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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Interview mit Peter Struck zu Auslandseinsätzen, Standortschließungen, US-Truppenabzug

Berlin (ots)

Berlin. Die Bundeswehr muss sich aus Sicht von
Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) auf weitere Einsätze
in Afrika einstellen. Der SPD-Politiker sagte dem Tagesspiegel am
Sonntag, „dass Deutschland auf dem europäischen Kontinent eine
besondere Verantwortung übernehmen muss, ist für mich eine
Selbstverständlichkeit. Das gleiche gilt für Afrika. Auch dort sind
wir in der Pflicht.“ Man könne sich zwar versuchen damit
herauszureden, „dass unsere Kolonialzeit schon lange vorbei ist. Aber
wenn man verfolgt, dass Terroristen über Nordafrika auch auf unseren
Konti-nent kommen, dann muss man sehen, dass wir dort auch eine
besondere Verantwortung wahrneh-men müssen.“ Dies gelte aber immer
unter der Voraussetzung eines UN-Beschlusses, mit dem Deutschland,
die EU oder die Nato um Hilfe gebeten würde. Struck sagte zu
möglichen Einsatzgebieten der Bundeswehr weiter: „Mal abgesehen von
dem gene-rellen Punkt, dass ein Land wie Deutschland eigentlich dort
eingreifen müsste, wo Menschenrechte verletzt und Menschen ermordet
werden, weil sie einer Minderheit angehören, geht es auch um eine
gewisse geographische Nähe. Afghanistan ist eine Ausnahme, die sich
historisch ergeben hat.“ Der Verteidigungsminister bezeichnete die
Missionen zum Beispiel in Bosnien und Afghanistan als „zwingend
notwendig“, räumte aber ein, dass die Entwicklungen mehr Zeit in
Anspruch nehmen als erwartet. „Unsere Vorstellung, dass sich sehr
schnell wieder Normalität einstellt, sobald man durch einen
Militäreinsatz einigermaßen Ruhe geschaffen hat, wird durch die
Realität widerlegt. Es dauert alles sehr viel länger.“ Im Hinblick
auf die geplanten Schließungen von weiteren 100 Bundeswehrstandorten
bis 2010 und den Abzug von US-Truppen aus Deutschland sagte Struck,
er habe mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vereinbart, die
Überlegungen zu koordinieren. Dies beziehe sich vor allem auf die
Länder Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden- Württemberg und Bayern. Struck
machte deutlich, dass nur die US- Basis in Ramstein garantiert
erhalten bleibe. „Alles andere steht zur Disposition.“ Allerdings
könne es durchaus sein, „dass wir Standorte übernehmen, die die
US-Truppen aufgeben“. Struck sagte, er wisse, „die schweren Zeiten
kommen erst noch“ – wenn Ende des Jahres über die
Stand-ortschließungen zu entscheiden sei. Der Verteidigungsminister
dementierte Spekulationen, er werde im Zuge einer möglichen
Kabinett-sumbildung auf einen anderen Posten wechseln. Struck sagte:
„Nehmen Sie das Kanzlerwort: ,Jeder bleibt da, wo er ist’ – auch der
Verteidigungsminister.“
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Politik, Sven Lemkemeyer
phone.: ++49 30 260 09 549, fax: ++49 30 260 09 416
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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