Der Tagesspiegel: Regierungsberater: Qualität in Kliniken bleibt ungesichert Lauterbach nennt Vereinbarung eine Ohrfeige für die Patienten
Berlin (ots)
Als große Enttäuschung und Ohrfeige für die Patienten hat der Gesundheitsökonom Karl Lauterbach die Vereinbarung zur Qualitätssicherung in Krankenhäusern bezeichnet. Mit ihrer Festlegung auf Mindestmengen für nur fünf seltene Operationen habe die Selbstverwaltung zwar ein entsprechendes Gesetz von 2001 formal umgesetzt, inhaltlich aber blockiert, sagte der Berater von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitagsausgabe). Es sei ihm ein Rätsel, wie die Krankenkassen dem zustimmen konnten. Damit lasse sich Versor-gungsqualität überhaupt nicht beeinflussen.
Lauterbach kritisierte, dass in der Vereinbarung alle Leistungen ausgeklammert seien, für die das Mindestmengenkonzept gedacht gewesen sei: Brust- und Prostatakrebs-Eingriffe, Bypassoperationen, Herzkathederuntersuchungen, Kniegelenks- und Hüftoperationen. Hier nämlich gebe es einen klar belegten Zusammenhang zwischen der Häufigkeit und der Qualität der Eingriffe. Lauterbachs Fazit: Die Selbstverwaltung hat das Prestige der Chefärzte höher gestellt als das Gesundheitsinteresse der Patienten.
Der Chef des Klinikärzteverbands Marburger Bund, Frank Ulrich Montgomery, wies die Kritik zurück. Man dürfe das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, sagte er dem Tagesspiegel. Wenn jemand immer nur eine Sache macht, kann er diese Sache auch perfekt falsch machen. Zudem sei oft auch Eile geboten. Wenn ich ei-nen Bypass- Patienten wegen niedriger Operationszahlen anderswohin transportieren muss, gehe ich damit auch ein hohes Risiko ein.
Mindestmengen gingen immer auf Kosten kleinerer Häuser, argumentiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). Es sei aber erklärter Wille von Regierung und Selbstverwaltung, die flächendeckende Versorgung in Deutschland nicht zu gefährden. Wir wollen nicht nur riesige Zentren, sagte DKG-Sprecher Andreas Priefler dem "Tagesspiegel". Dennoch sei das Mindestmengenkonzept nur ein Anfang. Wir werden es jährlich anpassen und unter Umständen auch erweitern."
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, Ressort Politik, Telefon 030/26009-389
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
Rückfragen bitte an:
Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de
Original-Content von: Der Tagesspiegel, übermittelt durch news aktuell