Erzbischof auf Abruf
Frankfurter Rundschau (ots)
Von einem reifen, modernen und demokratisch informierten Umgang mit Führung ist die katholische Kirche immer noch erschreckend weit entfernt. Selbst ein so hochrangiger Funktionsträger wie der Kölner Kardinal Rainer Woelki kann nicht entscheiden, ob er auf sein Amt verzichtet und den Weg für einen Neuanfang frei macht. Er muss sich und sein Schicksal stattdessen in die Hand des Heiligen Vaters legen. Das hat etwas Kindisches. Verantwortung lässt sich nicht delegieren. Und selbst der Papst kann niemanden zwingen weiterzumachen. Woelkis Rückkehr ist somit ein Akt willkommener Fremdbestimmung: "Ich wär ja gegangen, aber Papa hat's mir nicht erlaubt." Nach Woelkis Wille sollen sie ihm eine zweite Chance geben. Die Zumutung liegt im Appell an die Versöhnungsbereitschaft der Gläubigen. Ihr müsste die Bereitschaft des Kardinals zu Veränderungen entsprechen, die sich im Führungsstil, aber auch in konkreten Reformen niederschlägt. Da ist Woelki in der Bringschuld als Erzbischof auf Abruf.
Pressekontakt:
Frankfurter Rundschau
Ressort Politik
Telefon: 069/2199-3222
Original-Content von: Frankfurter Rundschau, übermittelt durch news aktuell