Frankfurter Rundschau: Gegen Einsamkeit
Frankfurt (ots)
Zyniker könnten fragen: Was geht es den Staat an, wenn Menschen einsam sind? Dies verkennt die Mitverantwortung der Politik. Seit der Agenda 2010 ist der flexible Arbeitnehmer ein Ideal, der ohne Rücksicht auf soziale Bindungen quer durch die Republik zieht. Dazu gibt es viele Jobs, die ein Privatleben kaum zulassen. Bund und Kommunen haben Grundstücke verhökert, ohne auf sozial ausgeglichene und begegnungsfreundliche Bebauung zu drängen. All das erschwert es Menschen, Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen. Einsamkeit kann dramatische gesundheitliche Folgen haben. Warum beschäftigt die Bundesregierung keinen Einsamkeits-Beauftragten, oder einen Minister, wie in Großbritannien seit 2018? Dieser könnte helfen, dass sich die Millionen Einsamen wahr- und mitgenommen fühlen. Wer das für überflüssig hält, sollte bedenken, dass es nicht zuletzt dieses "Sich-nicht-wahrgenommen-Fühlen" durch die Politik ist, das den Rechtspopulismus bei vielen populär gemacht hat.
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