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Deutsche Umwelthilfe e.V.

"Grüner Punkt" als schwarzes Loch?

Berlin (ots)

Deutsche Umwelthilfe verlangt Aufklärung über den
Verbleib mehrerer hundert Millionen Euro, die möglicherweise im 
Rahmen der Übernahme des Dualen Systems Deutschland (DSD) durch den 
US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts Co (KKR) seit Anfang 2005 
versickert sind - Schreiben an DSD und Bundesminister Gabriel und 
Seehofer
12. September 2006: In Schreiben an die Duales System Deutschland 
GmbH (DSD) in Köln und die Bundesminister Sigmar Gabriel (SPD) und 
Horst Seehofer (CSU) hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) 
Aufklärung über den Verbleib von Rückstellungen in Höhe von mehreren 
hundert Millionen Euro verlangt, die im Zuge der Übernahme des DSD 
("Grüner Punkt") durch den US-amerikanischen Finanzinvestor Kohlberg 
Kravis Roberts Co (KKR) Anfang 2005 dem Unternehmen möglicherweise 
rechtswidrig entnommen worden sind.
KKR habe bei der Übernahme Aktien der damaligen Aktiengesellschaft
DSD im Wert von 260 Millionen Euro gekauft. Dem hätten zum 31. 
Dezember 2004 allein liquide Mittel im Wert von 836 Millionen Euro 
gegenübergestanden, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. 
"Von den beim DSD gebildeten Rücklagen und Rückstellungen in Höhe von
ca. 800 Mio Euro gehört ein großer Teil eindeutig den 
Verbraucherinnen und Verbrauchern, die bei ihren täglichen Einkäufen 
für ein hochwertiges Recycling von Grünen-Punkt-Verpackungen gezahlt 
haben und dies weiter tun. Es darf nicht sein, dass derartige Summen 
- bei wem auch immer - versickern. Diese Gelder müssen für die 
ordnungsgemäße Rücknahme und Verwertung der Verpackungen  eingesetzt 
oder an die Verbraucher zurückgegeben werden", forderte Resch im 
Namen der DUH, die nicht nur als Umweltschutzverband, sondern auch 
als klageberechtigte Verbraucherschutzorganisation aktiv ist.
Die Kölner Duales System Deutschland GmbH (DSD) betreibt den 
"Grünen Punkt", das bundesweite System zur Erfassung und Verwertung 
gebrauchter Verkaufsverpackungen. Die Gesellschaft wurde 1991 von 
Industrie und Handel zu ihrer Entpflichtung von individuellen 
Rücknahme- und Verwertungsverpflichtungen aus der 
Verpackungsverordnung gegründet und arbeitete zunächst als 
Non-Profit-Unternehmen. Im Dezember 1992 erhielt DSD von allen 
Bundesländern die Anerkennung als flächendeckend agierendes System 
unter klar definierten Auflagen. Die wesentliche Auflage war die 
Pflicht, Rückstellungen für den Fall der Einstellung des 
Systembetriebs in ausreichender Höhe zu bilden. Es handelt sich 
deshalb bei der Bildung von Rückstellungen nicht um eine freiwillige 
Entscheidung von DSD, sondern um die Erfüllung einer 
öffentlich-rechtlichen Pflicht, ohne deren Einhaltung die Anerkennung
von DSD zu widerrufen wäre.
Zum 1. Januar 2005 wurde das DSD von KKR übernommen und in ein 
profitorientiertes Unternehmen umgewandelt. Dem Kaufpreis für die 
Aktien in Höhe von 260 Millionen Euro standen liquide Mittel von 836 
Millionen Euro gegenüber, wovon 814 Millionen Euro durch 
Verbindlichkeiten gedeckt waren.
Das DSD erzielt seine Einnahmen nahezu ausschließlich aus 
Lizenzverträgen für den Grünen Punkt, der Verpackungen kennzeichnet, 
die an dem vom DSD betriebenen Sammel- und Verwertungssystem 
teilnehmen. Die Recyclingkosten werden dadurch Bestandteil des vom 
Verbraucher zu bezahlenden Kaufpreises. Insoweit verlangten Politiker
schon zum Zeitpunkt des Verkaufs des DSD an KKR, dass die Differenz 
zwischen Kaufpreis und liquiden Mitteln den Verbrauchern gehörten und
an sie ausgezahlt werden müssten. Dem entgegnete DSD im Dezember 
2004, dass die Rückstellungen von den Wirtschaftsprüfern und 
Finanzbehörden als notwendig anerkannt wurden und "insoweit nicht für
eine Auszahlung an gegenwärtige oder künftige Aktionäre zur Verfügung
stehen."
Zwischenzeitlich wurde DSD von einer Aktiengesellschaft in eine 
GmbH umgewandelt. Sie unterliegt damit nicht mehr den zuvor 
bestehenden Veröffentlichungspflichten. KKR hatte seinerzeit 
versichert, das DSD an die Börse bringen zu wollen. Resch: "Es ist 
schon ein merkwürdiges Vorgehen, ein Unternehmen zur Vorbereitung auf
den Börsengang von einer AG in eine GmbH zu verwandeln. Da drängt 
sich schon die Frage auf, ob KKR sich - ganz im Gegensatz zu den 
Verlautbarungen aus dem Dezember 2004 - inzwischen aus den 
Millionenrückstellungen bedient hat."
Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) hat daher das DSD gestern 
schriftlich aufgefordert, den Verbleib der zum 31. Dezember 2004 noch
bestandenen bzw. die Höhe der heute noch bestehenden Rückstellungen 
kurzfristig mitzuteilen.
Die DUH hat zudem Umweltminister Gabriel und 
Verbraucherschutzminister Seehofer aufgefordert, das DSD bzw. KKR zu 
veranlassen, für Transparenz zu sorgen. Kurzfristig sei die aktuelle 
Höhe der Rückstellungen und deren Zusammensetzung nachzuweisen. 
Sollten die Rückstellungen inzwischen zum Teil aufgelöst worden sein,
müsste das DSD nach Überzeugung der DUH den Nachweis führen, dass und
wie sie an die Verbraucher zurück gegeben wurden.
Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e. V., Bundesgeschäftsführer, 
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: Mobil.: 0171 3649170, Fax.: 
030 258986-19, E-Mail:  resch@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e. V., Leiter Politik, 
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 258986-0, Fax.: 030 
258986-19, Mobil: 0171 5660577,
E-Mail:  rosenkranz@duh.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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