Fintechs: Im Firmenkundengeschäft noch keine Konkurrenz zu Banken
86 Prozent der Entscheider aus Unternehmen können aus dem Stegreif kein Fintech nennen
Junge Manager blicken über den Tellerrand
Hamburg (ots)
Fintechs wie Paypal oder Auxmoney sind bei Privatkunden von Banken und Sparkassen mittlerweile breit bekannt. Für das Firmenkundengeschäft steht dieser Wandel noch aus: Kreditplattformen, spezialisierte Zahlungsverkehrsdienstleister oder Unternehmensportale sind bei Unternehmern noch wenig präsent. Dies sind Ergebnisse der Studie "Geschäftsbeziehungen von Firmenkunden zu Banken" der Unternehmensberatung Kampmann, Berg & Partner. Für die Studie befragte das Institut Forsa 200 Geschäftsführer, Vorstände und Entscheider aus mittelständischen Unternehmen. Doch Banken und Sparkassen sollten die Hände nicht zu früh in den Schoß legen.
"Die Zusammenarbeit mit Fintechs spielt für Unternehmen bisher kaum eine Rolle", sagt Marc Jochims, der die Studie bei Kampmann, Berg & Partner betreut hat. "Die Mehrzahl der Firmen vertraut auf ihre Hausbank als langfristigen Partner", sagt Jochims. Im Vergleich zu Privatkunden seien sie weniger wechselfreudig, legten besonderen Wert auf einen persönlichen Ansprechpartner und eine hohe Kontinuität der Kundenbeziehung. Gewährleistet eine Bank diese Kundenanforderungen, so ließen sich Unternehmen nicht einfach mit Kostenvorteilen zu einem innovativen, plattformgestützten Anbieter locken.
Die gute Nachricht für die Banken: Noch hat die Mehrheit der Mittelständler die innovativen Alternativen auch gar nicht entdeckt. 86 Prozent der Entscheider können aus dem Stegreif kein Fintech-Unternehmen nennen. Erst auf Nachfrage geben 29 Prozent an, beispielsweise den Anbieter Auxmoney zu kennen. Bei den jüngeren Managern bis 45 Jahre, die digitale Services auch privat nutzen, sind es jedoch 38 Prozent.
Banken sollten reagieren - mit Neuentwicklungen und Kooperationen
"In vielen Unternehmen kündigt sich ein Generationenwechsel auf der Chefetage an - und viele ältere Manager lassen sich von jungen Mitarbeitern inspirieren", sagt Marc Jochims von Kampmann, Berg & Partner. "Die Banken sollten daher mit der Weiterentwicklung digitaler Anwendungen für Firmenkunden nicht zurückstehen und gezielt den Schulterschluss zu Fintechs suchen, die strategisch zu ihnen passen." Auch Firmenkunden von Direktbanken sind besonders offen für neue Lösungen, wie die Studie zeigt. Hier liegt die Bekanntheit von Auxmoney sogar bei 50 Prozent.
Eine Revolution der Fintechs im Firmenkundengeschäft erwartet die Unternehmensberatung Kampmann, Berg und Partner zumindest im Bereich der Finanzierung jedoch auch mittelfristig nicht: "Kreditplattformen sprechen vor allem Startups und Kleinunternehmen an. Für größere Firmen spielt die individuelle persönliche Betreuung mit festem Ansprechpartner eine wichtige Rolle, die Fintechs nicht bieten können", so Experte Jochims. Auch die Ansprüche an Produkt und Konditionen könnten Fintechs in dieser Zielgruppe aktuell nicht erfüllen. Inwieweit andere digitale Services auf Offenheit und Interesse stoßen, bleibe abzuwarten.
Datenschutz ist Bankdomäne
Was Mittelständler, die mit dem Digitalangebot ihrer Bank hadern, von der Suche nach Alternativen abhält, sind auch Datenschutzbedenken. Für sechs von zehn Entscheidern ist dieser Aspekt bei Onlinelösungen wichtiger als eine komfortable Bedienung oder der Nutzwert. Besonders große Firmen legen Wert auf Datenschutz: Bei den Entscheidern aus Unternehmen zwischen 100 und 500 Mitarbeitern bevorzugen zwei Drittel diesen Aspekt, im Vergleich zu 46 Prozent bei Firmen mit bis zu zehn Mitarbeitern. "Bei Unternehmen haben Fintechs aufgrund strenger Datenschutzbestimmungen noch Imagenachteile. Doch wenn sich eine Bank mit einem Fintech zusammenschließt, haben Wettbewerber schnell das Nachsehen", sagt Jochims. Außerdem könnten kleine Unternehmen mit relevanten Umsätzen als Vorreiter neuer, schlanker Lösungen agieren und die Hemmschwelle größerer Unternehmen senken. "Cloudlösungen galten auch einmal als undenkbar", so der Experte.
Über Kampmann, Berg & Partner:
Kampmann, Berg & Partner berät schwerpunktmäßig Finanzdienstleister und nahestehende Unter-nehmen zu strategischen Fragestellungen entlang der gesamten Wertschöpfung - zum Beispiel zu Geschäftsmodellen, Vertriebsprozessen, Marketingstrategien sowie Corporate Finance und Outsourcing. Die Topmanagementberatung zeichnet sich durch besondere Seniorität aus: Gestandene Berater entwickeln auf Basis fundierter Analysen umsetzbare Lösungskonzepte abseits der Standardmuster großer Beratungshäuser. Zum Kundenkreis der 1999 gegründeten Beratung gehören etwa 200 Institute der Sparkassen-Finanzgruppe, Groß- und Landesbanken, Direkt- und Spezialbanken sowie Versicherungen. Branchenübergreifend bietet Kampmann, Berg & Partner darüber hinaus Beratung zu strategischen Querschnittthemen, zum Beispiel Business Wargaming.
Weitere Informationen: www.kampmann-berg.de.
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