Alle Storys
Folgen
Keine Story von Deutsche Umwelthilfe e.V. mehr verpassen.

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Druckchemikalie ITX kontaminiert Apfel- und Gemüsesäfte bei Aldi und Lidl

Berlin (ots)

Im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH)
untersuchte Säfte in Kartonverpackungen zeigen teilweise erhebliche 
Verunreinigungen mit Isopropylthioxanthon (ITX) - DUH verlangt von 
Aldi und Lidl Entfernung aus dem Sortiment - Verpackungshersteller 
Tetrapak und Elopak sollen keine ITX-belasteten Getränkekartons mehr 
ausliefern - Von Verbraucherschutzminister Horst Seehofer erwartet 
die DUH, dass er den weiteren Verkauf belasteter Produkte umgehend 
unterbindet
23. 01.2006: Die in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und 
zuletzt in Kroatien aufgetretene Kontamination von Getränken in 
Kartonverpackungen mit der Druckchemikalie Isopropylthioxanton (ITX) 
macht auch vor Deutschland nicht halt. Die im Auftrag der Deutschen 
Umwelthilfe e. V. in der vergangenen Woche durchgeführten, 
stichprobenartigen Untersuchungen unterschiedlicher Karton-Getränke 
ergaben, dass der naturtrübe Aldi-Apfelsaft "Apfelblüte" mit 60 
Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg) und der Lidl-Gemüsesaft "vitafit" 
mit 72 µg/kg belastet war. Der betroffene Apfelsaft war in 
Getränkekartons des norwegischen Verpackungsherstellers Elopak 
verpackt, der Gemüsesaft-Karton stammte vom schwedischen Marktführer 
TetraPak. ITX, eine beim Druck der Verpackungsaufschriften 
eingesetzte Chemikalie zur schnelleren Trocknung der Farbe, geht 
offenbar von der Verpackung in das Getränk über.
Die Untersuchungen wurden von der in Berlin ansässigen 
Gesellschaft für Lebensmittel-Forschung mbH (GfL) durchgeführt. Die 
GfL ist ein auf Frucht- und Gemüsesäfte spezialisiertes, staatlich 
akkreditiertes Prüflabor.
Die DUH forderte die Discounter Aldi und Lidl am heutigen Montag 
in gleich lautenden Schreiben auf, die betroffenen Säfte und alle 
weiteren potenziell ITX-belasteten Produkte aus ihrem Sortiment zu 
entfernen, wie dies in anderen betroffenen Ländern längst geschehen 
sei. Von den Verpackungsherstellern Elopak und TetraPak verlangte die
DUH, keine Verpackungen mehr auszuliefern, von denen Druckchemikalien
wie ITX ins Produkt gelangen können. Nach Informationen der DUH waren
beide Hersteller bereits seit mindestens Anfang September über die 
ITX-Belastungen in unterschiedlichen Getränken unterrichtet, ohne die
Öffentlichkeit entsprechend zu informieren oder die Getränkeabfüller 
und Händler zum Verkaufsstopp aufzufordern.
"Es kann nicht sein, dass in allen betroffenen Ländern die 
belasteten Produkte binnen Stunden aus den Regalen verschwinden, nur 
in Deutschland nicht. Es ist nicht normal, dass Verbraucherinnen und 
Verbraucher, die einen gesunden Apfel- oder vitaminreichen Gemüsesaft
kaufen, gleich noch einen Chemiecocktail gratis mitgeliefert 
bekommen", so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Auch wenn die 
Industrie versuche, das Gegenteil zu suggerieren, sei bisher 
keineswegs erwiesen, dass ITX gesundheitlich unbedenklich sei. Bisher
lägen entwarnende Untersuchungen nur zur Frage einer 
erbgutverändernden Wirkung von ITX vor, die noch dazu von der 
Industrie selbst in Auftrag gegeben worden seien. Über mögliche 
andere gesundheitsschädigende Wirkungen von ITX gebe es dagegen keine
Untersuchungen. Die Europäische Agentur für Nahrungsmittelsicherheit 
EFSA hatte Anfang Dezember 2005 eine entwarnende Stellungnahme zu ITX
mit dem Hinweis relativiert, es gebe Datenmaterial nur über mögliche 
gentoxische Wirkungen. Auch das dem Verbraucherschutzministerium 
unterstellte Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in
einer Stellungnahme vom 25. November 2005 auf die mangelnde Datenlage
für eine vollständige toxikologische Bewertung hingewiesen.
"ITX und andere Druckchemikalien haben in Getränken nichts zu 
suchen", sagte Resch. Es sei erschreckend, dass über die möglichen 
gesundheitsschädlichen Wirkungen von Stoffen wie ITX, die ganz 
offensichtlich in großem Stil mit Lebensmitteln in Kontakt kämen, so 
wenig bekannt sei. Deshalb müsse die einfache Regel gelten: "Wer 
Apfelsaft kauft, muss sich darauf verlassen können, dass Apfelsaft 
drin ist und nicht als Beilage ITX".
Die DUH forderte Verbraucherschutzminister Horst Seehofer und die 
in den Ländern zuständigen Ressortchefs auf, dem Beispiel ihres 
italienischen Kollegen zu folgen und umfassend nach ITX in 
Kartonverpackungen fahnden zu lassen. Wenn Monate nach der ersten 
Aufdeckung immer noch Verunreinigungen festgestellt werden könnten, 
sei die Industrie gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz, 
offensichtlich nicht in der Lage, das Problem schnell und umfassend 
zu lösen. Es sei Aufgabe des Staates und nicht der DUH, seine Bürger 
vor verseuchten Lebensmitteln zu schützen. "Seehofer muss jetzt 
Konsequenzen ziehen ", drängt der DUH-Bundesgeschäftsführer. "Wir 
brauchen Klarheit über das Ausmaß der ITX-Kontamination in 
Deutschland." Resch erinnerte daran, dass die DUH stichprobenartig 
zehn Proben hatte untersuchen lassen, von denen sich zwei als 
belastet herausstellten. Resch: Man mag sich gar nicht ausmalen, was 
zu Tage kommt, wenn unsere Analysen systematisch ausgeweitet werden."
Bereits im November war ITX in italienischer Baby-Milch 
festgestellt worden. Damals waren die Produkte ausschließlich in 
Getränkekartons des schwedischen Herstellers TetraPak abgefüllt 
gewesen. In der Folge wurden über 2 Millionen Liter allein des 
Herstellers Nestlé vom Markt genommen. Dasselbe geschah mit 
vergleichbaren Produkten in Spanien, Portugal und Frankreich. Noch 
vor der Veröffentlichung der EFSA-Stellungnahme verkündete TetraPak 
Ende November in Italien auf ganzseitigen Zeitungsanzeigen, der Stoff
sei zwar gesundheitlich unbedenklich, man werde aber dennoch seine 
Verwendung bei der Kartonherstellung rasch stoppen. Für die voreilige
Entwarnung wurde TetraPak später von der EU gerügt. Im Januar 
schließlich stellte die kroatische Nahrungsmittelagentur ITX in 
österreichischen Fruchtsäften fest. 33.000 Getränkekartons wurden 
daraufhin konfisziert.
Die von der DUH initiierten ITX-Untersuchungen bei Aldi und Lidl 
betreffen nun erstmals nicht mehr nur TetraPak, sondern auch dessen 
norwegischen Konkurrenten Elopak, in dessen Kartons der 
Aldi-Apfelsaft vertrieben wird. Betroffen sind auch nicht mehr nur 
Milchgetränke, sondern wie in Kroatien Fruchtsäfte. Die Meldungen aus
Kroatien hatten die Deutsche Umwelthilfe, die als einziger 
Umweltverband gleichzeitig als klageberechtigte 
Verbraucherschutzorganisation agiert, zu den jetzt veröffentlichten 
Untersuchungen veranlasst. Aldi und Lidl sind die größten 
Fruchtsaftverkäufer auf dem deutschen Markt. Insgesamt werden über 
Discounter etwa 60 Prozent der Fruchtsaftgetränke vertrieben.
Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V., (DUH) 
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, (www.duh.de), Tel.: 030/258986-0, 
mobil 0171/3649170, E-Mail:resch@duh.de
Gerd Rosenkranz, Leiter Politik DUH; Hackescher Markt 4; 10178 
Berlin; Tel.: 030/258986-0, mobil 0171/3649170, 
E-Mail:rosenkranz@duh.de
Eva Leonhardt, Projektleiterin Kreislaufwirtschaft, Hackescher Markt 
4, 10178 Berlin Tel.: 030/258986-12, Fax.: 030/258986-19, mobil: 
0151/16716545, E-Mail:  leonhardt@duh.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Weitere Storys: Deutsche Umwelthilfe e.V.