Keine Verschärfung von Gesundheitspatenten
Hilfsorganisationen und internationale Gesundheitsexperten fordern Patentfreigabe bei lebensnotwendigen Medikamenten und öffentliche Gesundheitsforschung
Frankfurt/Main (ots)
Einen Wandel in der globalen Medikamentenpolitik forderten gestern in Berlin die Gesundheitsorganisation medico international, die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt und Misereor sowie das pharmakritische Netzwerk BUKO Pharma-Kampagne. Notwendige Arzneimittel seien als öffentliche Güter zu betrachten und aus dem Patentschutz auszunehmen. Die Organisationen sowie Gesundheitsexperten aus den USA, Thailand, Kenia, Brasilien, Südafrika und anderen Ländern übten massive Kritik an der globalen Gesundheitssituation. Der beispiellose medizinische Fortschritt der letzten Jahrzehnte sei an der Mehrheit der Weltbevölkerung nahezu vollständig vorbeigegangen. 13 Millionen Menschen sterben jährlich an Krankheiten, die eigentlich behandelbar wären. Angesichts des bevorstehenden G8 - Gipfels in Heiligendamm forderten sie, alle Pläne zur Verschärfung des weltweiten Patentrechtes aufzugeben. In der von allen Organisationen unterzeichneten "Berliner Erklärung" heißt es, dass viele Menschen deshalb stürben, "weil Pharma-Patente als de-facto Monopole dafür sorgen, dass selbst lebensnotwendige Medikamente unerschwinglich teuer sind oder gar nicht erst entwickelt werden."
"Systematisch werden die Gesundheitsbedürfnisse von Menschen, die über keine oder zu geringe Kaufkraft verfügen, vernachlässigt. Damit werden gerade jene Menschen vom Zugang zu Arzneimitteln ausgeschlossen, die sie am dringendsten bräuchten", so die Berliner Erklärung weiter. Alternativen, die einen Zugang zu notwendigen Medikamenten für alle gewährleisten, sind vorhanden. Das spiegelt sich in den jüngsten Auseinandersetzungen um die Außerkraftsetzung von pharmazeutischen Patenten in Thailand und Brasilien und in den Vereinbarungen der Clinton-Foundation mit indischen Generika-Firmen zur Sicherstellung einer lebenslangen Behandlung von AIDS-Patienten in Afrika. Ein Politikwechsel müsse deshalb darin bestehen, die lokale Medikamentproduktion in den Entwicklungsländern zu fördern, Patentpools zur einfacheren und kostengünstigeren Handhabung von Lizenzverträgen zu ermöglichen. Um eine Gesundheitsforschung im öffentlichen Interesse zu gewährleisten, fordern die Organisationen, unter anderem die "direkte öffentliche Finanzierung essentieller Gesundheitsforschung, um gezielt und bedarfsgerecht die Entwicklung von Impfstoffen, Diagnostikverfahren und Arzneimitteln in Auftrag zu geben bzw. über Zuschüsse in Gang zu setzen".
Weitere Informationen: Katja Maurer, medico international, 0171 122 12 61
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