VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.
Die Zukunft der Elektromobilität - wie geht es weiter?
Baden-Baden (ots)
Die erfolgreiche Einführung der Elektromobilität ist auf einem sehr guten Weg - stellt aber die Industrie noch vor einige Herausforderungen. Darüber waren sich die Experten einig, die sich heute bei einem Pressegespräch im Rahmen des internationalen VDI-Kongresses "Elektronik im Fahrzeug" austauschten.
Deutschland ist auf dem Weg, langfristig Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. Doch für die erfolgreiche und praxistaugliche Umsetzung bedarf es zwingend einen Ausbau der Infrastruktur - sowohl national als auch international. Dazu zählt auch der fachliche Austausch mit China.
Helmut Matschi, Mitglied des Vorstands von Division Interior bei Continental, erläuterte die Entwicklungen in China. "In den vergangenen 20 Jahren verzeichnete kaum ein anderes Land eine derart beeindruckende Entwicklung wie die Volksrepublik China", so Matschi. Es lohne sich, die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekte zu betrachten, um ein Verständnis für die Zusammenhänge zu erlangen und gemeinsam auf die Zukunft hinzuarbeiten. Globale OEMs konnten laut Matschi ihren Marktanteil in China stark erhöhen und halten derzeit 60 bis 70 Prozent des Marktes, während sich chinesische Hersteller für rund 30 Prozent der Pkw-Umsätze verantwortlich zeigen. "Dieser hohe Marktanteil ist nicht zuletzt auf die hohe Qualität und eine deutliche Aufstockung der Produktionskapazität zurückzuführen." Während der Produktionsphase bestehe der Unterschied zwischen chinesischen und globalen OEMs in der Zuverlässigkeit der Prognosen. Chinesische OEMs würden ihre Abrufzahlen häufig ändern und sich auf die Produktionskompetenzen und das Qualitätsniveau von Continental verlassen. "Die Zusammenarbeit mit globalen OEMs während der Produktionsphase ist die gleiche wie überall auf der Welt", betonte Matschi. Die Produktion sei auf Grundlage eines starken und kompetenten Qualitätsmanagements des Anbieters organisiert, wodurch die hohe vom OEM erwartete Produktqualität gewährleistet sei.
Doch nicht nur die Produktqualität muss stimmen. "Die Kundenbedürfnisse hinsichtlich individueller Mobilität verändern sich kontinuierlich", erklärte Ricky Hudi, Leiter Entwicklung Elektrik/Elektronik bei Audi. Um diesen Ansprüchen nachzukommen, müssten Automobilhersteller ihre Produkte ständig weiterentwickeln. Audi setze dabei vor allem auf die nahtlose Verbindung des Fahrzeugs mit dem Internet, der Infrastruktur und seiner Umwelt. "Wenn ich nicht fahren will, lasse ich das Auto fahren. Wenn ich Spaß haben will, fahre ich selbst", erklärte Hudi. Aktuell gehe es Audi nicht darum zu zeigen, dass ein Fahrzeug pilotiert fahren kann. Sondern laut Hudi liege die Herausforderung darin, die Sensoriktürme und Rechnerstrukturen ins Fahrzeug einzubetten und in konkrete Serienanwendungen zu überführen. Zurzeit arbeite Audi an der nächsten Generation echter Hochleistungs-Bildverarbeitungssysteme und der Entwicklung eines Laserscanners, der die Umgebung überwacht - vor allem horizontal zu den Seiten hin und in der relevanten Entfernung. Damit könne das Fahrzeug eine dreidimensionale Karte seiner Umgebung speichern. "Die Entwicklung des pilotierten Fahrens ist für uns ein spannendes Feld. Seine Umsetzung betrachten wir als große Herausforderung, die wir gern annehmen."
Elmar Frickenstein, Bereichsleiter Elektrik/Elektronik von BMW, griff den Erfolg der Elektromobilität auf. Er sei in Deutschland von mehreren Faktoren abhängig. Neben wirtschaftlich bedeutenden Parametern wie Kraftstoff-, Strom- und Batteriepreisen, sei die Ladeinfrastruktur für ihn ein wesentlicher Faktor zum Erfolg. "Mit Ladeinfrastruktur meine ich sowohl die Ladesäulen als auch die Technik, mit der die Energie ins Fahrzeug kommt", betonte Frickenstein. Es solle insbesondere eine für Kunden im Straßenbild sichtbare und nutzbare Schnellladeinfrastruktur für Gleichstromladen mit dem Combined Charging System (CCS) gefördert und aktiv aufgebaut werden. Diese sei durch weniger Ladestationen bei gleichzeitig höherem Stromumsatz wesentlich nachhaltiger als eine auf Wechselstrom basierte Infrastruktur. "Aus meinen Erfahrungen mit Elektrofahrzeugen finde ich es sehr komfortabel, generell nicht mehr an Tankstellen fahren zu müssen und die Energie bequem zuhause über den Ladeanschluss meiner Wallbox zu bekommen", sagte Frickenstein. Dabei reiche ihm selbst das langsamere Wechselstrom-Laden, das ihm in jedem Fall am Morgen ein vollgeladenes Fahrzeug zur Verfügung stellt.
Auch Dr. Volkmar Tanneberger, Bereichsleiter Elektrik/Elektronik von Volkswagen, sieht die Elektrifizierung des Automobils als Schlüsselrolle hinsichtlich des globalen Klimawandels sowie der Ressourcenknappheit. "Ich erwartet tragfähige Konzepte, die sich den zentralen Herausforderungen der Elektromobilität aus technologischer und wirtschaftlicher Sicht annehmen", so Tanneberger. Dabei würden die folgenden Themen im Fokus stehen: Verlässlichkeit und Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit, Alltagstauglichkeit sowie Begeisterung. "Die Preise der heute im Angebot befindlichen Elektrofahrzeuge sind an der oberen Grenze der Zahlungsbereitschaft des Kunden", erklärt Tanneberger. Die Batterie selbst sei das teuerste Bauteil im Elektroauto. Die Herausforderung der kommenden Jahre sei es, die Kosten der Batterie bei gleichzeitiger technologischer Weiterentwicklung zu senken. Mit der Markteinführung von Elektrofahrzeugen sei die Automobilindustrie in Vorleistung getreten, nun sei es an den Energieanbietern ihrerseits zu investieren und den Infrastrukturausbau voranzubringen.
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