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Den Wortbruch der Atomkonzerne mit Wechsel zu Ökostrom-Anbietern beantworten

Berlin (ots)

Zum Antrag der Energie Baden-Württemberg (EnBW) auf
Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Neckarwestheim 1 erklärt 
das Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen":
Den Wortbruch der Atomkonzerne mit Wechsel zu Ökostrom-Anbietern 
beantworten
Die Strategie des Wortbruchs der deutschen Atomkraftwerksbetreiber
erreicht mit dem heutigen Antrag der Energie Baden-Württemberg (EnBW)
auf Laufzeitverlängerung für den Altreaktor Neckarwestheim 1 einen 
neuen Höhepunkt. Nach dem Essener Stromkonzern RWE demonstrieren 
jetzt auch das Karlsruher Unternehmen und sein Vorstandsvorsitzender 
Utz Claassen, dass ihnen vertragliche Verpflichtungen, eigene 
Beteuerungen oder die Wünsche der Mehrheit ihrer Kunden wenig, die 
Aussicht auf Milliardenprofite aber alles bedeuten.
Vor nicht einmal zwei Jahren erklärte Claassen zur auch von EnBW 
unterzeichneten Atomkonsens-Vereinbarung zwischen Regierung und 
Stromwirtschaft: "Die Industrie kann nicht Planungssicherheit 
verlangen und dann in Frage stellen, was sie selbst mit verhandelt, 
vereinbart und unterschrieben hat." Im September diesen Jahres 
kündigte derselbe Manager nicht nur den jetzt erfolgten Antrag zur 
Verlängerung der Laufzeit für Neckarwestheim 1 an, sondern erklärte 
ihn gleichzeitig zum ersten Schritt seines Unternehmens auf dem Weg 
zur vollständigen Aufkündigung des Atomausstiegs. Claassen: "Solange 
eine generelle Laufzeitverlängerung nicht geklärt ist, wollen wir 
Reststrommengen anderer Kraftwerke auf Neckarwestheim 1 übertragen."
Die vier dominierenden Stromkonzerne EnBW, RWE, Vattenfall und 
E.ON nötigen mit diesem Vorgehen die Politik, den Atomausstieg 
rückgängig zu machen. Einzig und allein wegen der Milliardengewinne 
beim Weiterbetrieb ihrer abgeschriebenen Altmeiler setzen sie sich 
über die Sicherheitsinteressen der Bevölkerung hinweg. Doch niemand 
ist hierzulande gezwungen, Atomstrom zu kaufen. Die im  
Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen!" zusammengeschlossenen 
Umweltverbände, Verbraucherschutzorganisationen und 
Anti-Atomkraft-Initiativen rufen deshalb die Bürgerinnen und Bürger, 
die privaten Haushalte und Gewerbetreibenden, Unternehmen und 
Kirchen, öffentliche Verwaltungen und die von den Konzernen 
unabhängigen Stadtwerke auf, jetzt die Vertragsbeziehungen zur 
Energie Baden-Württemberg (mit deren Strommarken "EnBW", "Yello" und 
"NaturEnergie") und zu den anderen wortbrüchigen 
Atomkraftwerksbetreibern aufzukündigen und den Atomausstieg selbst zu
vollziehen. "Handeln Sie jetzt. Machen Sie Atomstrom zu einer immer 
schwerer verkäuflichen Ware. Wechseln Sie noch heute zu 
Ökostrom-Versorgern, die Elektrizität aus den erneuerbaren Energien 
Sonne, Wind, Wasser und Biomasse und hocheffizienter 
Energieumwandlung bereitstellen. Sie werden sehen: Es fühlt sich 
angenehm an, mit sauberem Strom versorgt zu werden", heißt es in 
einer Erklärung des Aktionsbündnisses.
Mit enormem propagandistischen und finanziellen Aufwand hat die 
Energie Baden-Württemberg in den zurückliegenden Monaten ihren 
Wortbruch vorbereitet. Zunächst wurde in Berlin ein aufwändiger 
Klimaschutzkongress veranstaltet, dann ein großes Publikum zur 
Vorführung des Films "Eine unbequeme Wahrheit" geladen und so 
versucht, vom Glanz des Klima-Engagements des früheren 
US-Vize-Präsidenten Al Gore zu profitieren. Schließlich wurden in 
großen Zeitungen Anzeigen geschaltet, die Atomkraftwerke nicht als 
Hochrisikotechnologie, sondern als romantisierte Biotope zeigen. 
Gleichzeitig hat EnBW kürzlich den Bau eines großen Steinkohlemeilers
bei Karlsruhe angekündigt. Gemeinsam mit der Mitteldeutschen 
Braunkohlegesellschaft (Mibrag) plant der Konzern außerdem beim 
sachsen-anhaltinischen Ort Profen ein 660 
Megawatt-Braunkohlekraftwerk, das erheblich mehr Treibhausgase pro 
erzeugte Kilowattstunde ausstoßen würde als alle anderen 
Kraftwerkstypen. Noch am vergangenen Wochenende unterzeichnete der 
EnBW-Vorstandschef mit anderen Spitzenmanagern den offenen Brief des 
BDI gegen die Klimaschutzanstrengungen der EU-Kommission. All das 
entlarvt die Klimaschutzbeteuerungen des EnBW-Chefs als pure 
Propaganda.
Wie zuvor der RWE-Konzern will EnBW sein ältestes Atomkraftwerk 
und das zweitälteste in Deutschland (Neckarwestheim 1, kommerzieller 
Start 1976) länger betreiben als im Atomkonsens vorgesehen. Dafür 
soll sich die Laufzeit des jüngsten Meilers in Deutschland am selben 
Standort (Neckarwestheim 2, kommerzieller Start 1989) verkürzen. 
Dieses Vorgehen steht im diametralen Gegensatz zum Sinn der 
Strommengenregelung. Sie sollte die Möglichkeit eröffnen, 
Altreaktoren mit besonders fragwürdiger Sicherheit früher als geplant
abzuschalten und dafür später errichtete Anlagen länger laufen zu 
lassen. Das Gegenteil ist jetzt geplant. Dahinter steht die Absicht, 
die Atomvereinbarung solange ins Leere laufen zu lassen, bis eine den
Konzernen genehme Regierung gewählt ist und diese sich vom 
Atomausstieg verabschiedet. Katastrophenrisiken und die ungeklärte 
Entsorgung des Atommülls spielen bei diesen Planungen keine Rolle. 
Durchschnittlich können die Konzerne pro Reaktor und zusätzlichem 
Betriebsjahr mit Extragewinnen von 300 Millionen Euro rechnen, in 
Neckarwestheim (Bruttoleistung 840 Megawatt) wären es rund 200 
Millionen Euro pro Jahr.
Es geht bei dieser Operation um Sonderprofite und nichts anderes. 
Die vom Stuttgarter Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU) 
mehrfach wiederholte Ankündigung, EnBW werde einen Teil seiner 
Zusatzgewinne abtreten, damit Land und Konzern gemeinsam die 
erneuerbaren Energietechnologien weiterentwickeln, bereitet nur einen
neuen Propagandacoup vor. Der Versuch von EnBW - ein Konzern, der im 
Gegensatz zu RWE, Vattenfall und E.ON nicht über eine eigene fossile 
Brennstoffbasis verfügt -, sich mit der mittelfristigen Orientierung 
auf erneuerbare Energien "zukunftsfest" zu machen, wird als 
großzügiges Geschenk an die Allgemeinheit verkauft. Doch in 
Wirklichkeit ist es umgekehrt. Der Staat würde EnBW durch die 
Gestattung von AKW-Laufzeitverlängerungen Sondereinnahmen bescheren, 
die das Unternehmen bei - unausweichlichen - Investitionen in die 
eigene Zukunft entlasten.
Mehr Information finden Sie unter: 
www.atomausstieg-selber-machen.de oder infoline: 0800-7626852

Pressekontakt:

Für Rückfragen:
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche
Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin;
Tel.: 030 258986-0, Fax: 030 258986-19, Mobil: 0171 5660577,
E-Mail: rosenkranz@duh.de
Volker Neubeck, Projektkoordinator, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 258986-17,
Fax: 030 258986-19, E-Mail: neubeck@duh.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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