"Bei einem Unfall entscheiden Sekunden!"
Ab sofort ist mehr Praxis in Erste-Hilfe-Kursen vorgeschrieben - Johanniter-Unfall-Hilfe begrüßt die neuen Regelungen (MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN)
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Berlin (ots)
Anmoderation:
Es ist die Situation, vor der wohl jeder Autofahrer so richtig Bammel hat: als Ersthelfer an einen Unfallort zu kommen und von einem Moment auf den anderen die Verantwortung für einen vielleicht Schwerverletzten übernehmen zu müssen. Wer das schon einmal erlebt hat, kennt dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Mal Hand aufs Herz: Was wissen Sie noch von Ihrem Erste-Hilfe-Kurs?
O-Ton Umfrage
Also wenn er sich regt, dann irgendwie schauen, ob die Wirbelsäule verletzt ist, ob er merkt, dass er Schmerzen hat oder irgendetwas nicht spürt. Wenn er draußen bewusstlos liegt, dann kriege ich die stabile Seitenlage auch noch hin, aber sonst wird es schwierig. / Wir mussten die stabile Seitenlage machen. Da weiß ich noch, musste man das Bein irgendwie abknicken und rüber legen. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass der Kopf zur Seite gelegt ist, damit, falls derjenige sich übergibt, das auch rauskommen kann. Ich glaube, das ist einer der Hauptpunkte, aber vielleicht auch nicht. / Ich glaube, dass ich die stabile Seitenlage noch hinbekommen. Wenn es jetzt allerdings ein Motorradunfall ist, dann weiß ich nicht mehr, Helm auf oder Helm ab. Da scheiden sich ja die Geister. Das ist leider schon zu lange her, ich sollte ihn echt auffrischen. (0:46)
Um Führerscheinneulinge, aber auch Ersthelfer in Betrieben besser auf Erste Hilfe-Maßnahmen vorzubereiten, gibt es ab sofort neue Regelungen: weniger Theorie, mehr Praxis heißt das Motto. Alle Kurse dauern künftig neun Stunden und inhaltlich werden sie, zugunsten von viel Praxis, entschlackt. Denn eine repräsentative Forsa-Studie besagt, dass 44 Prozent der Befragten bei einem Unfall nicht helfen, weil Sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Ralf Sick, Erste Hilfe-Experte bei der Johanniter-Unfall-Hilfe, begrüßt daher die neuen Regelungen. Er weiß wie wichtig es ist, einem Verletzten zu helfen:
O-Ton Ralf Sick
Einerseits können Sie es wirklich daran festmachen, dass bei einem Unfall Sekunden entscheiden können. Ein Beispiel ist der Herz-Kreislauf-Stillstand. Da ist es wichtig, dass die Ersthelfer anfangen, die Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen und nicht nur auf den Rettungsdienst gewartet wird. Aber auch schon allein der Notruf ist ein Teil der Ersten Hilfe. Und das macht klar, wie wichtig dieses erste Glied in der Rettungskette, nämlich der Ersthelfer ist. Und dafür wollen wir wirklich Mut machen, dafür wollen wir auch die Ersthelfer trainieren, dass sie im Ernstfall gut handeln können. (0:36)
Künftig werden die entscheidenden Handgriffe im Erste-Hilfe-Kurs also noch mehr geübt. Die Johanniter haben für die neuen praxisnäheren Kurse ihr Ausbildungskonzept erweitert - so soll durch Rollenspiele den Kursteilnehmern auf spielerische Art vermitteln werden, wie im Ernstfall zu handeln ist. Dieser Ansatz lockert die Unterrichtsstunden spürbar auf, sagt Ralf Sick. Und das ist wichtig, schließlich soll der Erste-Hilfe-Kurs den Teilnehmern ja auch Spaß machen:
O-Ton Ralf Sick
Wir haben in der Vergangenheit immer wieder gehört, dass Menschen Angst haben sich zu blamieren. Und das ist in einer großen Gruppe natürlich viel eher der Fall, als in einer kleinen. Deshalb setzen wir auf Methoden des kooperativen Lernens, da wird viel in Kleingruppen gearbeitet. Da braucht keiner Angst zu haben sich zu blamieren, das ist wie in einer Familie. Und jeder hat jede Rolle: einmal ist man Üb-Verletzter, einmal ist man Ersthelfer. Und genau diese Rollen helfen dabei, dass es unheimlich locker ist, Spaß macht, aber dass man eben auch eine ganz andere Idee von der Ersten Hilfe bekommt und wie sie funktioniert und wie sich die Leute dabei fühlen. (0:42)
Dass es nicht ausreicht, einen Erste-Hilfe-Kurs nur einmal in seinem Leben zu machen, liegt auf der Hand. Laut der Forsa-Studie, die von der Johanniter-Unfall-Hilfe auf den Weg gebracht wurde, liegt der letzte Kurs bei über 30 Prozent der Befragten schon über zehn Jahre zurück. Da hilft nur Auffrischen, sagt Ralf Sick:
O-Ton Ralf Sick
Wir wissen aus einer Umfrage, die von den Johannitern in Auftrag gegeben wurde, dass viele Angst haben etwas falsch zu machen. Und man hat natürlich erst recht Angst etwas falsch zu machen, wenn die Praxissicherheit verloren gegangen ist. Manches kann man sich lange merken, aber gerade die praktischen Sachen - wie man eine stabile Seitenlage herstellt oder wie man eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführt, was wirklich automatisch aus den Händen und aus den Fingern gehen muss -, das ist etwas, was man schon mal auffrischen muss. Und da raten wir auch dazu, dass das alle zwei bis drei Jahre gemacht wird, dass man auch mal wieder etwas Neues kennenlernt, neue Impulse bekommt und dass man auch weiterhin ein Ersthelfer bleiben kann, der im Notfall wirklich hilft. (0:43)
Abmoderation:
Ab sofort gibt es neue Regelungen zur Erste-Hilfe-Ausbildung. Jetzt dauert der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein neun statt acht Unterrichtseinheiten und der Kurs für Ersthelfer in Betrieben neun anstatt 16 Stunden. Die Johanniter-Unfall-Hilfe begrüßt diesen Entschluss und bietet gezielt praxisnahe Kurse an.
ACHTUNG REDAKTIONEN: Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte an ots.audio@newsaktuell.de.
Pressekontakt:
Ansprechpartner:
Johanniter-Unfall-Hilfe, Verena Götze, 030 26997 361
all4radio, Claudia Ingelmann, 0711 3277759 0
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