Alle Storys
Folgen
Keine Story von Deutsche Aidshilfe mehr verpassen.

Deutsche Aidshilfe

Die Polizei löst keine Drogenprobleme

Berlin (ots)

BKA-Bericht zur Rauschgiftkriminalität stellt polizeiliche Aktivitäten in den Vordergrund. Was Schäden durch Drogenkonsum stattdessen nachhaltig reduzieren könnte, zeigen Fachverbände in einer neuen Handreichung für die Politik: "Eine moderne Drogenpolitik nützt allen"

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung und das Bundeskriminalamt haben heute mit einer Pressekonferenz in Wiesbaden ihren Bericht zur "Rauschgiftkriminalität 2017" vorgestellt.

Dazu erklärt Prof. Dr. Heino Stöver, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes akzept e.V.:

"Bei allem Respekt für Polizeiarbeit: Drogenprobleme löst man nicht mit strafrechtlicher Verfolgung von Konsumierenden. Der fortgesetzte Anstieg der Delikte spiegelt einen teuren Kampf gegen Windmühlen, der Unsummen verschlingt, ohne das Problem zu lösen: Illegale Substanzen sind heute so leicht und billig zu bekommen wie nie. Es ist Zeit für neue, wissenschaftlich abgesicherte Wege."

Lösungen für Individuen und die Gesellschaft

Wie individuelle und gesellschaftliche Schäden durch Drogen sich eindämmen ließen, skizzieren Fach- und Selbstorganisationen in einer neuen Handreichung für die Politik. Titel: "Eine moderne Drogenpolitik nützt allen".

akzept, die Deutsche AIDS-Hilfe und JES beschreiben in der Broschüre kurz und prägnant evaluierte Strategien und Best-Practice Beispiele aus anderen Ländern. Das thematische Spektrum reicht von Alkohol und Tabak über "Partydrogen" bis Heroin.

Winfried Holz, Mitglied im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe betont:

"Wir können mehr Leben retten, die Gesundheit von Drogen Konsumierenden besser schützen und viele Menschen davor bewahren, abhängig zu werden. Zugleich können wir Folgeschäden des Drogenkonsums für die Gesellschaft erheblich reduzieren. Die Erfolge moderner drogenpolitischer Interventionen sind eindeutig. Es gibt keine Rechtfertigung mehr, einfach weiterzumachen wie bisher."

Marco Jesse vom Vorstand des Selbsthilfe-Netzwerkes JES erklärt:

"Wer Schäden durch Drogen begrenzen will, muss zunächst akzeptieren, dass manche Menschen Drogen konsumieren. Sie brauchen Unterstützung, um ihre Gesundheit zu erhalten. Damit wird nicht Drogenkonsum gefördert, sondern Gesundheit. Die massenhafte Strafverfolgung von Konsumierenden verschärft gesundheitliche Probleme und schneidet Menschen von Prävention und Beratung ab."

Repression ist erfolglos und teuer

Der Versuch, Drogen durch Repression in den Griff zu bekommen, gilt mittlerweile international in Fachkreisen als gescheitert. Er marginalisiert nicht nur Konsumierende, sondern führt auch zu Schwarzmärkten und verunreinigten Substanzen. Er fördert kriminelle Strukturen statt sie zu zerschlagen. Zugleich verschlingt der Kampf in Polizei, Justiz und Gesundheitssystem enorme Ressourcen, die sich effektiver einsetzen ließen.

Erprobte Maßnahmen, gute Beispiele

Die Broschüre "Eine moderne Drogenpolitik nützt allen" gibt Impulse, um Kontrolle zu gewinnen. Aus dem Inhalt:

   - BtMG auf den Prüfstand: Das Gesetz verfehlt seinen Zweck, 
     Individuen und Gesellschaft vor Schaden zu bewahren - eine 
     Reform ist überfällig
   - Keine Werbung für Tabak und Alkohol: Beim Konsum der Volksdrogen
     ist Deutschland Spitzenreiter, bei den Gegenmaßnahmen 
     Entwicklungsland
   - Ein Nasenspray, das Leben rettet: Ein Notfallmedikament könnte 
     die Zahl der Drogentoten drastisch senken
   - Raum für Sicherheit: Drogenkonsumräume retten Leben, verhindern 
     HIV- und Hepatitis-Infektionen und beruhigen Wohnumfelder
   - Sicher durch die Nacht: Im Nachtleben konsumieren nicht nur 
     viele junge Menschen zeitweilig Drogen. "Safer Nightlife" 
     schützt sie vor Abhängigkeit und Gesundheitsschäden.

In Deutschland sterben jedes Jahr rund 1.300 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Substanzen. Hinzu kommen rund 75.000 Tote durch Alkohol mehr als 120.000 durch Tabakkonsum.

Der Konsum zahlreicher Substanzen, zum Beispiel Cannabis und Crystal Meth, hat in den letzten Jahren zugenommen.

Bestellung/Download der Handreichung: https://www.aidshilfe.de/shop/moderne-drogenpolitik-nutzt-allen

Download des Covers als Pressebild (Credit: Deutsche AIDS-Hilfe): http://ots.de/d071Sh

Keine Entwarnung bei Drogentodesfällen (Pressemitteilung vom 16.6.2018): http://ots.de/WPUiFs

Pressekontakt:

Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht - Pressesprecher
Tel. 030 69 00 87 16
mobil 0171 274 95 11
holger.wicht@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de

Original-Content von: Deutsche Aidshilfe, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Deutsche Aidshilfe
Weitere Storys: Deutsche Aidshilfe
  • 16.05.2018 – 11:01

    Deutsche AIDS-Hilfe: Keine Entwarnung bei Drogentodesfällen

    Berlin (ots) - Tod und Gesundheitsschäden durch Drogenkonsum wären oft vermeidbar / Verbände veröffentlichen Handreichung für die Politik: "Eine moderne Drogenpolitik nützt allen" Im Jahr 2017 sind in Deutschland 1.272 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen verstorben. Die Zahl ist leicht gesunken - nachdem sie vier Jahre lang angestiegen war. Das hat gestern die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, ...

  • 14.05.2018 – 08:30

    HIV-Diskriminierung.de: Neues Internetportal gegen HIV-Diskriminierung

    Berlin (ots) - Deutsche AIDS-Hilfe informiert über Möglichkeiten, sich gegen Diskriminierung zu wehren, und Unterstützungsangebote / Außerdem: Infos für Beratende und Materialien Menschen mit HIV erleben auch heute noch Diskriminierung, etwa im Beruf oder im Gesundheitswesen. Das Portal hiv-diskriminierung.de bietet ihnen nun Informationen und Unterstützung, um ...

  • 16.04.2018 – 11:28

    Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt Conchitas HIV-Coming-out, beklagt Stigma

    Berlin (ots) - Zum aktuellen Statement von Conchita Wurst erklärt Björn Beck vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe: "Die Deutsche AIDS-Hilfe gratuliert Conchita Wurst zu ihrem selbstbewussten HIV-positiven Coming-out. Zutiefst bedauerlich ist, dass es offenbar unter Druck zustande kam." Conchita Wurst alias Tom Neuwirth hat sich nicht erpressen lassen, sondern das ...