Deutsche AIDS-Hilfe startet Unterschriftenaktion "Menschenrechte inhaftierter Drogengebraucher achten, Gesundheit und Leben schützen!"
Berlin (ots)
Drogengebraucher in Haft haben nur eingeschränkten Zugang zur HIV- und Hepatitis-Prävention sowie zur Substitutionsbehandlung. Um das zu ändern, hat die Deutsche AIDS-Hilfe unter www.drogenundmenschenrechte.de eine Online-Unterschriftensammlung gestartet. Die Aktion "Menschenrechte inhaftierter Drogengebraucher achten - Gesundheit und Leben schützen!" richtet sich an die Justizminister der Bundesländer, die für die Gesundheitsversorgung der Gefangenen verantwortlich sind.
Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), fasst die Forderungen an die Justizminister zusammen: "Sorgen Sie dafür, dass auch im Gefängnis sterile Spritzbestecke, Kondome und Gleitgel zugänglich sind und dass Drogenkonsumenten auch im Gefängnis eine Substitutionsbehandlung mit dem für sie geeigneten Medikament erhalten können."
Dirk Schäffer, DAH-Referent für Drogen und Strafvollzug, erläutert die Hintergründe: "Experten schätzen, dass mindestens 30 Prozent der Gefangenen in Deutschland wegen Drogendelikten oder Beschaffungskriminalität einsitzen und dass 20 bis 30 Prozent auch in Haft Drogen konsumieren. Sterile Spritzen aber gibt es nur in einem einzigen der 185 deutschen Gefängnisse. Die Folge: Viele Häftlinge benutzen Nadeln gemeinsam und gehen damit ein hohes HIV- und Hepatitis-Risiko ein. Auch Kondome sind entweder gar nicht oder nicht anonym zugänglich. Nur in Nordrhein-Westfalen müssen die Vollzugsanstalten den anonymen Zugang zu Kondomen und Gleitmitteln gewährleisten und begleitende Informationen anbieten."
Auch eine bedarfsgerechte Substitutionsbehandlung sei in Haft nicht gegeben. "In vielen Gefängnissen verbirgt sich hinter Substitution lediglich ein medikamentengestützter Entzug oder ein Angebot zur Vorbereitung der Haftentlassung und nicht die in Freiheit übliche längerfristige Behandlung", so Schäffer weiter. "Die auch für Anstaltsärzte bindende Richtlinie der Bundesärztekammer zur Substitutionstherapie Opiatabhängiger sagt aber: Bei einem Wechsel in eine ... Inhaftierung ist die Kontinuität der Behandlung durch die übernehmende Institution sicherzustellen."
Gestartet ist die Aktion zum 21. Juli, dem bundesweiten Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher. Im Zentrum steht in diesem Jahr das Thema Drogen und Menschenrechte.
Hintergrundinformationen, eine Übersicht über Veranstaltungen zum Gedenktag, weitere Texte sowie eine Videobotschaft von Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und in diesem Jahr Schirmherr des Gedenktags, finden Sie auf www.aidshilfe.de .
Pressekontakt:
Dirk Schäffer
Referent für Drogen und Strafvollzug der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.
Tel. (mobil): 01522 / 9 93 87 11
E-Mail: dirk.schaeffer@dah.aidshilfe.de
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