Ohne Maß und Mitte
Frankfurter Rundschau (ots)
Er könne es nur aus seinem Amt heraus besser machen: Das ist die eigenwillige Schlussfolgerung, die Kardinal Woelki aus der Lektüre des Rechtsgutachtens zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln zieht. Die erstmals eingeräumten eigenen Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch geraten zu einem Merkposten für die Gewissenserforschung, denn auch als Priester und Bischof sei er kein besserer, sondern ein fehlbarer Mensch. Es scheint also so zu sein, dass es niemanden gibt im weiten Erzbistum, der persönlich und moralisch Verantwortung für ein System des Vertuschens, Verleugnens und Bagatellisierens von sexuellem Missbrauch übernimmt. Sogar ans Kirchenrecht will der Kardinal heran und vorschlagen, dass sexueller Missbrauch endlich als Verbrechen an Menschen bestimmt wird und nicht nur als Verstoß gegen das Zölibatsversprechen. Diese buchstäblich perverse Bestimmung steht aber stellvertretend für ein Kirchenregime, dem Maß und Mitte und Orientierung am Evangelium abhandengekommen sind.
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