Alarmierende Studie: 76 Prozent der Affiliate-Werbung für Online-Casinos trotz Glücksspielstaatsvertrag illegal
Berlin (ots)
Der im Juli 2021 in Kraft getretene Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) sollte den undurchsichtigen Online-Glückspielmarkt einheitlich regulieren, illegalen Anbietern das Handwerk legen und damit das Glücksspiel im Internet sicherer machen. Wie eine im Juni 2023 durchgeführte Studie zeigt, liegt dieses Ziel noch in weiter Ferne. Weiterhin tummeln sich in dem Metier viele schwarze Schafe, die Kunden mit unlauterer Affiliate-Werbung auf zwielichtige Seiten locken.
Verantwortlich für die aktuelle Studie ist GambleBase.com, eines der ersten Portale, das ausschließlich über in Deutschland lizenziertes Glücksspiel berichtet. Das sechsköpfige Team aus Casino- und Glücksspiel-Enthusiasten hatte dem Glücksspielstaatsvertrag bereits in zwei vorangegangenen Untersuchungen nur mäßigen Erfolg bescheinigt. Die erste Studie ergab 2,1 Prozent legale und 97,8 Prozent illegale Werbung. Die zweite fiel mit 4,3 legaler und 95,7 Prozent illegaler Werbung nur unwesentlich besser aus. Die dritte Studie sollte aufzeigen, ob mittlerweile deutlichere Fortschritte zu verzeichnen sind.
Ein Blick auf die Rechtslage beim Online-Glücksspiel
Gemäß § 5 Abs. 1 GlüStV gilt, dass auf den deutschen Markt ausgerichtete Werbung für virtuelles Automatenspiel, Online-Poker und Sportwetten ausschließlich Glücksspielanbietern gestattet ist, die eine gültige Genehmigung zur Durchführung dieser Glücksspiele besitzen. Alle Inhaber einer solchen Erlaubnis sowie deren Websites sind in der sogenannten Whitelist der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) aufgeführt. Genehmigungen aus dem Ausland, beispielsweise aus Malta, genügen nicht. Somit liefert die Liste schnell und sicher Aufschluss darüber, ob ein Glücksspielunternehmen legal wirbt oder nicht.
Um die Aktualität zu gewährleisten, wird die Whitelist gemäß § 9 Abs. 8 GlüStV mindestens einmal monatlich von der GGL auf den neuesten Stand gebracht und um hinzugekommene Erlaubnisinhaber ergänzt. Ohne Genehmigung ist keine Werbung erlaubt, weder durch den Glücksspielanbieter selbst noch durch von diesem beauftragte Dritte wie sogenannte Affiliates.
Aktive Glücksspielunternehmen, die nicht in der Whitelist stehen, betreiben entweder illegales Glücksspiel oder befinden sich noch im Genehmigungsverfahren. Ist Letzteres der Fall, toleriert die GGL ihr Glücksspielangebot, nicht jedoch von ihnen initiierte Werbung.
Studie Nummer drei und ihre Resultate
Um der Studie eine solide Grundlage zu geben, ließ sich das GambleBase-Team von einer renommierten Wirtschaftskanzlei ausführlich dazu beraten, wann Casino-Werbung legal und wann sie illegal ist.
Untersucht wurden insgesamt 1.384 Affiliate-Links, die auf Online-Casinos führen, die ihre Leistungen (auch) in Deutschland anbieten. Einerseits wurden gezielt Werbelinks von Webseiten ausgewählt, die Google.de bei der Suche nach den gängigsten Keywords zum Thema "Online-Casino" anzeigte (957 Links). Andererseits wurden Links der 20 meistbesuchten Online-Casino-Affiliate-Websites in Deutschland überprüft (391 Links). Um diese zu identifizieren, nutzte das GambleBase-Team das Online-Marketing-Tool ahrefs.com, mit dem sich Traffic-Hochrechnungen für Webseiten erstellen lassen.
Ebenfalls analysiert wurde der Anteil illegaler und legaler Werbung von organischen und bezahlten Suchergebnissen aus der Keyword-Recherche. Hierbei ist zu beachten, dass sich diese Suchergebnisse täglich ändern können und es sich somit nur um eine Stichprobe handelt. Weiterhin untersucht wurde der Anteil verlinkter Online-Casinos mit und ohne deutsche Lizenz.
Im Ergebnis zeigte sich, dass derzeit 76 Prozent der Affiliate-Links illegale Werbung darstellen. Auf den Top-Affiliate-Webseiten lag der Anteil mit 78,5 Prozent noch höher. Zudem wurde festgestellt, dass 69 Prozent der Casino-Links auf Webseiten, die durch organische Suche gefunden wurden, rechtswidrig sind. Alle über bezahlte Werbung gefundenen Webseiten verlinken ausnahmslos auf illegale Casinos.
Was ist von den Ergebnissen zu halten?
Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Zahl der Websites, die illegale Affiliate-Werbung für Online-Casinos schalten, seit Januar 2023 abgenommen hat. Das lässt sich auf mehrere mögliche Faktoren zurückführen.
Zum Ersten scheint die GGL seit Jahresbeginn den Druck auf illegale Online-Casinos, Werbetreibende und Zahlungsanbieter zu erhöhen und gezielt gegen jeden gemeldeten Verstoß vorzugehen. Zum Zweiten sind einige in die vorherigen Studien einbezogene illegale Online-Casinos offenbar nicht mehr auf dem deutschen Glücksspielmarkt vertreten.
Hinzu kommt, dass einige beliebte Zahlungsabwickler Glücksspielanbietern aufgrund drohender rechtlicher Konsequenzen nicht länger zur Verfügung stehen. Womöglich werden sich auch immer mehr Spieler darüber bewusst, dass die Nutzung illegaler Online-Casinos kein Kavaliersdelikt ist.
Fazit: Der Weg ist der richtige, birgt aber noch einige Herausforderungen
Mit einem Ergebnis von 24 Prozent legalen und 76 Prozent illegalen Affiliate-Links lässt die aktuelle GambleBase-Studie erkennen, dass die Bekämpfung des unlauteren Glücksspiels langsam auf Touren kommt. Ob die Regularien des Glücksspielstaatsvertrages letztlich ausreichen, illegale Anbieter aus dem Glücksspielmarkt zu verdrängen, bleibt angesichts der noch immer dominierenden unerlaubten Werbung und der begrenzten Eingriffsmöglichkeiten der deutschen Strafverfolgungsbehörden im Ausland abzuwarten.
Hier geht es direkt zur Studie: https://ots.de/PFGTL2 (auf der Seite kann die Vollversion der Studie heruntergeladen werden).
Pressekontakt:
Timo Weber
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