Europäisches Verbraucherzentrum Deutschland
Promi-Werbung für Cybertrading-Plattformen: Vorsicht, dahinter stecken Betrüger aus dem Ausland!
Promi-Werbung für Cybertrading-Plattformen: Vorsicht, dahinter stecken Betrüger aus dem Ausland!
Mit nur 250 Euro innerhalb kurzer Zeit viel Geld erwirtschaften? Prominente wie Peter Maffay oder Tim Mälzer werben mit angeblich todsicheren Geldanlage-Tipps im Internet für Cybertrading-Plattformen. Sogar tagesschau.de soll darüber berichten. Die Wahrheit: Alles Fake! Es ist Teil einer Masche, mit der Kriminelle, häufig aus dem Ausland, hohe Geldsummen ergaunern. Karolina Wojtal, Juristin und Co-Leiterin des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ), warnt vor dreistem Anlage-Betrug.
Ein exemplarischer Fall aus der Praxis des EVZ
Über eine Meldung gelangt Harald G. (Name geändert) zu einem echt wirkenden Online-Artikel der Tagesschau: Dort wird über einen Skandal von Peter Maffay berichtet. Angeblich soll der Musiker in einer Sendung verraten haben, wie er schnell Geld mit einer Bitcoin-Software verdient. Nun soll er von der Deutschen Bundesbank verklagt worden sein. Ein Link im Artikel führt direkt zur besagten Plattform. Von der seriösen Aufmachung der Seite getäuscht, klickt Harald G. auf den Link und meldet sich mit Namen, E-Mail und Handynummer an. Daraufhin meldet sich eine Finanzbrokerin aus Österreich. Mit der Überweisung von 250 Euro könne sein Depot auf der Cybertrading-Plattform aktiviert werden. Nun kann er den vermeintlich rasanten Anstieg seines Kapitals verfolgen. Doch als Harald G. den Gewinn ausgezahlt haben möchte, soll er auf einmal Gebühren zahlen. Er widerruft seine Anmeldung und fordert sein Geld zurück. Seitdem wird er von den Brokern aus Österreich telefonisch belästigt. An sein Geld kommt er jedoch nicht.
Hallo Frau Wojtal, der beschriebene Fall wurde natürlich anonymisiert. Er ist jedoch so bei Ihnen gelandet. Gibt es für den betroffenen Mann eine Aussicht, wieder an sein verlorenes Geld zu kommen?
Leider sind die Chancen, den Schaden ersetzt zu bekommen, eher gering. Besonders bei Überweisungen. Bei einer Zahlung mit Kreditkarte ist ein Chargeback möglich, jedoch nicht garantiert. Schnelles Handeln erhöht die Erfolgschancen. Falls eine Versicherung (z. B. eine Cyber-Versicherung) abgeschlossen wurde, könnte diese unter Umständen einen Teil des entstandenen Schadens übernehmen.
Das klingt sehr ernüchternd. Welche Handlungsmöglichkeiten haben Verbraucher, die auf einen Betrug reingefallen sind?
Betroffene sollten sofort den Kontakt zu den Brokern abbrechen. Dann sollten Sie sich an ihre Bank oder Kreditkartenanbieter wenden, um eine Rückbuchung der Überweisung oder der Kreditkartenzahlung (Chargeback) zu versuchen. Überweisungen lassen sich, wenn überhaupt, nur in einem sehr engen Zeitfenster rückgängig machen. Je nach Fall sollten Sie Bankkonto und Karte ebenfalls sperren lassen. Und unbedingt eine Strafanzeige bei der Polizei erstatten.
Solche kuriosen Meldungen, die mit dem schnellen Geld winken, tauchen regelmäßig im Internet auf. Wie realistisch sind die Versprechungen?
Die Versprechungen, wie ‚schnell und ohne Aufwand‘ reich zu werden, sind völlig unrealistisch. Sie sind gezielt darauf ausgelegt, Menschen mit Erfolgsgeschichten zu täuschen. Dabei haben die Promis, die diese Methoden angeblich empfehlen, niemals diese Aussagen getroffen. Das investierte Geld wird nicht angelegt, sondern direkt von den Betrügern einbehalten.
Wann sollte man stutzig werden, wenn man auf einen solchen Artikel stößt?
Stutzig sollten Sie werden, wenn Prominente für ein Produkt oder eine Methode werben, ohne dass dies auf deren offiziellen Kanälen bestätigt wird. Auch wenn die angeblichen Nachrichtenartikel von Tagesschau & Co. authentisch wirken, sie sind ein Fake. Oft behaupten die Täter auch, dass sie von Institutionen wie der Deutschen Bundesbank oder renommierten Medienhäusern unterstützt werden. Oder die Anbieter behaupten, ‚exklusive Handelsgeheimnisse‘ oder eine ‚spezielle Software‘ zu haben. Das alles soll Glaubwürdigkeit erzeugen.
Haben Sie Tipps für Verbraucher, um die Betrüger zu enttarnen?
Betroffene sollten auf der Webseite des vermeintlichen Cybertrading-Unternehmens nachschauen: Hat die Website kein Impressum oder keine Angabe zur zuständigen Aufsichtsbehörde (z. B. BaFin), sollten Sie misstrauisch werden. Sind die Geschäftsbedingungen nur auf Englisch, obwohl der Anbieter als deutscher Broker auftritt, ist das bereits ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Auch ein Warnsignal: Pop-Ups oder Banner (z. B. ‚nur noch wenige Plätze verfügbar‘), mit denen Druck ausgeübt wird. Recherchieren Sie im Internet über unabhängige Quellen nach den Aussagen, die die Promis getätigt haben.
Was ist das Ziel der Betrüger?
Die Betrüger wollen möglichst hohe Summen erlangen. Sie bauen über Wochen oder Monate Vertrauen zu den Betroffenen auf, zeigen ihnen vermeintliche Gewinne an und drängen wiederholt zu weiteren Zahlungen. Das angeblich investierte Geld wird jedoch nie angelegt, sondern fließt direkt in das kriminelle Netzwerk.
Welcher Schaden entsteht bei den betroffenen Verbraucherinnen und Verbrauchern?
Der finanzielle Schaden ist teils enorm. Betroffene verlieren ihr gesamtes investiertes Kapital. In extremen Fällen kommen sie sogar in existenzgefährdende Situationen, etwa wenn sie Ersparnisse, Immobilien oder ganze Erbschaften verspekulieren. Dazu kommt auch die psychische Belastung: Viele verlieren das Vertrauen in andere Menschen und schämen sich, auf den Betrug reingefallen zu sein. In einigen Fällen brechen sogar Beziehungen und Familien auseinander.
Was sind Ihre Empfehlungen, um gar nicht erst auf die Masche reinzufallen?
Angebote, die unrealistisch erscheinen oder schnelle Gewinne versprechen, besser ignorieren und keine unbekannten Links oder Banner anklicken. Selbst wenn diese auf seriösen Plattformen erscheinen. Werden Sie skeptisch, wenn man Ihnen das Gefühl gibt, Teil einer Gruppe ‚Auserwählter‘ zu sein, mit denen ein Geheimnis geteilt wird. Suchen Sie in Online-Foren nach Erfahrungen anderer Nutzer. Auf keinen Fall sollten Verbraucher Daten von sich (Name, E-Mail, Telefonnummer) auf unbekannten Plattformen eingeben. Prüfen Sie das Impressum und holen Sie Informationen über den Anbieter über offizielle Quellen (z. B. BaFin). Im Zweifel lieber noch einmal extern überprüfen lassen, bevor das erste Geld fließt. Das EVZ berät Betroffene kostenlos.
Ihr Kontakt für Presseanfragen: Kerstin Ernst
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