Vor den Koalitionsverhandlungen - Das Potenzial der Ganztagsschule wird noch nicht ausgeschöpft
Hofheim (ots)
In keinem Land der Welt sind die Bildungschancen der sozial benachteiligten Gruppen schlechter als in Deutschland. Noch immer sind insbesondere Frauen und Alleinerziehende beruflich benachteiligt, weil nach der Kindergartenzeit die Betreuungsplätze fehlen. Der Ganztagsschulverband fordert daher den pädagogisch motivierten Ausbau der Ganztagsschulen in ganz Deutschland. Sie sollen die Lernchancen für alle Kinder verbessern, Benachteiligung abbauen und zugleich ihre Eltern entlasten.
Mit dieser Forderung bezieht sich der Verband auf die Studie "Guter Ganztag für alle", die die Bertelsmann Stiftung vorgelegt hat. Auf 60 Seiten zeichnet sie ein umfassendes Bild über die Situation der Ganztagsschulen in Deutschland. Die Stiftung hat berechnet, was ein flächendeckender und qualitativer Ausbau kostet und kommt zu dem Ergebnis Bund, Länder und Kommunen können den erforderlichen Ausbau nur gemeinsam bewältigen. Aus ihr geht auch hervor, dass sich fast drei Viertel der Eltern einen Ganztagsplatz für ihr Kind wünschen. Die neue Bundesregierung müsse dem Ganztagsausbau Priorität geben. Gute Ganztagsschulen seien ein Motor für die Chancen von Kindern und Jugendlichen. (Bertelsmann Stiftung PM vom 17.10.2017)
Mehr in die Qualität von Bildung investieren
Der Ganztagsschulverband mit Sitz im hessischen Hofheim, der seit 1955 die Interessen von mittlerweile 16.488 ganztägig arbeitender Schulen in Deutschland vertritt, appelliert vor den Koalitionsverhandlungen an die Politik, in den kommenden Jahren mehr in die Qualität der Bildung an Ganztagsschulen zu investieren. "Leider darf bezweifelt werden, dass die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in den kommenden Koalitionsverhandlungen zu entsprechenden Vereinbarungen kommen", wie Rolf Richter, der Vorsitzende des Ganztagsschulverbands verdeutlicht. Er führt das auf die vorherrschende politische Praxis zurück, die Wünsche der Eltern mit dem geringstmöglichen Aufwand zu befrieden und die Ganztagsschule nur als eine um ein Betreuungsangebot erweiterte Schule zu betrachten. Richter sagt dazu: "Diese eingeschränkte Sichtweise wird dem Anspruch einer zukunftsorientierten Bildungspolitik, die auf eine breite Verbesserung schulischer Leistungen setzt und die Ausschöpfung der Bildungspotentiale aller Kinder und Jugendlichen im Blick hat, in keiner Weise gerecht."
Wissenschaftler, Stiftungen und Verbände fordern den Ausbau guter Ganztagsschulen
So setzen Wissenschaftler, Bildungsstiftungen und Verbände zur Beseitigung der benannten Defizite auf den Ausbau guter Ganztagsschulen. Unter anderen fordert das Institut der Deutschen Wirtschaft zur qualitativen Verbesserung der Bildung den weiteren Ausbau der Förderstruktur in Form von Ganztagsschulen, die Institutionalisierung gebundener und rhythmisierter Ganztagsschulen als bessere Alternative, bundeseinheitliche Standards für Ganztagsschulen, den Ausbau der Ganztagsschulen mit Betreuung immer an 5 Tagen und die Einbeziehung der Ganztagspädagogik in die Lehreraus- und -weiterbildung. Dazu müsse die zu bildende Bundesregierung Ziele und Vorhaben für Bildung und Betreuung definieren, appelliert Richter. "Unsere Kinder brauchen qualifiziertes Personal in einer anregungsreichen und lernförderlichen Umgebung."
Wünsche der Eltern und der Wirtschaft ernst nehmen
Für die nächste Legislaturperiode des Bundestages gibt es aus Sicht des Ganztagsschulverbandes vier grundlegende Aufgaben. Um die dringend notwendigen finanziellen Mittel für die Bildung aufzubringen, muss das Kooperationsverbot fallen, damit Länder und Kommunen die nötigen Mittel erhalten. Für die Familienförderung ist die Durchsetzung des Rechtsanspruches auf einen Platz in einer gebundenen Ganztagsschule nötig. Einheitliche Qualitätsstandards für Ganztagsschulen sind in Kraft zu setzen und ein Bundesprogramm zum Ausbau der Ganztagsschulen mit dem Schwerpunkt der Verbesserung der personellen Ausstattung (Erzieher/innen, Sozialpädagogen/innen, Psychologen/innen etc.) muss umgesetzt werden. Der Ganztagsschulverband fordert die Politik dazu auf, die Wünsche der Eltern und der Wirtschaft ernst zu nehmen.
Quelle: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Gute Ganztagsschule für alle. Kosten für den Ausbau eines qualitätsvollen Ganztagsschulsystems in Deutschland bis 2013. Studie von Klaus Klemm und Dirk Zorn. Pressemitteilung vom 17.10.2017.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.ganztagsschulverband.de/
Pressekontakt:
Rolf Richter
1. Vorsitzender Ganztagsschulverband
Am Kindergarten 2
65520 Bad Camberg
E-Mail: richter@ganztagsschulverband.de
Mobil: 015228981426
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