Pressestimmen: Zur Revolte in der SPD
Berlin (ots)
Muss Wolfgang Clement nun 700000 Einzelgespräche führen, um jeden Sozialdemokraten von der Notwendigkeit der rot-grünen Reformen zu überzeugen? Die SPD-Führung hat sich zu einem Sonderparteitag durchgerungen - nun kann jedes einfache Mitglied entscheiden, ob ihr Kanzler das Projekt durchziehen darf, an dem seine ganze Regierung hängt. Da zählt jede Stimme. Die Not der SPD-Spitze ist selbst verschuldet. Schröder ist mit seinem von der traditionellen Kommunikationskultur der SPD entkoppelten Pragmatismus weit gekommen. So weit, dass manche schon fürchten, nach seiner Kanzlerschaft bleibe nur eine entseelte Partei zurück. Deshalb geht es nun nicht mehr nur um die Sache, sondern auch um Selbstbewusstsein. Geschickter als bisher muss sich die Parteispitze anstellen, wenn sie die Diskussion lenken will, statt die parteiinternen Kritiker weiter durch Blockade anzustacheln. Sonst wird die SPD bald viel Zeit haben, ihre Debattenkultur zu voller Blüte zu führen - während andere das Land regieren. Die letzte Phase sozialdemokratischer Selbstfindung dauerte immerhin 16 Jahre.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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