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Erreichung der Klimaziele jetzt auf den Weg bringen: Erfolgreiche Energiewende nur mit Innovationen

Berlin (ots)

CO2-orientierte Steuerreform dringend erforderlich, um Innovationen für die Energiewende zu befördern

Im neuen Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), das Bundeskanzlerin Merkel am Mittwoch in Berlin übergeben wurde, verweisen die sechs Mitglieder darauf, dass "innovative Technologien und Geschäftsmodelle künftig einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten können." Das Potenzial "schon vorhandener und neu entstehender Innovationen wird aber durch regulatorische Hürden und das Steuer- und Abgabensystem ausgebremst - insbesondere durch Energiesteuern und -abgaben, die sich bisher kaum am CO2-Gehalt der Energieträger orientieren."

Für die aus Klimaschutzgründen dringend gebotene Energiewende zu einem CO2-freien Energiesystem müssten nicht nur konventionelle Kohle- und Gaskraftwerke durch erneuerbare Energien in der Stromerzeugung ersetzt werden. Vielmehr bestehe auch dringender Handlungsbedarf bei der Reduktion von CO2-Emissionen in weiteren Sektoren, die für zwei Drittel der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich seien: bei Gebäuden, im Verkehr und in der Industrie. Dabei spiele die sektorübergreifende Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien - die sogenannte Sektorkopplung - eine Schlüsselrolle. Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse zudem mit massiven Energieeinsparungen und Verbesserungen der Energieeffizienz kombiniert werden: "Wollte man nur den Endenergieverbrauch von 2017 allein über Strom aus erneuerbaren Energien (EE) decken, wäre hierfür in Deutschland eine EE-Kapazität von mehr als 1.400 Gigawatt (GW) erforderlich. Ende 2017 waren allerdings gerade einmal 112 GW installiert. Für den notwendigen zehnfachen Ausbau werden Zeit und Ausbauflächen knapp - selbst mit einem optimistisch gerechneten EE-Ausbau können die Emissionsreduktionsziele nicht allein erreicht werden."

Für den Erfolg der Energiewende - eine Dekarbonisierung des Energiesystems bei hoher Versorgungssicherheit und tragbaren Strompreisen - spielten innovative Technologien und Geschäftsmodelle eine ganz wesentliche Rolle, so das Jahresgutachten 2019. Solche Innovationen kämen derzeit aber nicht voll zum Einsatz: "Aus der unzureichenden CO2-Bepreisung von Energieträgern entsteht ein Wettbewerbsnachteil für die Nutzung klimafreundlicher innovativer Technologien und Geschäftsmodelle. Damit wird der Einsatz von klimafreundlichem Strom aus erneuerbaren Energien in den Sektoren Verkehr und Gebäude erschwert und somit gerade die Sektorkopplung als Kernelement der Energiewende behindert," so Prof. Christoph Böhringer von der Universität Oldenburg und Mitglied der Expertenkommission.

Handlungsempfehlungen der Expertenkommission:

   - Eine Dekarbonisierung des deutschen Energiesystems bei 
     Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie sei ohne 
     innovative Technologien und Geschäftsmodelle aus Sicht der 
     Kommission nicht darstellbar: "Viele aus Sicht von Fachleuten 
     wichtige Technologien und Geschäftsmodelle sind heute schon 
     marktreif. Um diese innovativen und klimafreundlichen 
     Technologien und Geschäftsmodelle zu stärken, müssen Steuern, 
     Abgaben und Umlagen auf Energie über alle Wirtschaftssektoren an
     der Klimaschädlichkeit bzw. dem CO2-Gehalt von Energieträgern 
     ausgerichtet werden. Eine solche CO2-orientierte Steuerreform 
     sollte sozialverträglich gestaltet werden, indem zusätzliche 
     Steuereinnahmen zur Kompensation von wirtschaftlich schwachen 
     Haushalten verwendet werden, die von Energiepreiserhöhungen 
     besonders betroffen sind."
   - Die Anreizregulierung für Betreiber von Stromnetzen müsse so 
     angepasst werden, dass sich der Betrieb bereits marktreifer 
     innovativer Anlagen und Geschäftsmodelle, die das Stromnetz 
     stabilisieren bzw. netzdienlich sind, lohne.
   - Damit sich die gesamtwirtschaftlichen Vorteile von 
     Flexibilisierungsoptionen in Stromangebot und -nachfrage auch 
     betriebswirtschaftlich rechneten, müsse eine Reform der 
     Netzentgelte erfolgen, bei der die tatsächlichen Kosten der 
     Stromnetznutzung räumlich und zeitlich abgebildet würden. "Nur 
     so können innovative Technologien wie dezentrale Speicher oder 
     Power-to-X ausreichend rentabel werden - dann werden sie in 
     ihrer Marktdurchsetzung auch nicht mehr gehemmt", so die 
     Expertenkommission.
   - Um innovative digitale Geschäftsmodelle für die Energiewende zu 
     befördern, sollten rechtliche Fragen der Datenerhebung bzw. 
     -nutzung zügig geklärt werden.
   - Wegen der herausragenden Bedeutung der Sektorkopplung für die 
     Energiewende müssen die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten 
     und deren Förderung stärker als bisher nach dem 
     Organisationsprinzip der Sektorkopplung ausgerichtet werden.

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mit Sitz in Berlin leistet seit über zehn Jahren wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es dabei, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die EFI Vorschläge für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik. www.e-fi.de

Für Presseanfragen:


Dr. Helge Dauchert
Leiter der EFI-Geschäftsstelle
E-Mail: helge.dauchert@e-fi.de
Tel: 030 / 322 982 562

Original-Content von: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, übermittelt durch news aktuell

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