Deutsche Aidshilfe fordert bundesweite Strategie gegen Drogentodesfälle
Berlin (ots)
Notfallmedikament Naloxon bisher oft nicht verfügbar / Lücken schließen bei Angeboten zur Verminderung von Gesundheitsrisiken / Gefragt sind politischer Wille und mehr Ressourcen in der kommunalen Drogenpolitik
Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist weiterhin hoch. 2018 starben 1276 Menschen an den Folgen des Konsums verbotener Substanzen - vier mehr als im Vorjahr. Einen Rückgang gab es bei Todesfällen durch Heroin und Morphine, einen Anstieg beim Missbrauch von psychoaktiven Medikamenten. Das hat heute die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, mitgeteilt.
Dazu erklärt Björn Beck vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH):
"Die nach wie vor hohe Zahl von Drogentoten ist unerträglich. Wir brauchen dringend ein bundesweites Programm, um das Notfallmedikament Naloxon für heroinabhängige Menschen breit verfügbar zu machen. Wir brauchen Drogenkonsumräume in allen Bundesländern. Und wir brauchen Drugchecking-Angebote. Wir könnten so viel mehr Leben retten - auf den politischen Willen kommt es an!"
Bund muss Signale setzen
Die genannten Maßnahmen sollten dabei eingebettet sein in eine bundesweit abgestimmte Strategie für Maßnahmen zur Verminderung von gesundheitlichen Risiken beim Drogenkonsum.
"Der Bund sollte hier die Regie übernehmen und darauf hinwirken, dass leicht zugängliche Angebote in allen Ländern verfügbar sind", sagt DAH-Vorstand Björn Beck. "Zugleich hat die Drogenbeauftragte Recht, wenn sie sagt: Die kommunale Suchthilfe muss besser ausgestattet werden. Erfolge in der Drogenpolitik brauchen Ressourcen."
Lebensrettende Maßnahmen verfügbar machen
Die Bedingungen sind gut: Das Nasenspray Naloxon ist seit dem Jahr 2018 in Deutschland als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen erhältlich. Im Notfall ist es jedoch oft nicht verfügbar. Die Anwendung erfordert Wissen, das zuvor in Trainings oder über Aufklärungsmaterial bereitgestellt werden muss.
Aufgrund der hohen Wirksamkeit haben Dänemark, Frankreich, Norwegen und Großbritannien bereits nationale Naloxon-Programme aufgesetzt. Sie beinhalten die Schulung von möglichst vielen Menschen, die im Notfall erste Hilfe leisten können, darunter zum Beispiel Drogen konsumierende Menschen selbst. Auch Polizeibeamte sollten Naloxon im Einsatz bei sich tragen und einsetzen können - in den USA bereits vielfach Realität.
Drogenkonsumräume, die unter anderem von der WHO dringend empfohlen werden, gibt es bisher nur in sieben Bundesländern. Das in vielen unserer Nachbarländer sehr erfolgreiche Drugchecking ist bisher aufgrund rechtlicher Unsicherheiten in Deutschland nicht verfügbar.
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