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Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf)

Berliner Museumssonntag erreicht Menschen, die sonst nicht ins Museum gehen

Berlin (ots)

Seit Juli 2021 gibt es auf Initiative des Landes Berlin den eintrittsfreien Museumssonntag. Die Ziele der in Deutschland einzigartigen Initiative sind, Museumsbesuche für die breite Bevölkerung attraktiver und durch den Wegfall des Eintrittspreises auch einfacher möglich zu machen. Erreicht werden sollen an den Sonntagen über das klassische Kulturpublikum und Tourist*innen hinaus im Museumspublikum bisher unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen. Ob dies gelingt und wer erreicht wird, untersuchte das Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf) durch Befragungen in 15 landesgeförderten Museen im ersten Jahr der Laufzeit des Museumssonntags zwischen Juli 2021 und Juni 2022.

Zentrale Ergebnisse der Studie (Auswahl):

Der freie Eintritt ist für eine große Mehrheit der Besucher*innen ausschlaggebend für den Besuch.

Vergleichsstudien zu Eintrittsfreiheit andernorts kommen in der Regel zu dem Ergebnis, dass der freie Eintritt nicht viel Besuchsanreiz bietet. Anders in Berlin, denn: Acht von zehn Besucher*innen, die vor ihrem Museumsbesuch vom eintrittsfreien Museumssonntag wussten, nannten den freien Eintritt als ausschlaggebenden Grund für ihr Kommen. Bezogen auf alle Besucher*innen kam jede*r zweite Erstbesucher*in speziell wegen des freien Eintritts. Aber auch die Wiederholungsbesucher*innen sagen zu über zwei Dritteln, dass der freie Eintritt für sie besuchsentscheidend gewesen sei. Allerdings ist der Eintrittspreis für die meisten weniger eine Kostenbarriere. Vielmehr verbessert der freie Eintritt für sie das wahrgenommene Preis-Leistungs-Verhältnis des Museums entscheidend. Das kostenpflichtige Angebot wird von ihnen als nicht attraktiv genug für einen Besuch wahrgenommen.

Das Publikum des eintrittsfreien Museumssonntags ist vor allem jung und aus Berlin.

Klassisches Museumspublikum ist oftmals älter, formal höhergebildet und wenig divers, in populären Museen auch oft stark touristisch. Die zentrale Besucher*innengruppe der eintrittsfreien Museumssonntage besteht hingegen insbesondere aus 25- bis 35-jährigen, gefolgt von 35- bis 44-jährigen Berliner*innen. Auch Menschen mit Einwanderungsgeschichte werden stärker erreicht, als es den Museen sonst gelingt. Deutlicher Schwerpunkt liegt hier bei Nicht-EU-Ländern. Auch bei ihnen handelt es sich oftmals um jüngere Besucher*innen, beziehungsweise Schüler*innen, Studierende oder Auszubildende. Es kommen an den Sonntagen wie auch sonst in die Museen vor allem Besucher*innen mit einem hohen formalen Bildungsabschluss - oftmals sind es aber dennoch Menschen, die die Museen bislang nicht besucht haben. Finanziell vulnerable Gruppen werden nicht gesteigert erreicht, sind aber möglicherweise aufgrund von Eintrittsermäßigungen an anderen Wochentagen auch nicht explizit auf den eintrittsfreien Sonntag angewiesen.

Es werden verstärkt auch Menschen erreicht, die normalerweise eher nicht ins Museum gehen.

Andere Menschen als das klassische Kulturpublikum für regelmäßige Museumsbesuche zu begeistern, ist keine leichte Aufgabe und kann den Museen nur langfristig gelingen. Vor allem, wenn bisherige Gelegenheits- oder Nichtbesucher*innen erreicht werden sollen. Der Museumssonntag zeigt hier Wirkung, denn: An den eintrittsfreien Tagen finden sich genau diese ein. Im Vergleich zu anderen Wochenenden ist ihr Anteil an den Besucher*innen deutlich höher. Neben dem freien Eintritt sind es zwei zentrale Erfolgsfaktoren, mit denen genau diese Menschen erreicht werden: Eventorientierte Zusatzangebote der Museen an den jeweiligen Sonntagen versprechen ein unterhaltsames, entspanntes Erlebnis. Das Potenzial dieser Angebote als Besuchsanreiz wird allerdings bisher noch nicht voll ausgeschöpft. Zudem spielt die große Bekanntheit des Museumssonntags in der Stadt eine wichtige Rolle, wie sie derzeit über eine berlinweite Kommunikationskampagne erreicht wird.

Der eintrittsfreie Museumssonntag bewirkt eine positive Imageänderung für die Berliner Museen.

Museen sind nicht für alle Menschen gleichermaßen attraktiv. Deren Image positiv zu verändern, ist nicht einfach und lässt sich normalerweise nur langfristig erreichen. Der eintrittsfreie Museumssonntag trägt hierzu bei, denn: Die überwiegende Mehrheit der Besucher*innen gibt an, dass der eintrittsfreie Sonntag das besuchte Museum für sie sympathischer machen würde. Mehr als zwei Drittel geben zudem an, dass ihr Interesse am Ausstellungsangebot durch den eintrittsfreien Sonntag zugenommen habe, knapp unter zwei Drittel, dass dadurch eine stärkere Bindung an das Museum entstanden sei.

Download der Studie "Eintrittsfreier Museumssonntag in Berlin 2021/2022. Image, Besucher*innenstruktur und Besuchsanreize"

Ein digitales kurz&knapp-Gespräch zum Thema "Anderes Publikum über anderen Preis? Kulturelle Teilhabe verändern durch Experimente mit dem Eintritt" findet am 08.02.2023 (14 bis 15.30 Uhr) statt. Kostenlose Anmeldung.

Über das IKTf

  • Das IKTf erforscht, welche Bedingungen Kulturelle Teilhabe begünstigen oder verhindern.
  • Als unabhängige, außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Landes Berlin liefert das IKTf seit 2020 Kultureinrichtungen, Kulturpolitik und -verwaltungen umfassendes Basiswissen für die datenbasierte Entwicklung ihrer Teilhabe-Strategien.
  • Das IKTf führt Studien zu Besucher*innen und Nichtbesucher*innen kultureller Angebote durch, wie zum Beispiel regelmäßige Bevölkerungsbefragungen zur Kulturellen Teilhabe in Berlin. Es ist zudem für die wissenschaftliche Qualitätssicherung rund um das aus Berlin stammende Besucher*innen-Forschungssystem KulMon® (KulturMonitoring) zuständig.
  • Das IKTf versteht sich als Bindeglied zwischen Forschung und Praxis und bringt verschiedenste Akteur*innen, die sich für eine verbesserte Kulturelle Teilhabe einsetzen, zusammen.

Pressekontakt:

Betina-Ulrike Thamm
Referentin Kommunikation
E-Mail: presse@iktf.berlin
Telefon: +49(0)30 3030444-35

Original-Content von: Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf), übermittelt durch news aktuell

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