Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP)
Pressemitteilung: BDP reagiert auf Stark-Watzinger Interview in der Berliner Morgenpost
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Pressemitteilung
22.09.2022
“Fridays for Future” versus “Fridays for Education”
BDP kritisiert Stark-Watzinger für die Distanzierung von den Klimaprotesten und fordert eine ganzheitliche Betrachtung von aktuellen klima- und bildungspolitischen Herausforderungen
Auf die Frage, wie groß ihre Sympathie für die Klimaproteste „zu Lasten der Bildung sei“ antwortete Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe, indem sie Schülerinnen und Schüler dazu aufforderte, sich mit „Fridays for Education“ für ein besseres Bildungssystem einzusetzen.
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) sieht diese Äußerungen kritisch. Stark-Watzinger bagatellisiere damit nicht nur die Zukunftssorgen junger Menschen, sondern auch die Klimakrise selbst sowie deren Konsequenzen. Gleichzeitig lasse sie eine integrative Perspektive des Bundesbildungsministeriums auf die Themen Bildung und Klimakrise vermissen. Schülerinnen und Schülern wird mit der Äußerung quasi die Verantwortung dafür zugeschoben, sich für die dringend notwendigen Verbesserungen im Bildungssystem einzusetzen. Und die Frage nach Klimaschutz versus Unterrichtsausfall wird gar nicht erst beantwortet.
Der BDP positioniert sich zu diesen Äußerungen wie folgt:
Es steht außer Frage, dass die Klimakrise ein schnelles, entschiedenes und wirksames Handeln auf politischer und gesellschaftlicher Ebene erfordert. Zukunftsängste und -sorgen müssen ernst genommen werden. Es sollte anerkannt werden, dass junge Menschen durch die und während der Proteste Bildung erlangt und Demokratieerfahrungen gemacht haben.
Die Verantwortung für Verbesserungen im Schulsystem liegt in erster Linie bei den Ländern und es gibt verpflichtende gesetzliche Grundlagen. Doch diese können bundesweit aufgrund des Lehrkräftemangels, der Folge vergangener politischer Versäumnisse ist, kaum mehr eingehalten werden. Hier nun Schülerinnen und Schüler in die Pflicht zu nehmen, dagegen zu protestieren, ist nicht zielführend.
Klima- und Bildungskrise sind nach Auffassung des BDP nicht getrennt voneinander zu betrachten. Zudem hat sich Deutschland mit der Unterzeichnung der Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen bereits 2015 zur Förderung einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) im Sinne einer Klimabildung verpflichtet.
Der BDP ruft dazu auf, die Klimakrise ernst zu nehmen und unterstützt die Ziele, die mit dem globalen Klimastreik am 23. September unter dem Motto #PeopleNotProfit in Deutschland verbunden sind. Der BDP fordert einen ganzheitlichen Ansatz zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen in der Bildungs- und Klimapolitik und bietet hierfür seine psychologische Expertise an.
Kontakt
Felix Peter, Schulpsychologe, Mitglied im BDP und engagiert bei „Psychologists for Future“
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