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Risse im System

Frankfurter Rundschau (ots)

Der Unmut in Russland über den staatlich geduldeten Mordversuch auf Alexej Nawalny wird das Land nicht so schnell verändern, wie es das verdient hat. So stabil, wie Putin sein System darstellt, ist es aber auch nicht. Zwar lehnten sich viele Menschen immer wieder mal gegen die Autokratie auf. Aber bis auf die Proteste nach den gefälschten Parlamentswahlen 2011 kochte der Zorn im Volk meistens nur lokal begrenzt auf. Dieses Mal eint die Demonstrierenden die Einsicht, dass das Attentat gegen einen Unbequemen auch ein Attentat auf die eigene Freiheit ist. Es wird für die Machthabenden in Moskau und die Provinzfürsten immer schwieriger, mit Stabilität für sich zu werben. Nach den chaotischen 1990er Jahren verfing dieses Argument noch. Doch längst haben die Menschen erkannt, dass von dieser Art der Stabilität nur eine kleine Elite profitiert. Der Frust wächst. Er breitet sich wie ein Geflecht feiner Risse in einem Bauwerk aus. Und mit Gewalt lassen sich diese Risse nicht mehr kitten.

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