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dpa-Faktencheck

Der örtlichen Polizei sind keine Sachbeschädigungen an Kirchen bekannt

Berlin (ots)

Anschläge auf Kirchengebäude sollen in Deutschland stark zugenommen haben. Diese Behauptung kursiert momentan im Internet. Demnach soll es in der südlichen Region Baden-Württembergs vermehrt zu Sachbeschädigungen an und in Kirchen gekommen sein.

BEWERTUNG: Die Behauptung ist falsch. Keiner der im Bericht genannten Vorfälle hält einer Prüfung stand.

FAKTEN: Dem für die Region zuständigen Polizeipräsidium ist keiner der Vorfälle bekannt. «In den letzten Wochen und Monaten ist nichts in diese Richtung passiert», sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Freiburg auf Anfrage.

Zu einer einzigen Tat aus dem Bericht scheint es tatsächlich gekommen zu sein. Allerdings nicht, wie suggeriert, in letzter Zeit, sondern vor mehr als fünf Jahren.

So wird eine katholische Pfarrgemeinde in Kenzingen (Landkreis Emmendingen) wie folgt zitiert: «Seit Wochen kommt es regelmäßig vor, dass in der Stadtkirche St. Laurentius in Kenzingen Kircheninventar missbraucht oder zerstört wird. Die katholische Pfarrgemeinde bittet die Bevölkerung darum, verdächtiges Verhalten zu melden. Sollten sich diese Vorfälle jedoch wiederholen, sind wir leider gezwungen, die Kirche unter Umständen außerhalb der Gottesdienstzeiten zu schließen.» (http://dpaq.de/lmMkg)

Dieser Text ist aus dem zeitlichen Kontext gerissen. Er wurde aus einem Bericht der Badischen Zeitung vom 21. Januar 2014 übernommen. Nur ein Teil des als Zitat ausgegeben Textes stammt vom damaligen Pfarrer. Im Jahr 2014 hatte die Pfarrgemeinde vermehrt «unschöne Vorkommnisse» registriert - bis hin zu einer Hakenkreuz-Schmiererei an einer Außenwand der Kirche. (http://dpaq.de/uoZHl)

Der derzeitige Pfarrer, Klaus Fehrenbach, weiß zwar von kleineren Beschädigungen in den vergangenen Monaten zu berichten, aber «wirklich kaputt gemacht worden ist im Grunde nichts». Dass der Opferstock aufgebrochen wird, sei leider nichts ungewöhnliches und komme gelegentlich vor. Plant er deshalb die Kirche außerhalb der Öffnungszeiten zu schließen, wie im Artikel behauptet wird? «Nein, schließen werden wir sie nicht», sagte der Pfarrer. Eine solche Äußerung habe er nie getätigt.

Das verwendete Bild stammt aus einem Fernsehbeitrag des Südwestrundfunks (SWR). Zu sehen ist eine beschädigte Figur einer kleinen Kirche im Westerwald. In dieser Kirche war es tatsächlich zu Vandalismus gekommen. Der in dem Beitrag dazu befragte Kriminologe Christoph Pfeifer vermutet, dass es sich bei den Tätern vor allem um Menschen handelt «die massiv frustriert sind von der Kirche». Politische Motivationen seien unwahrscheinlich. «Die Mehrheit der Sachbeschädigungen wird durch Leute verübt, die schlicht ein Objekt suchen, das beachtet wird.» (http://dpaq.de/74TXF)

Auch BKA-Angaben stützen die eingangs genannte Aussage nicht. Seit Januar 2017 erfasst die Behörde Straftaten zusätzlich gesondert in den Unterthemen «antiziganistisch», «christenfeinlich», «islamfeindlich» und «sonstige ethnische Zugehörigkeit». Für das Jahr 2018 wurden insgesamt 121 christenfeindliche Straftaten registriert. Im Vorjahr waren es noch 129 gewesen. (http://dpaq.de/M3ftt)

Insgesamt hatten die Straftaten im Themenfeld Hasskriminalität im Jahr 2018 mit 8113 gegenüber dem Vorjahr (7913) zwar leicht zugenommen. Maßgebend dafür waren der Statistik nach allerdings insbesondere die fremdenfeindlichen Straftaten. (http://dpaq.de/eEcTk)

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Links:

Artikel bei «haolam.de»: http://dpaq.de/lmMkg

Artikel bei «Badische Zeitung»: http://dpaq.de/uoZHl

Daten zu politisch motivierter Kriminalität: http://dpaq.de/LDyKl

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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