Der Tagesspiegel: Heulen vor lachen: Die Berliner Rockband "Die Ärzte" im Interview
Berlin (ots)
Die Berliner Rockband "Die Ärzte" wehren sich gegen ihr Image als immer nur lustige Rockband. "Wir sind keine Spaßcombo", sagt Gitarrist Farin Urlaub im Interview mit allen drei Bandmitgliedern dem Tagesspiegel am Mittwoch (1. Oktober 2003). "Wir singen auch gegen Nazis, und das ist verdammt nochmal nicht lustig." Das Image in der Öffentlichkeit "nervt", sagt Drummer Bela. B. "Wir sind keine Berliner Blödelbarden, und auch nicht die Dieter Hallervordens der Musikbranche." Die "Ärzte" haben am Montag ihr neues Album "Geräusch" auf den Markt gebracht. Es wirkt härter, sachlicher, es ist das 18. Album der Band. Einen Berlin-Bezug hat es erneut nicht - obwohl die Ärzte gerne betonen, dass sie aus der Hauptstadt kommen. Im Tagesspiegel am Mittwoch begründet das Bela B. so: "Sollen wir unsere Heimat als die beste Stadt der Welt abfeiern? Nee, darauf habe ich keinen Bock, das ist Lokalpatriotismus, das sollen mal schön andere machen. Auch ich bin stolz Berliner zu sein, aber ich muss damit nicht angeben". Bela B. wohnt derzeit in Hamburg, er hat Berlin nach dem Mauerfall "auch" wegen der "Immobilienhaie und dieser Goldgräbermentalität" verlassen. Farin Urlaub, der sich in der Lüneburger Heide zurückgezogen hat, kündigt jedoch im Tagesspiegel-Interview am Mittwoch an, dass "ich vielleicht bald zurückkehre", nicht direkt in die Hauptstadt, "sondern ins Umland".
Ihr Privatleben werden die Ärzte weiterhin energisch schützen. "Wenn ich über einen roten Teppich laufe und zu allem meinen Senf abgebe, dann bin ich damit einverstanden, dass der Boulevard mich ausschlachtet. Diesen Deal machen wir nicht", sagt Farin Urlaub. Auch auf Galas oder große Musikveranstaltungen gehen sie nicht gern. "Ich habe auch keinen Bock, mich neben einen Typen wie DJ Bobo zu stellen", sagt Bela B. "Der mag ja nett sein, aber seine Musik ist furchtbar." Wie gut die Ärzte-Fans das neue Album finden, wird sich bald herausstellen. Im Dezember gehen sie mit Fettes Brot auf Tour, im Sommer 2004 beginnt die "Unrockstar"-Tour. Im Juni 2004 treten die Ärzte dann in der Berliner Wuhlheide auf. Ob das neue Album gut oder schlecht ist, wird kaum entscheidend auf die Vorverkaufszahlen sein: Denn die drei Konzerte sind mit knapp 50 000 Zuschauern schon jetzt so gut wie ausverkauft. Einer der Gründe: Als Vorband werden in Berlin "Village People" auftreten. "Wir, als Erfinder des Punks", sagte Bela B. im Tagesspiegel-Interview, "auf einer Bühne mit den Disco-Boys der Siebzigerjahre. Das wird die Absurdität des Jahrhunderts. Die Village People sind unser Meisterwerk."
Als neuer Hit könnte sich das Lied "Jag Älskar Sverige!" entwickeln. Die Ärzte singen darin über Schweden - hinterlegt ist der Song allerdings mit karibischen Klängen. "Die wahre Geschichte sieht so aus: Ich habe ein Lied geschrieben. Den beiden hat aber der Text nicht gefallen - mir aber die Melodie. Also haben wir uns einen Kompromiss geeinigt. Das fügt sich jetzt wunderbar", sagt Farin Urlaub dem Tagesspiegel. Es passe alles, karibische Klänge und ein Lied über Schweden. Sein Kommentar: "Diese Blumenketten, dieses Aloahe am Flughafen von Malmö ..." Ein bisschen Spaß darf eben doch sein.
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