Alle Storys
Folgen
Keine Story von dpa-Faktencheck mehr verpassen.

dpa-Faktencheck

Bisher keine Anklage gegen Emmanuel Macron vor Weltstrafgericht

Berlin (ots)

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt - und die deutschen Medien schweigen? Ein in sozialen Netzwerken verbreiteter Artikel behauptet das. Es geht um die Proteste der «Gelbwesten» in Frankreich und die Rolle Macrons.

BEWERTUNG: Falsch, eine solche Anklage gegen Macron gibt es nicht.

FAKTEN: Die Bewegung der «Gelbwesten» demonstriert seit November 2018 gegen Macrons Politik. Entzündet hatte sich der Protest an der geplanten Erhöhung der Treibstoffsteuern. Inzwischen geht es um soziale Ungerechtigkeit allgemein, Vertreter der Protestbewegung fordern Macrons Rücktritt. Bei Kundgebungen kam es immer wieder zu heftigen Ausschreitungen.

Francis Lalanne, Chansonsänger und Unterstützer der Proteste, will auf der Plattform «change.org» derzeit die erforderlichen 250 000 Unterschriften für eine Petition beim Weltstrafgericht in Den Haag sammeln (http://dpaq.de/re8pz). Bis um 28. Juni 2019 hatten dort knapp 100 000 Menschen unterzeichnet. Lalanne beklagt willkürliche Festnahmen, missbräuchliche Hausdurchsuchungen und viele Verletzte auf Seiten von Demonstranten und Polizei. Verantwortlich dafür macht er Macron und dessen Innenminister Christophe Castaner. Beiden wirft er «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» vor, laut Statut wäre der Gerichtshof dafür zuständig.

Ob jedoch als Folge dieser Petition tatsächlich jemals Anklage gegen Macron erhoben wird, entscheiden nicht die «Gelbwesten», sondern allein der Strafgerichtshof. Die Anklagebehörde, die seit 2012 von Chefanklägerin Fatou Bensouda aus Gambia geleitet wird, ist von den anderen Organen unabhängig. Sie führt alle Ermittlungen und vertritt die Anklage vor dem Gerichtshof. Von einer «Anklage» gegen Macron kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Rede sein, Lalannes Petition hat eher symbolischen Charakter.

Links:

Bundeszentrale für politische Bildung über Strafgerichtshof: http://dpaq.de/PT0Bd

Aufbau und Struktur des Strafgerichtshofs: http://dpaq.de/hIzY7

Petition bei «change.org»: http://dpaq.de/re8pz

Artikel mit falscher Behauptung auf «news-for-friends.de» (archiviert): http://dpaq.de/Mjj1C

   ---

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

© dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Die vorstehenden Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Nutzung von Texten, Grafiken und Bildern ohne vertragliche Vereinbarung oder sonstige ausdrückliche Zustimmung der dpa ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung und öffentliche Wiedergabe sowie Speicherung, Bearbeitung oder Veränderung. Alle Rechte bleiben vorbehalten.

Weitere Storys: dpa-Faktencheck
Weitere Storys: dpa-Faktencheck
  • 28.06.2019 – 15:55

    Klimakurve in Beitrag «Der Klimaschwindel» ist irreführend

    Berlin (ots) - Ein RTL-Beitrag über den Klimawandel erhält im Internet große Aufmerksamkeit. In sozialen Medien wird behauptet, «internationale Klimaforscher» würden darin «den Spuk» des durch den Menschen beeinflussten Klimawandels «durch Präsentation der Temperaturen anderer Epochen» widerlegen. Als zentrales Argument soll eine Klima-Kurve beweisen, dass es im Mittelalter wärmer war als heute. BEWERTUNG: Die ...

  • 28.06.2019 – 15:45

    Indigenen-Foto hat nichts mit Staudamm zu tun - Anlage bereits in Betrieb

    Berlin (ots) - «Dieses Bild soll um die Welt gehen», heißt es in einem Facebook-Post über ein Foto, auf dem ein Indigener aus dem Amazonasgebiet von Polizeieinheiten festgehalten wird. Es soll zeigen, dass die Evakuierung des Kapayó-Stamms in Brasilien zugunsten des Belo-Monte-Staudamms begonnen habe (http://dpaq.de/JODno). BEWERTUNG: Das Foto ist schon seit mehr ...

  • 28.06.2019 – 15:27

    Merkel falsch wiedergegeben - nicht jeder Jobsuchende soll einreisen

    Berlin (ots) - Auf einer Pressekonferenz hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unter anderem zum Fachkräftemangel in Deutschland geäußert. Der Facebook-Account «Informationsschalter» verbreitet, sie habe gesagt: «Wer Interesse hat in Deutschland zu arbeiten, soll künftig legal einreisen dürfen.» BEWERTUNG: Das Zitat ist verkürzt - und dadurch dessen ...