Meinung: Zeit für die WHO, Schadensminderung zu akzeptieren - und die nationale Souveränität Deutschlands und Europa zu respektieren
Berlin (ots)
Zum 20-jährigen Bestehen des Framework Convention on Tobacco Control (FCTC) sollte eigentlich ein Meilenstein im Kampf gegen das Rauchen gefeiert werden. Stattdessen wird es immer deutlicher: Die Konvention, einst als mutiger Schritt zum Schutz der globalen Gesundheit gedacht, hat sich zu einem starren, innovationsfeindlichen Korsett entwickelt. Die Weigerung, moderne Ansätze der Schadensminderung zu integrieren, widerspricht nicht nur den realen Entwicklungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit - sondern auch der Wissenschaft, auf die sie sich angeblich stützt.
Ein Blick auf Länder wie Schweden, Großbritannien und Neuseeland zeigt, was möglich ist: Mit pragmatischen Strategien, die auf evidenzbasierte Alternativen wie E-Zigaretten, Nikotinbeutel oder Tabakerhitzer setzen, konnten diese Staaten ihre Raucherquoten drastisch senken. Das Resultat? Mehr Nichtraucher, weniger Krankheitslast, gerettete Leben.
Schadensminderung ist kein Schlupfloch - sie ist eine Lebenslinie
Auch in Deutschland ist der Bedarf nach einem realistischeren Umgang mit dem Rauchen offensichtlich. Laut RKI rauchen hierzulande noch immer etwa ein Viertel der Erwachsenen. Gleichzeitig gibt es kaum politische Unterstützung für weniger schädliche Alternativen. E-Zigaretten und Nikotinbeutel werden oft in einen Topf mit klassischen Glimmstängeln geworfen, obwohl Studien - wie eine Public Health England-Analyse - zeigen, dass sie mindestens 95 % weniger schädlich sind.
Insbesondere aromatisierte Produkte spielen eine entscheidende Rolle: Sie sind nicht "Lockstoffe" für Jugendliche, sondern helfen erwachsenen Rauchern beim Umstieg. Ein pauschales Verbot dieser Aromen, wie es aktuell auf EU-Ebene diskutiert wird, ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse und könnte viele potenzielle Aussteiger wieder zur Zigarette treiben.
Berlin statt Genf: Nationale Souveränität im Mittelpunkt
Doch die Debatte ist nicht nur medizinisch, sondern auch politisch. Die FCTC entwickelt sich zunehmend von einer unterstützenden Rahmenkonvention zu einem quasi-bürokratischen Regime mit wenig Raum für nationale Eigenheiten. Länder, die eigene Wege gehen - wie Schweden mit Snus oder Großbritannien mit der gezielten Förderung des Dampfens - werden eher gerügt als ermutigt.
Das ist nicht akzeptabel.
Gesundheitspolitik ist Aufgabe der Nationalstaaten. Sie muss sich an lokalen Gegebenheiten, gesellschaftlichen Realitäten und demokratischen Entscheidungsprozessen orientieren. Für Deutschland bedeutet das: Wir sollten das Recht haben, eigene evidenzbasierte Wege zur Rauchentwöhnung zu entwickeln - unabhängig von pauschalen Vorgaben aus Genf.
Fazit: Reform statt Dogma
Es geht nicht darum, die FCTC abzulehnen. Es geht darum, sie zu reformieren - und wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen. Der Weg zur rauchfreien Gesellschaft muss offen für Innovation, Vielfalt und wissenschaftliche Erkenntnisse sein. Statt Nikotin pauschal zu verteufeln, müssen wir lernen, seine Risiken differenziert zu betrachten. Statt Verboten braucht es pragmatische Lösungen.
Die Instrumente sind da. Die Daten sind eindeutig. Die Menschen sind bereit. Jetzt muss sich zeigen, ob die FCTC bereit ist für die nächste Phase ihres Auftrags - oder ob sie sich selbst überlebt hat.
Über das Consumer Choice Center:
Das Consumer Choice Center ist eine globale Verbraucherorganisation, die sich für Wahlfreiheit, Innovation und evidenzbasierte Politikgestaltung einsetzt. Sie vertritt die Interessen von Verbrauchern in verschiedenen politischen Bereichen, darunter Gesundheit, Technologie und Handel.
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Fred Roeder
Gesundheitsökonom und Managing Director
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