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Der Tagesspiegel: Neuer Streit um die Online-Durchsuchung: Gesetzesberatungen derzeit blockiert

Berlin (ots)

Bei den Verhandlungen um ein  Gesetz zur
Online-Durchsuchung gibt es neue Schwierigkeiten. Der 
SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz  sagte, er lehne eine der 
vorgesehenen Varianten des Fahndungsinstruments ab: Für die 
Online-Durchsuchung in die Wohnung eines Verdächtigen einzudringen. 
Ohne diesen direkten Zugriff auf einen Rechner allerdings halten 
Fachleute und die Union das Instrument für absolut unzureichend.
Wiefelspütz ist "der persönlichen Überzeugung", sagte er dem 
Tagesspiegel, "dass die SPD den heimlichen Eintritt in die Wohnung 
nicht mitmachen wird". Um diesen Weg in ein Gesetz für die 
online-Fahndung zu schreiben (das seit Monaten brach liegende Gesetz 
über erweiterte Befugnisse für das Bundeskriminalamt), müsste man 
nach seiner Ansicht die Verfassung ändern. Denn Artikel 13 im 
Grundgesetz über die "Unverletzlichkeit der Wohnung", stünde dem 
entgegen. "Mit uns wird es aber auf gar keinen Fall eine 
Verfassungsänderung geben", betont Wiefelspütz. Auch hier geht er 
davon aus, dass seine Parteikollegen dieser Auffassung folgen. Die 
Frage sei eine grundsätzliche, weil sie das Vertrauen der Bürger in 
den Staat berühre. "Es ist sehr sehr relevant für das Verhältnis von 
Staat und Bürger."
Der Innenexperte der Union und Berichterstatter für das Thema 
online-Durchsuchung, Clemens Binninger (CDU), drängt die SPD, ihre 
Bedenken aufzugeben. "Es liegt doch in der Natur der Sache, dass wir,
wenn wir den Sicherheitsbehörden aus guten Gründen die 
online-Durchsuchung erlauben, ihnen auch die Möglichkeit geben 
müssen, im Bedarfsfall physisch auf den Rechner zuzugreifen." Dabei 
handele es sich schließlich nicht um eine Durchsuchung der Wohnung 
des Verdächtigen, sondern lediglich um ein Betreten. "Und das ist von
der heutigen Verfassungslage im Bereich der Gefahrenabwehr gedeckt."
Im Bundesinnenministerium wollte man den Vorgang am Mittwoch nicht
kommentieren. Und beim Justizministerium heißt es nur: "Die 
Ressortabstimmung läuft und ist noch nicht abgeschlossen".
Sah es nach dem Karlsruher Spruch so aus, als würde ein Gesetz für
die dem Urteil entsprechend eingeschränkte online-Durchsuchung (nur 
in Fällen konkreter Gefahr für Menschenleben oder zentrale staatliche
Infrastruktur) jetzt in Verhandlungen zwischen Bundesinnenministerium
(BMI) und Bundesjustizministerium in Kürze erstellt, sind auch diese 
Gespräche zumindest auf Fachebene derzeit offenbar blockiert. An der 
Frage des Einbruchs in die Wohnung können sich die Fachleute wohl 
nicht so recht einigen. Ein Gespräch der Staatssekretär beider 
Ministerien soll Klärung bringen, ob oder wie eine politische 
Einigung noch möglich ist. Ein konkreter Termin dafür war am Mittwoch
noch nicht vereinbart.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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