Neues Deutschland: zur Lage in der CSU
Berlin (ots)
Der politische Nachruf auf den verlustig gegangenen Ministerpräsidenten wurde im Bayerischen Rundfunk zu früh gesendet. Stoiber bleibt Bayern vorerst erhalten. Zehn Stunden haben die wackeren CSU-Fraktionsmitglieder um dessen Schicksal gerungen - und sich doch (noch) nicht zum Befreiungsschlag durchringen können. Aber was hätte sich geändert, wenn in der Nacht ein neuer Name an die Staatskanzlei gepinnt worden wäre? Ging es um politische Inhalte bei all dem Gerangel der letzten Wochen? Waren Kursänderungen im Gespräch? Stehen Beckstein, Huber, Herrmann oder Seehofer für eine andere CSU? Fehlanzeige! Die Amigos wollen lediglich einen neuen Oberboss. Einen, der den Transrapid besser erklären, das Kaltstellen von Konkurrenten geschickter einfädeln und sein Ego erfolgreicher verbergen kann. Einen, der es den Kabarettisten und Karikaturisten ein bisschen schwerer macht. Einen, der zumindest in der Neulingszeit noch nicht von jenem Autismus befallen ist, an dem nach längerer Amtszeit jeder Machtausübende zu erkranken droht. Doch zunächst haben sich die Stoiber-Erben im verflochtenen Netz gegenseitiger Abhängigkeiten, das auch sie freilich dereinst nicht missen wollen, verfangen - derweil es dem Ministerpräsidenten noch einmal dienlich war, seinen freien Fall vorübergehend abzufangen. Für den Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks ist das allerdings mitnichten eine gute Nachricht. Mit Rache kennt sich Stoiber nämlich wirklich aus.
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