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Sehr große Mehrheit fordert Rechtsverbesserungen für Flüchtlingskinder in Deutschland - Repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes zum Weltkindertag 2016

Berlin (ots)

Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland fordern eine Verbesserung der rechtlichen und gesellschaftlichen Situation von Flüchtlingskindern in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes anlässlich des Weltkindertags am 20. September. 69 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass alle Kinder, die in Deutschland leben, die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben sollten. Damit ist dieser Wert seit letztem Sommer um zwei Prozent gestiegen. 28 Prozent (gegenüber 31 Prozent in 2015) vertreten hingegen die Auffassung, man könne Flüchtlingskindern nicht sofort die gleichen Möglichkeiten bieten.

Trotz differenzierter Sicht zieht sich die Forderung nach Gleichstellung aller Kinder quer durch die Anhängerschaft aller derzeit im Bundestag vertretenen Parteien. Die Zustimmungsrate schwankt zwischen 88 Prozent bei den Grünen-Anhängern (plus 8 Prozent gegenüber 2015) und 86 Prozent bei den Linken-Anhängern (plus 20 Prozent gegenüber 2015) bis zu 76 Prozent bei den SPD-Anhängern (plus 5 Prozent gegenüber 2015) und 66 Prozent bei den Unions-Anhängern (minus 5 Prozent gegenüber 2015). Deutlich geringer sind die Zustimmungsraten bei FDP-Anhängern mit 49 Prozent und AfD-Anhängern mit 47 Prozent (für beide Parteien liegen für 2015 keine statistisch gesicherten Daten zu dieser Frage vor). Die höchste Zustimmungsrate in dieser Frage erreicht die Alterskohorte der 18- bis 34-jährigen mit 80 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Bundesbürger (54 Prozent, plus 4 Prozent gegenüber 2015) kann sich vorstellen, sich persönlich für Flüchtlingskinder beispielsweise durch Übernahme einer Patenschaft oder durch ehrenamtliche Hilfe zu engagieren, wenn den Kindern damit das Leben in Deutschland erleichtert werden könnte. 39 Prozent (minus 6 Prozent gegenüber 2015) wären nicht bereit, sich persönlich einzubringen. Die Bereitschaft zu persönlichem Engagement ist insbesondere bei den Anhängern der SPD (69 Prozent, plus 11 Prozent gegenüber 2015), der Grünen (67 Prozent, minus 4 Prozent gegenüber 2015) und der Linken (66 Prozent, plus 12 Prozent gegenüber 2015) hoch, und auch bei den Unions-Anhängern (55 Prozent, plus 2 Prozent gegenüber 2015) sind immer noch mehr als die Hälfte der Befragten dazu bereit. Bei FDP-Anhängern (45 Prozent) und bei AfD-Anhängern (22 Prozent) ist diese Bereitschaft mehrheitlich nicht vorhanden. Besonders hohe Zustimmungsraten in dieser Frage sind bei Höhergebildeten (67 Prozent, plus 2 Prozent gegenüber 2015) zu verzeichnen, und auch in Ostdeutschland ist mit 51 Prozent (plus 8 Prozent gegenüber 2015) inzwischen die Mehrheit der Bevölkerung dieser Meinung (Westdeutschland 55 Prozent, plus 2 Prozent gegenüber 2015). 4 Prozent der Befragten (plus 1 Prozent gegenüber 2015) gaben an, sich bereits für Flüchtlingskinder in Deutschland zu engagieren.

Bei der Frage, ob Staat und Gesellschaft genug tun, um Flüchtlingskindern in Deutschland in ihrer besonderen Lebenssituation zu helfen, ist ein deutlicher Stimmungsumschwung zu verzeichnen. Knapp zwei Drittel (64 Prozent, plus 15 Prozent gegenüber 2015) der Deutschen sind der Ansicht, es werde sehr viel (16 Prozent) oder viel (48 Prozent) getan, um speziell Flüchtlingskinder in Deutschland zu unterstützen. 30 Prozent (minus 15 Prozent gegenüber 2015) sind gegenteiliger Auffassung.

"Es ist sehr erfreulich und stimmt uns hoffnungsfroh, dass die Haltung gegenüber Flüchtlingskindern noch offener geworden ist. Die sehr hohe Bereitschaft der Bevölkerung, sich mehr als bisher für Flüchtlingskinder in Deutschland zu engagieren, ist ein ermutigendes Zeichen, dass die mit der Integration der Flüchtlingskinder verbundenen Herausforderungen gemeistert werden. Dabei zeigt insbesondere die Engagementbereitschaft jüngerer Menschen, dass wir bei der Verbesserung der Situation von Flüchtlingskindern in Deutschland langfristig auf die Unterstützung der Bevölkerung bauen können. Mentoringprogramme und Patenschaften sowie Programme zur Bildungsintegration sind hier gute Instrumente, um Flüchtlingskindern in den ersten Jahren in Deutschland zu helfen. Hier sollten Bund, Länder, Kommunen und die Zivilgesellschaft ihre Bemühungen intensivieren, damit sich noch mehr Menschen als bisher ehrenamtlich für Flüchtlingskinder engagieren. Die überdurchschnittlich ausgeprägte Bereitschaft zur Unterstützung von Flüchtlingskindern seitens höherer Einkommensgruppen und Bildungsmilieus geben allerdings einen Hinweis darauf, dass die Integration von Flüchtlingskindern auch davon abhängen wird, den sozialen Zusammenhalt aller sozioökonomischen Milieus in Deutschland zu gewährleisten", betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

"Die Zahlen sind auch ein deutlicher Handlungsauftrag für Bund und Länder, der Diskriminierung von Flüchtlingskindern in Deutschland entgegenzutreten und ihnen von Anfang an eine Zukunftsperspektive zu geben. Denn die Asylgesetze widersprechen an vielen Stellen der UN-Kinderrechtskonvention ebenso wie den Grundgedanken des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Sie grenzen Flüchtlingskinder systematisch aus und bewirken, dass Kinder in Deutschland unter Bedingungen heranwachsen, die ihnen elementare Lebenschancen und eine gesunde Entwicklung vorenthalten. Flüchtlingskinder sind in erster Linie Kinder und müssen dieselben Ansprüche auf Leistungen der bestehenden Sozialsysteme haben wie andere Kinder auch. Die Umfrage zeigt deutlich, dass Bund und Länder hier bei einer rechtlichen Gleichstellung aller Kinder in Deutschland die deutliche Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hätten."

Für die repräsentative Umfrage zu Flüchtlingskindern in Deutschland wurden von infratest dimap im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes deutschlandweit 1.008 Wahlberechtigte ab 18 Jahren mittels computergestützter Telefoninterviews befragt. Die Fehlertoleranz liegt zwischen 1,4 (bei einem Anteilswert von 5%) und 3,1 Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 50%).

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Weitere Informationen und Rückfragen: Uwe Kamp, Pressesprecher
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