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PM: Warum gibt es in Deutschland so wenige Gründerinnen?

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Warum gibt es in Deutschland so wenige Gründerinnen?

In Deutschland gründen immer noch deutlich weniger Frauen als Männer. Auf eine Gründerin kamen in Deutschland 2018 exakt zwei Gründer. Das zeigt der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2018/2019, den das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover durchführt. Doch warum gibt es in Deutschland nur halb so viele weibliche wie männliche Gründer? Und wie sieht es in anderen Ländern aus? Mit welchen Maßnahmen könnte die "Frauenquote" bei Gründungen erhöht werden?

Eschborn, 14. Januar 2020. Die Daten der repräsentativen Bevölkerungsbefragung zeigen, dass 2018 in Deutschland lediglich 3,3 Prozent der Frauen während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder sich in der Vorgründungsphase befinden. Im Vergleich dazu lag diese Quote unter den Männern bei 6,6 Prozent. Grundsätzlich wird in Deutschland, im Verhältnis zu anderen Ländern mit hohem Einkommen, wenig gegründet, wie die Daten des GEM zeigen. Das lässt sich u.a. auf die insgesamt geringere Gründungsneigung in Deutschland zurückführen.

Die gute konjunkturelle Lage und die damit verbundenen attraktiven Angebote auf dem Arbeitsmarkt, der demographische Wandel, sowie die insgesamt geringe Gründungsneigung in Deutschland sind nur einige von vielen Ursachen, warum sich nur verhältnismäßig wenige Personen dazu entscheiden, ihr eigener Chef zu werden.

Darüber hinaus gibt es noch weitere, hemmende Faktoren, die in erster Linie Gründerinnen betreffen: Lediglich 36 Prozent der im Rahmen der GEM-Studie befragten Experten sagen, dass in Deutschland eine gute soziale Infrastruktur mit ausreichenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder existiert. Daher haben insbesondere Frauen häufig Schwierigkeiten, das private und berufliche Leben unter einem Hut zu bekommen. Aus Angst vor dieser Unvereinbarkeit von Kind und Karriere entscheiden sich viele Frauen daher gegen den Schritt in die Selbstständigkeit. Zudem umwerben viele etablierte Unternehmen derzeit potenzielle Mitarbeiterinnen mit familienfreundlichen Arbeitszeiten und hohen Gehältern.

Die Startup-Szene in Deutschland - und vor allem der Investorenbereich - sind immer noch von Männern dominiert. Zudem sind manche Investoren eher zurückhaltend, wenn es um die Finanzierung von Gründungen durch Frauen geht. Und ähnlich wie bei den Gründungen sind Frauen auch bei Investitionen eher zögerlich. Somit ist die Zahl der Frauen, die sich in der Start-up-Szene als Investoren betätigen, sehr gering.

Ein weiterer Grund für die geringere Gründungsquote von Frauen liegt darin, dass viele Startups aus technischen Studiengängen heraus gegründet werden, da diese ein gutes Umfeld für die Entwicklung technologieintensiver Geschäftsideen bieten. Und das in doppelter Hinsicht: Frauen belegen zum einen deutlich seltener MINT-Studiengänge und zum anderen versuchen viele große IT-Konzerne, mehr Frauen einzustellen, was ihre Arbeitsmarktaussicht für eine abhängige Beschäftigung besonders attraktiv macht.

In Chile und Kanada ist die Gründungsquote von Frauen am höchsten

Laut der GEM-Studie 2018/2019 ist der Gründeranteil von Frauen in Chile mit 21,2 Prozent am höchsten im Vergleich zu 17 ausgewählten und gut mit Deutschland vergleichbaren Volkswirtschaften mit hohem Einkommen. Dahinter folgen auf Platz zwei und drei Kanada (17,0 Prozent) und die USA (13,6 Prozent). In den Ländern, in denen anteilig besonders viele Frauen ein Unternehmen gründen, ist die Gründungsquote auch absolut betrachtet sehr hoch. Lediglich in Italien machen sich mit 2,8 Prozent noch weniger Frauen selbstständig als in Deutschland.

So kommt Deutschland zu mehr Gründerinnen

Was ist in Deutschland zu tun, damit Frauen verstärkt gründen? Eine breit und früh angelegte Förderung des allgemeinen "Gründerspirits", beispielsweise in Form von freien, mutigen und kreativen Denkkonzepten sollte schon in der Schule vermittelt werden, um insbesondere auch Mädchen und jungen Frauen zu zeigen, dass das Gründen eine realistische berufliche Option für sie ist. Ein weiterer Ansatzpunkt, auch technologieintensive und somit häufig besonders wachstumsstarke Gründungen durch Frauen zu fördern, wäre, mehr Frauen für die sogenannten MINT-Studiengänge zu begeistern.

Auch können geeignete Rollenvorbilder von Frauen aus der Gründerszene unterstützend wirken. Über Geschichten erfolgreicher Frauen muss noch öfter berichtet werden, nicht nur von den Medien, sondern auch von den Gründerinnen selbst. Dies ist ein wichtiges Instrument, um Frauen Mut zu machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen.

Auch wenn Frauen häufig weniger Arbeitszeit zur Verfügung steht, weil sie nach wie vor den Großteil der Kinderbetreuung und Hausarbeit übernehmen, sollten sie im Vorfeld an der Vereinbarkeit von Entrepreneurship und Familie nicht zweifeln. Zudem ist in diesem Punkt eine strukturelle Verbesserung von essentieller Bedeutung. Zum Beispiel gibt es keine Elternzeit und keinen Mutterschutz für Selbstständige. Um diesem Dilemma zu entgegnen könnte der systematische Ausbau von Infrastrukturleistungen - beispielsweise durch Bereitstellung von Betreuungsplätzen durch Kitas, Tagesmütter und Ganztagschulen sowie Anpassung der Elterngeldregelungen - hilfreich sein.

Der GEM Länderbericht Deutschland 2018/2019 steht unter www.rkw.link/gem2019 zum Download oder zur kostenfreien Bestellung als Printexemplar zur Verfügung. Sämtliche GEM-Länderberichte Deutschland seit 1999 stehen unter www.wigeo.uni-hannover.de/gem.html als Download zur Verfügung.

Über das RKW Kompetenzzentrum

Das RKW Kompetenzzentrum ist ein gemeinnütziger und neutraler Impuls- und Ratgeber für den deutschen Mittelstand. Sein Angebot richtet sich an Menschen, die ihr etabliertes Unternehmen weiterentwickeln, ebenso wie an jene, die mit eigenen Ideen und Tatkraft ein neues Unternehmen aufbauen wollen.

Ziel ist es, kleine und mittlere Unternehmen für Zukunftsthemen zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu entwickeln, zu erhalten und zu steigern, Strukturen und Geschäftsfelder anzupassen und Beschäftigung zu sichern. Zu den Schwerpunkten "Gründung", "Fachkräfte" und "Innovation" bietet das RKW Kompetenzzentrum praxisnahe und branchenübergreifende Lösungen und Handlungsempfehlungen für aktuelle und zukünftige betriebliche Herausforderungen. Bei der Verbreitung der Ergebnisse vor Ort arbeitet das Kompetenzzentrum mit Sitz in Eschborn eng mit den Expertinnen und Experten in den RKW Landesorganisationen zusammen.

Das RKW Kompetenzzentrum wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Weitere Informationen: www.rkw-kompetenzzentrum.de

Über das Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover

In diesem Universitätsinstitut arbeiten aktuell vier ProfessorInnen und gut ein Dutzend weitere WissenschaftlerInnen. Seit 2005 ist das Institut die Heimat des deutschen GEM-Länderteams, geleitet von Prof. Rolf Sternberg, der dieses Projekt zuvor während seiner Zeit an der Universität zu Köln mitgegründet hatte. Zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeographie zählen die wirtschaftsräumlichen Implikationen des Gründungsgeschehens, die von diversen Teams in mehreren drittmittelfinanzierten Forschungsprojekten untersucht werden. Der GEM ist eines dieser Projekte. Weitere Informationen: www.wigeo.uni-hannover.de

Pressekontakt
RKW Kompetenzzentrum
Julia Niles und Sarah Schuppener
Düsseldorfer Str. 40 A
65760 Eschborn
Tel: +49 6196 495-2852 /-2853 
presse@rkw.de
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