„Berlin ist ein Labor für die deutsche Einheit“
Ein Land, 16 Bundesländer, 32 Botschafterinnen und Botschafter. Zum diesjährigen Tag der Deutschen Einheit zeigt Deutschland Gesicht: In ganz persönlichen Protokollen stellen die Einheitsbotschafter sich und ihre Idee der Deutschen Einheit vor.
„Berlin ist ein Labor für die deutsche Einheit“
Einheitsbotschafterin Berlin – Elke Schilling
Elke Schilling (76) ist in Leipzig geboren und aufgewachsen. Ausbildung zur Laborantin in Dresden, Mathematikstudium in Dresden und Berlin. Sie arbeitete als Informatikerin in Berlin, nach der Wende als Versicherungsfachfrau in Hannover und Magdeburg. Dort ging Elke Schilling in die Landespolitik – als Staatssekretärin für Frauenpolitik. Um schließlich als Rentnerin wieder nach Berlin zu ziehen. Ihre Wahlheimat des Herzens. Hier ist sie Vorsitzende des Vereins „Silbernetz”, der alte und einsame Menschen im Alltag unterstützt. Ihrer Meinung nach sind die Erfahrungen und Leistungen der im Osten aufgewachsenen Menschen ein Schatz, der die Deutsche Einheit bereichern kann.
Bei all den wichtigen Einheits-Dingen dürfen alte und einsame Menschen nicht vergessen werden. Nachdem ich selbst in Rente war, habe ich mich intensiv mit den Themen Alter und Einsamkeit befasst. Das waren echte Tabus, die wollte ich anpacken. In England hatte ich mir so ein Senioren-Hilfe-Telefon angesehen – und das auch in Berlin aufgebaut. Inzwischen funktioniert die Silbernetz-Hotline deutschlandweit. Wir haben mehr als 60 Mitarbeiter, die den alten Menschen am Telefon einfach zuhören, mit ihnen über den Alltag und ihre Probleme reden.
Ich bin von Herzen Berlinerin, die Stadt ist meine besondere Liebesgeschichte. Eine bunte Welt für sich, jeder Kiez ist anders. Hier treffen Ossis auf Wessis auf Menschen aus aller Welt, mehrheitlich im positiven Sinne. Nicht zuletzt deshalb war und ist Berlin ein Labor für die deutsche Einheit.
Der 9. November 1989 war für mich auch der Tag der familiären Wiedervereinigung. Meine Tochter war Mitte der 80er Jahre nach Westberlin ausgereist. Ich konnte sie nie besuchen. Plötzlich saß ich bei ihr in Kreuzberg am Küchentisch. Das war einfach überwältigend.
Durch die Einheit konnte ich eine Menge lernen. Nach der Wende war ich erstmal arbeitslos. Ich fuchste mich in das Thema Marktwirtschaft und Selbstständigkeit ein, wurde Versicherungsfachfrau. Die Grünen schickten mich als Staatssekretärin für Frauenpolitik in die Landesregierung von Sachsen-Anhalt, wo ich damals lebte.
Ich meine, die vielfältigen Erfahrungen und Leistungen der im Osten aufgewachsenen Menschen werden noch immer zu wenig anerkannt. Dabei ist gerade das ein Schatz, der die deutsche Einheit bereichern kann.
Mit freundlichen Grüßen Susanne Bethke Projektleiterin Bundesratspräsidentschaft/ Tag der Deutschen Einheit 2021
Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt Hegelstraße 40 - 42 39104 Magdeburg
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