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Falsche Rechnung: Sachsen plus Brandenburg - AfD hat keine 51 Prozent

Berlin (ots)

Es ist eine der eher kuriosen Geschichten von den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg: Ein AfD-Politiker addiert einfach die Ergebnisse seiner Partei in beiden Bundesländern und behauptet damit, die Rechtspopulisten seien mit 51 Prozent «die stärkste Kraft» geworden. Der Politiker selbst spricht auf Nachfrage von einem Spaß, andere Accounts in den sozialen Medien folgen aber seiner Rechnung (http://dpaq.de/zQORs).

BEWERTUNG: In der Mathematik kann man nicht einfach Prozentangaben addieren, um zu einem solchen Schluss zu kommen. Richtig ist, dass die AfD in beiden Ländern zusammen die meisten Stimmen erhalten hat - aber eben nicht mehr als 50 Prozent.

FAKTEN: Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg am 1. September 2019 behauptet der bayerische AfD-Kommunalpolitiker René Jentzsch, seine Partei hätte in beiden Ländern zusammengenommen mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten. Später löscht er seine Posts auf Twitter und Facebook (archivierter Tweet: http://dpaq.de/kHzkl, hier ein Screenshot: http://dpaq.de/CKBVG).

Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigt Jentzsch am 4. September, dass er die Posts geschrieben und mittlerweile gelöscht hat. Er habe erkannt, dass viele Leute keinen Spaß oder Satire verstünden. Er spricht von Beleidigungen, Drohungen und Anfeindungen, die er erlebt habe.

Jentzschs falsche Rechnung ging wie folgt: Bei der Wahl am 1. September 2019 erhielt die AfD in Sachsen 27,5 Prozent der Wählerstimmen, in Brandenburg 23,5 Prozent. Zusammengenommen seien das 51 Prozent in beiden Ländern. Alle anderen Parteien hätten nach dieser Methode einen geringeren Stimmenanteil. «Heutzutage musst du etwas Quatsch machen», sagt Jentzsch. Er habe Aufmerksamkeit erlangen wollen, indem er absichtlich falsche Mathematik anwendete. Peinlich sei ihm der Post überhaupt nicht.

Jentzschs Rechnung ist natürlich nicht korrekt - genauso wenig wie es etwa möglich ist, bei einem Einkauf fünf Artikel mit je 19 Prozent Mehrwertsteuer zu kaufen und dann zu behaupten, der Staat ziehe für alle Produkte zusammen 95 Prozent Mehrwertsteuer ein.

Man kann den Stimmenanteil der Parteien in beiden Ländern jedoch nur anhand der tatsächlichen absoluten Zahlen bestimmen. Ausschlaggebend für die Zusammensetzung der jeweiligen Landtage sind die Zweitstimmen.

In Sachsen gab es am Wahltag 2 166 216 gültige Stimmen (http://dpaq.de/CfnMp), in Brandenburg 1 265 039 (http://dpaq.de/k6lHG). In beiden Ländern wurden also zusammen 3 431 255 gültige Stimmen für die Parteilisten abgegeben.

Bei der AfD haben in Sachsen 595 530 Wähler ein Kreuz gemacht, in Brandenburg 297 429. Damit erhielt die Partei in beiden Bundesländern 892 959 der insgesamt 3 431 255 gültigen Stimmen - ein Anteil von 26,0 Prozent.

Nach den vorläufigen amtlichen Wahlergebnissen sieht die Stimmenverteilung für Sachsen und Brandenburg zusammen so aus:

AfD: 26,02 Prozent (892 959 Stimmen)

CDU: 26,01 Prozent (892 483 Stimmen)

SPD: 14,53 Prozent (498 618 Stimmen)

Linke: 10,49 Prozent (359 983 Stimmen)

Grüne: 9,42 Prozent (323 172 Stimmen)

FDP: 4,34 Prozent (149 029 Stimmen)

Freie Wähler: 3,98 Prozent (136 582 Stimmen)

Die AfD ist also zwar weder in Sachsen noch in Brandenburg jeweils stärkste Kraft geworden, in beiden Bundesländern zusammen aber doch. Die Rechtspopulisten haben einen minimalen Vorsprung von wenigen Hundert Stimmen zu den Christdemokraten.

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Links:

Vorläufiges Ergebnis Landtagswahl Sachsen: https://www.wahlen.sachsen.de/download/Medieninformation/LWL-26-2019.pdf

Vorläufiges Ergebnis Landtagswahl Brandenburg: https://wahlen.brandenburg.de/wahlen/de/start/presse/~01-09-2019-vorlaeufiges-ergebnis

Archivierter Jentzsch-Tweet: http://dpaq.de/kHzkl

Screenshot von Jentzsch-Rechnung: https://pbs.twimg.com/media/EDfRf_CXUAAVKe_?format=jpg&name=small

Jentzsch-Statement auf Twitter: https://twitter.com/JentzschRene/status/1168782281651212288 (archiviert: http://dpaq.de/pPGfb)

Facebook-Post mit falscher Rechnung: https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=1398703836952573&id=100004389094831 (archiviert: http://dpaq.de/6ZaQN)

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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