Der Tagesspiegel: Mordfall Lindh: Palme-Chefermittler kritisiert Sicherheitspolizei
Berlin (ots)
Der Chefinspektor der Palme-Mordkommission, Stig Edqvist, hat sich zum ersten Mal zum Fall der ermordeten schwedischen Außenministerin Anna Lindh geäußert. Dem "Tagesspiegel" (Montag-Ausgabe) sagte er: Dass die Sicherheitspolizei Säpo nicht genug Ressourcen hat, um alle Regierungsmitglieder unter permanenten Per-sonenschutz zu stellen, ist ein Faktum, das zwischen Regierung und Säpo festge-legt wurde. Da haben beide Seiten eine Schuld zu tragen." Wenn die Regierung permanenten Schutz für alle Minister wolle, müsse die Säpo die Mittel dafür auch bekommen. Edqvist sagte, beide Seiten hätten seit dem Palme-Mord 1986 mehr darüber nachdenken müssen, die Sicherheit zu verstärken.
Als einer der ranghöchsten Polizeibeamten Schwedens kritisierte er die Säpo aber auch scharf: Es ist Aufgabe der Sicherheitspolizei festzulegen, welche Politiker gefährdet sind und welche nicht. Anna Lindh war augenscheinlich sehr gefährdet, und dass die Säpo das nicht so sah, war ein grober und tragischer Fehler."
Zu den Ermittlungen der Stockholmer Polizei im Fall Lindh äußerte sich Edqvist, der seit sechs Jahren die Palme-Mordkommission leitet, weitgehend positiv. Am Anfang wurden zwar Fehler gemacht, aber die neueren Ergebnisse der Polizei zeugen insgesamt von einer sehr erfolgreichen Arbeit." Der größte Fehler sei es gewesen, die Kaufhausbilder zu veröffentlichen. Dadurch hätten Augenzeugen beeinflusst werden können. Ich habe die Bilder am 12. September nachmittags per E-Mail bekommen. Am nächsten Morgen waren sie schon bei den Boulevardzeitungen im Internet zu sehen", sagte Edqvist. Inzwischen gebe es interne Ermittlungen. Wir wollen wissen, wer sich innerhalb der Polizei unrechtmäßig Zugang zu den Lindh-Daten verschafft hat. Die Veröffentlichung der Bilder war keine von der Polizei beabsichtigte Aktion."
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