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Deutschlands großer Streitatlas
Kündigung, Abmahnung & Co.: Menschen in ostdeutschen Bundesländern wehren sich häufiger

Deutschlands großer Streitatlas / Kündigung, Abmahnung & Co.: Menschen in ostdeutschen Bundesländern wehren sich häufiger
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Hamburg (ots)

   - Auch Hamburger liegen vorn bei Ärger im Arbeitsleben
   - Junge Menschen gehen immer häufiger in die Auseinandersetzung
   - Streitwerte nehmen zu

Streitigkeiten im Bereich "Arbeit & Karriere" sind in Ostdeutschland häufiger als in den meisten westdeutschen Bundesländern. Konfliktreich ist das Arbeitsleben auch in Hamburg. Das ist ein Ergebnis aus "Deutschlands großem Streitatlas", für den die ADVOCARD Rechtsschutzversicherung mehr als eine Million Streitigkeiten von Privatpersonen aus Deutschland ausgewertet hat. Mit sechs Streitfällen pro hundert Einwohner wurde im Jahr 2012 in Brandenburg am häufigsten rund um Themen des Arbeitslebens gestritten. Hamburg liegt mit 5,9 Streitigkeiten pro hundert Einwohner direkt dahinter - dicht gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (5,8) und Sachsen-Anhalt (5,7). Die wenigsten Streitfälle rund um "Arbeit & Karriere" gab es im Saarland (3,4). Klassische Streitthemen in diesem Bereich sind unter anderem Kündigungen, Abmahnungen oder Gehaltsstreitigkeiten.

"Wir beobachten in Ostdeutschland in weiten Teilen eine höhere Streitintensität im Arbeitsleben als in den alten Bundesländern. Ausnahmen sehen wir nur in Berlin und Sachsen, wo etwas weniger um dieses Thema gestritten wird", kommentiert Anja-Mareen Decker, Leiterin der Rechtsabteilung von ADVOCARD. "Die Werte nähern sich zwar langfristig den etwas niedrigeren in Westdeutschland an, der Abstand bleibt aber zum Teil sehr deutlich."

Überdurchschnittlich teure und nicht selten langwierige Auseinandersetzungen

Wenn es im Arbeitsleben zu Streitigkeiten kommt, sind häufig hohe Summen im Spiel. In weit mehr als jedem zweiten Fall (55,7 Prozent) wird um mehr als 2.000 Euro gestritten. In 14,3 Prozent der Streitigkeiten geht es um mehr als 10.000 Euro. "Streitigkeiten im Bereich Arbeit und Karriere sind relativ teuer und Streitwerte über 2.000 Euro überwiegen", erläutert Decker. "Wir beobachten zudem einen Anstieg bei den Streitwerten im Zehn-Jahres-Vergleich."

Auch die Streitdauer macht deutlich, dass es sich häufig um Auseinandersetzungen mit vielen Facetten handelt. Über die Hälfte der Streitigkeiten (51,3 Prozent) werden erst nach mehr als einem halben Jahr geklärt. Mehr als jeder dritte Streit im Arbeitsbereich (34,7 Prozent) zieht sich sogar länger als ein Jahr hin.

Weibliche und junge Arbeitnehmer streiten immer häufiger

Junge Arbeitnehmer sind heute streitbereiter als früher, wenn es um die Arbeit geht. Im Jahr 2012 waren die 18- bis 35-Jährigen in gut jedem fünften Rechtsstreit in diesem Bereich involviert. Zehn Jahre zuvor lag ihr Anteil noch bei lediglich 3,2 Prozent. Auch die Frauen werden aktiver: Waren sie im Jahr 2002 noch in 30,4 Prozent der Streitfälle verwickelt, stieg der Wert bis 2012 auf 35,0 Prozent. Die Männer führten im Jahr 2012 fast zwei Drittel der Streitigkeiten im Arbeitsleben (65,0 Prozent).

Ein auffällig starker Rückgang ist dagegen bei den 46- bis 65-Jährigen zu erkennen. Während diese Altersgruppen im Jahr 2002 mit einem Anteil von 60,9 Prozent noch den Großteil der Streitigkeiten führte, waren sie zehn Jahre später "nur" noch in knapp jeden zweiten Streit (49,2 Prozent) involviert. Mit einer Beteiligung an etwas weniger als jedem dritten Streit (32,1 Prozent) liegt die Altersgruppe der 46- bis 55-Jährigen nach wie vor vorn, gefolgt von den 36- bis 45-Jährigen (29,0 Prozent). Deutlich nachgelassen hat im Zehn-Jahres-Verlauf der Anteil der Über-66-Jährigen an Streitigkeiten rund um "Arbeit & Karriere": Er fiel von 10,2 Prozent auf 1,7 Prozent.

"Bei Streitigkeiten rund um "Arbeit & Karriere" hat es in der vergangenen Dekade dynamische Entwicklungen in mehreren Bereichen gegeben", resümiert Anja-Mareen Decker. "Die Streitintensität in Ostdeutschland nähert sich langsam dem Westen an - auch wenn der Unterschied nach wie vor deutlich ist. Junge Arbeitnehmer werden zunehmend streitlustiger, auch der Anteil der Frauen steigt stetig. Dagegen sind ältere Personen weniger häufig in Streitfälle verwickelt."

Tabellen & Details "Deutschlands großer Streitatlas": Arbeit & Karriere

Mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung der Bundesrepublik zeigen sich noch immer deutliche Unterschiede in der Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen in Ost- und Westdeutschland; das schlägt sich auch in der Streitintensität nieder. Zwar nähern sich die Werte langsam dem westdeutschen Niveau an, die Differenz bleibt aber bestehen. Auch in Hamburg kommt es überdurchschnittlich häufig zu Streitigkeiten im Bereich "Arbeit & Karriere". Am harmonischsten ist das Arbeitsleben im Saarland und in Bayern.

Die streitlustigsten          Streitfälle pro 100 Einwohner
Bundesländer beim Thema 
Arbeit & Karriere  
                              2002 2009 2012
1. Brandenburg                9,7  6,6  6,0
2. Hamburg                    7,1  6,8  5,9
3. Mecklenburg-Vorpommern     8,3  6,4  5,8
4. Sachsen-Anhalt             9,1  6,6  5,7
5. Thüringen                  8,6  6,1  5,2
5. Hessen                     6,0  5,8  5,2
7. Nordrhein-Westfalen        5,7  5,5  4,8
7. Berlin                     7,9  5,8  4,8
9. Sachsen                    8,7  6,0  4,7
9. Schleswig-Holstein         5,6  5,1  4,7
11. Baden-Württemberg         4,6  4,7  4,0
11. Niedersachsen             4,8  4,5  4,0
13. Rheinland-Pfalz           4,6  4,7  3,9
14. Bremen                    5,2  4,5  3,8
15. Bayern                    4,0  4,1  3,6
16. Saarland                  4,4  3,9  3,4
Durchschnitt                  6,5  5,4  4,7

Die Streitwerte im Bereich "Arbeit & Karriere" liegen sichtbar höher als im Durchschnitt aller in Deutschland gemeldeten Streitigkeiten. Streitwerte von mehr als 2.000 Euro sind mit einem Anteil von 55,7 Prozent die Regel. Um mehr als 10.000 Euro geht es in 14,3 Prozent der Fälle. Im Zeitverlauf steigen die Streitwerte an.

Streitwert in Euro   Anteil der Streitfälle  Anteil aller 
                     im Bereich Arbeit &     Streitfälle (2012)
                     Karriere in Prozent  
                          2002 2009 2012 
1 bis 2.000               53,7 43,1 44,2      62,3
2.001 bis 4.000           13,4 15,1 14,7      11,6
4.001 bis 10.000          24,1 28,6 26,7      15,1
10.001 bis 50.000          8,3 12,3 13,2       9
50.001 bis 100.000         0,4  0,6  0,8       1,2
100.001 bis 999.999        0,2  0,3  0,3       0,9

Mehr als die Hälfte (51,3 Prozent) der Streitigkeiten rund um "Arbeit & Karriere" ziehen sich länger als ein halbes Jahr hin. Nicht selten können die Auseinandersetzungen erst in mehr als einem Jahr geklärt werden - das ist in 34,7 Prozent der Streitigkeiten der Fall.

Streitdauer         Anteil der Streitfälle  Anteil aller 
                    im Bereich Arbeit &     Streitfälle (2012)
                    Karriere in Prozent  
                         2002 2009 2012 
Bis 3 Monate             22,5 18,1 14,5     12,4
3 Monate bis 6 Monate    27,1 31,9 34,2     32,8
6 Monate bis 1 Jahr      15,7 17,6 16,6     19,4
1 Jahr bis 2 Jahre       28,0 28,0 30,1     27,7
2 Jahre und mehr          6,8  4,4  4,6      7,7

Die Männer sind das streitlustigere Geschlecht, das zeigt sich auch bei Auseinandersetzungen im Arbeitsbereich. Allerdings neigen die Frauen immer häufiger zur Konfrontation. Auffällig ist auch, dass sie im Arbeitsbereich eher in die Auseinandersetzung gehen als im Durchschnitt aller Streitigkeiten.

Geschlecht           Anteil an Streitfällen  Anteil an allen
                     im Bereich Arbeit &     Streitfällen (2012)
                     Karriere in Prozent   
                          2002 2009 2012 
Mann                      69,6 67,1 65,0     68,1
Frau                      30,4 32,9 35,0     31,9

Junge Menschen lassen sich immer häufiger auf eine Auseinandersetzung im Arbeitsleben ein. Im Jahr 2012 waren sie bereits in jedem fünften Fall involviert. Das ist ein massiver Anstieg im Vergleich zum Jahr 2002, als ihr Anteil noch lediglich 3,2 Prozent betrug. Dagegen nahm der Anteil an den Streitigkeiten im Arbeitsbereich bei den 46- bis 55-Jährigen und den 56- bis 65-Jährigen im Zehn-Jahres-Verlauf deutlich ab: Er fiel von 60,9 auf 49,2 Prozent. Stark zurückgegangen von 10,2 auf nur noch 1,7 Prozent ist der Anteil der Über-66-Jährigen.

Altersgruppe         Anteil an Streitfällen   Anteil an allen
                     im Bereich Arbeit &      Streitfällen (2012)
                     Karriere in Prozent  
                          2002 2009 2012 
18 bis 25 Jahre            0,0  0,2  1,7        2,1
26 bis 35 Jahre            3,2 14,0 18,4       17,4
36 bis 45 Jahre           25,6 29,1 29,0       25,1
46 bis 55 Jahre           37,0 33,5 32,1       29,3
56 bis 65 Jahre           23,9 20,1 17,1       16,8
66 Jahre und mehr         10,2  3,0  1,7        9,3

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Sonja Frahm
Besenbinderhof 43
20097 Hamburg
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E-Mail: sonja.frahm@advocard.de
www.advocard.de

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