erster Linie ihr. Nicht Lüge weckt die steigende Empörung. Der Hass folgt vielmehr einem beunruhigenden Gesetz, wonach Schwächere für die eigene Benachteiligung herhalten sollen. Er ist auf die Menschen gerichtet, die weltweit fliehen, um nicht nur dem Unrecht zu entgehen, sondern um ihr Leben zu retten. Und wenn etwas sie schützen kann, dann ist es nicht zuletzt die öffentliche Meinung.
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