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Schwäbische Zeitung: Obama in heikler Mission - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Acht Tage nimmt sich Barack Obama Zeit für seine neuen Verbündeten in Japan, Südkorea, Malaysia auf den Philippinen. Mit der ausgedehnten Asienreise will der US-Präsident nachdrücklich unter Beweis stellen, dass es ihm ernst ist mit der vor inzwischen drei Jahren angekündigten Hinwendung in Richtung Pazifik. Diese Neuausrichtung war in der Außenpolitik als programmatischer Schwerpunkt in Obamas zweiter Amtszeit vorgesehen. Doch die USA und ihr Präsident werden sie schlicht nicht vollziehen können. Ganz aktuell zeigt sich - man kann das mögen oder nicht -, dass die Vereinigten Staaten auch in Europa und im Nahen Osten nach wie vor gebraucht werden. Mit ihrem tradierten Selbstverständnis als Weltpolizei. Mit ihrer militärischen und ökonomischen Potenz. Mit ihrem Führungsanspruch in der westlichen Welt. Und die Amerikaner wissen das sehr genau.

Drei Schwergewichte der US-Politik haben sich die verschiedenen Baustellen derzeit untereinander aufgeteilt: Außenminister John Kerry unternimmt den nächsten Anlauf, den israelisch-palästinensischen Friedensprozess voranzutreiben. Vizepräsident Joe Biden stärkt den prowestlichen Kräften in der Ukraine in der Auseinandersetzung mit Putins Russland demonstrativ den Rücken. Und der Präsident selbst übernimmt die heikle Aufgabe, in Japan und Südkorea, in Malaysia und auf den Philippinen um partnerschaftliches Vertrauen zu werben - ohne dabei China zu sehr zu reizen, das mit seinen Nachbarn in teils heftigem Streit um Inseln oder fisch- und rohstoffreiche Seegebiete liegt.

Niemand kann wollen, dass die Amerikaner sowohl mit Russland als auch mit China im Clinch liegen oder gar in militärische Konflikte in der Peripherie der beiden Länder hineingezogen werden. Zwischen Kreml und Weißem Haus herrscht wegen der Krim-Krise bereits Eiszeit. Auf seiner Asien-Pazifik-Tour hat Obama auf der Zielgeraden seiner Präsidentschaft nun die letzte Chance zu zeigen, dass er tatsächlich in der Lage ist, gewachsene Rivalitäten diplomatisch zu beenden.

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